Dämmerung für die Gründergötter

Mehrere Pensionsfonds unterstützen Forderung, Mark Zuckerberg als Chairman von Facebook abzulösen

Dämmerung für die Gründergötter

Ein Gründer kann auch CEO und Chairman sein, keine Frage. Bei Facebook fordert jetzt aber eine wachsende Zahl von Aktionären, Firmengründer Mark Zuckerberg die Rolle als Chairman zu entziehen. Einem anderen Gründer-Chairman-CEO, Elon Musk, wurde die Dreifaltigkeit gerade von der Börsenaufsicht SEC ausgeredet. Von Stefan Paravicini, New York Ist das der Beginn der Götterdämmerung – oder doch nur ein Zwergenaufstand gegen den mächtigen Gründer eines einflussreichen Internetkonzerns? Die Treasurer der US-Bundesstaaten Rhodes Island, Illinois, Pennsylvania sowie der Comptroller der Stadt New York, die jeweils für die Verwaltung der Pensionsgelder verantwortlich sind, haben sich der Forderung von Trillium Asset Management angeschlossen, Facebook-Gründer Mark Zuckerberg auf die Rolle als CEO zu beschränken und an seine Stelle einen unabhängigen Chairman in den Board des sozialen Netzwerks zu berufen.Trillium hatte ihren Vorschlag, der den Rückzug von Zuckerberg aus dem Board fordert, bereits im Juni eingebracht und unter anderem mit dem schlechten Krisenmanagement der Firma rund um die Vorwürfe der Beeinflussung von Wahlen oder den im Frühjahr öffentlich gewordenen Missbrauch der Daten von knapp 90 Millionen Nutzern durch die Politmarketingfirma Cambridge Analytica begründet. Erst vor wenigen Tagen musste Facebook neuerlich eine Datenpanne einräumen, von der wohl rund 30 Millionen Nutzer betroffen waren.Für Zuckerberg hat die wachsende Kritik aus dem Kreis der Aktionäre keine unmittelbaren Folgen. Er kontrolliert dank seiner Aktien mit “Superstimmrecht” drei Fünftel der Stimmen, wenn in der Hauptversammlung im Mai über den Vorschlag von Trillium abgestimmt wird. Die gleiche Forderung war schon im vergangenen Jahr laut geworden und in der Aktionärsversammlung 2017 durchgefallen, obwohl sich damals mehr als die Hälfte der abgegebenen Stimmen für eine Trennung von CEO und Chairman aussprachen – solange man die Stimmen der Board-Mitglieder inklusive Zuckerberg nicht mitzählte.Doch auch wenn der Facebook-Gründer im nächsten Frühjahr dem Druck der Aktionäre wieder locker ausweichen dürfte, hat die Figur des Gründer-Chairman-CEO als Rollenmodell zuletzt Risse bekommen.Jüngstes Beispiel ist Tesla-Gründer-Chairman-CEO Elon Musk, der für sein erratisches Verhalten in den sozialen Netzwerken von der Börsenaufsicht SEC gerade eine Quittung über 20 Mill. Dollar erhalten hat und im Rahmen einer Einigung mit der Behörde für wenigstens drei Jahre auf das Amt als Chairman des Elektrowagenbauers verzichtet. Erst vor wenigen Monaten waren die Eigentümer von Tesla dem Antrag eines Aktionärs für das Ende der Personalunion an der Spitze von Management und Board trotz Empfehlung des Aktionärsberaters Glass Lewis nicht gefolgt. Die Probleme des Modells “Gründergott statt Governance” wurde im vergangenen Jahr auch bei dem US-Fahrdienstvermittler Uber offenbar, der mit Travis Kalanick an der Spitze nicht mehr aus den negativen Schlagzeilen kam, während der Gründer und CEO weiter ungehindert Einfluss im Board ausüben konnte. Mittlerweile wird das Unternehmen vom ehemaligen Expedia-Chef Dara Khosrowshahi geführt und der ehemalige CEO von Northrop Grumman, Ronald Sugar, leitet das Aufsichtsgremium. Im nächsten Jahr peilt der Konzern laut Medienberichten ein IPO zu einer Bewertung von bis zu 120 Mrd. Dollar an. Absturz von TheranosDer Wechsel an der Uber-Spitze erfolgte noch rechtzeitig. Wie es ausgehen kann, wenn Investoren einer charismatischen Gründerfigur ohne ausreichende Kontrolle folgen, zeigt das Biomedizin-Start-up Theranos, das mit Elizabeth Holmes an der Spitze in kurzer Zeit auf eine Bewertung von 9 Mrd. Dollar schnellte, bevor es als Betrug entlarvt wurde und zusammen mit der Gründerin abstürzte.