Daimler Trucks forscht mit Volvo

Nutzfahrzeugkonzerne wollen Brennstoffzelle zur Serienreife bringen - Schweden zahlen 600 Mill. Euro

Daimler Trucks forscht mit Volvo

Daimler Trucks forciert die Entwicklung der Brennstoffzelle. Mit dem Partner Volvo soll es schneller gehen, und die Kosten werden geteilt. Angesichts der Coronakrise erscheint den Konzernen eine Zusammenarbeit noch notwendiger, um die Klimaziele zu erreichen. Außerhalb des Joint Venture bleiben sie Wettbewerber.jh München – Die Nutzfahrzeughersteller Daimler Trucks und Volvo wollen gemeinsam Brennstoffzellensysteme für Lkw und Busse entwickeln und in Serie fertigen. Beide Konzerne haben vereinbart, ein Joint Venture zu gründen. Dazu bündelt Daimler Trucks die Brennstoffzellenaktivität des gesamten Stuttgarter Konzerns in einer neuen Einheit. Volvo erwirbt einen Anteil von 50 % für rund 600 Mill. Euro – auf einer barmittel- und schuldenfreien Basis. Die Vereinbarung ist allerdings vorläufig und nicht bindend, da eine Prüfung und Entscheidung von Wettbewerbsbehörden noch aussteht. Eine endgültige Fassung wird bis zum dritten Quartal dieses Jahres erwartet.Martin Daum, der Vorstandsvorsitzende der Daimler Truck AG, kündigte in einer Telefonkonferenz an, beide Partner investierten zunächst mindestens jeweils 100 Mill. Euro. Genauer lasse sich das noch nicht sagen. Zum Zeitplan sagte er, von 2024 oder 2025 an sollten größere Testflotten auf die Straße kommen. Bis zur Serienfertigung dauere es dann noch etwas länger. Im Herbst hatte Daimler Trucks einen Start zum Ende des Jahrzehnts in Aussicht gestellt. Die Zusammenarbeit mit Volvo dürfte die Erwartung fördern, dass es früher sein könnte. Gemeinsam werde man schneller vorankommen, sagte Daum.Auf die Frage nach der Rolle von Geely antwortete er, der chinesische Autokonzern habe nichts mit dem Joint Venture zu tun. Geely-Gründer Li Shufu ist Aktionär von beiden.Die Partnerschaft mit Volvo bezeichnet Daum als Meilenstein. “Für den Lkw-Einsatz im schweren Fernverkehr sind Brennstoffzellen eine entscheidende Lösung”, fügte er hinzu. Martin Lundstedt, der Präsident und CEO von Volvo, sprach von einer “hervorragenden Ergänzung zu batterieelektrischen Fahrzeugen und erneuerbaren Kraftstoffen”. Auch andere Unternehmen und Institutionen wie Regierungen müssten diese Entwicklung unterstützen – nicht zuletzt, um die erforderliche Infrastruktur für die Kraftstoffversorgung aufzubauen. Wettbewerber als Kunden Daum und Lundstedt deuteten an, dass sie interessiert sind, die Brennstoffzellen auch an andere Nutzfahrzeughersteller zu verkaufen. Hohe Stückzahlen dürften für die Wettbewerbsfähigkeit entscheidend werden. “Wir wollen die leistungs- und die wettbewerbsfähigste Brennstoffzellentechnologie haben”, sagte Daum. Als ein Beispiel für andere Anwendungen als in Lkw und Bussen nannte er die Energieerzeugung.Das Gemeinschaftsunternehmen soll mit 250 Mitarbeitern von Daimler starten. Daimler bringe die Erfahrung der vergangenen zwei Jahrzehnte mit Millionen gefahrenen Kilometern mit dieser Technik in Pkw und Lkw ein, berichtete Daum. Hauptsitz werde Nabern bei Stuttgart sein, die Zentrale der Mercedes-Benz Fuel Cell GmbH. In Deutschland und Kanada sind weitere Produktionsstätten.Daimler kann sich ganz auf Brennstoffzellen für Lkw und Busse konzentrieren, denn die Produktion des mit dieser Technik angetriebenen Mercedes-Benz GLC F-Cell läuft wie geplant aus. Im Moment sei kein weiterer Pkw geplant, sagte Daum. Volvo hatte 2008 das Brennstoffzellenunternehmen Powercell ausgegliedert und war auf der Suche nach einem Partner. Nach den Vorgaben der EU müssen schwere Nutzfahrzeuge bis 2030 die CO2-Emissionen um 30 % verringern. Daimler hat sich das Ziel gesetzt, dass der Transport auf den Straßen bis 2050 CO2-neutral ist.Auch Konkurrenten beschäftigen sich mit der Brennstoffzellentechnik. So testet Scania, die schwedische Marke des Traton-Konzerns, mit Norwegens größtem Lebensmittelhändler Asko einen Brennstoffzellen-Lkw. Der Wasserstoff der Zelle stammt aus erneuerbaren Energien. – Wertberichtigt Seite 8