Dämpfer für die Elektroindustrie

Auftragseingang und Produktion im Mai unter Vorjahr - Mittelfristige Erwartungen auf Zweijahreshoch

Dämpfer für die Elektroindustrie

Die deutsche Elektroindustrie hat im Mai einen Dämpfer erhalten. Auftragseingang und Produktion liegen wie die Umsätze unter dem Vorjahr. Zieht die Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte an, rechnet sich die Branche dennoch Chancen aus, 2013 die Rückkehr auf den Wachstumspfad zu schaffen.sp Frankfurt – Einen Tag nachdem bereits das Bundeswirtschaftsministerium der deutschen Industrie für den Mai leicht rückläufige Produktionszahlen attestiert hat (vgl. BZ vom 9. Juli), ist der Befund der hiesigen Elektroindustrie noch deutlich akzentuierter ausgefallen. Die um Preiseffekte bereinigte Produktion der Branchenunternehmen lag in dem Wonnemonat gleich 7 % unter dem Vorjahr, teilt der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) mit. Die Erlöse sanken fast im gleichen Umfang auf 13 Mrd. Euro. Der Auftragseingang blieb mit minus 3,5 % ebenfalls klar unter dem Vorjahreswert. “Die Entwicklung ist ein Dämpfer”, sagte ZVEI-Chefvolkswirt Andreas Gontermann der Börsen-Zeitung.Im April hatte der mit gut 840 000 Beschäftigten nach dem Maschinenbau zweitwichtigste Industriezweig hierzulande noch ein Produktionsplus von 4,4 % vermeldet und 6,8 % mehr Bestellungen in die Bücher genommen. Nach einem schwachen Jahresauftakt hatte das Hoffnungen auf ein besseres zweites Quartal genährt. Trotz des Rückschlags im Mai setzt der ZVEI weiter auf eine sich “im Jahresverlauf entfaltende Dynamik”. Obwohl die Branche nach den ersten fünf Monaten bei dem preisbereinigten Output und den Erlösen jeweils um 4,4 %, bei den Auftragseingängen immerhin um 0,6 % zurückliegt, sei nicht ausgeschlossen, dass sich das Jahr “insgesamt positiv” gestalte, sagte Gontermann. Prognose in ReichweiteAuch der zum Jahresbeginn in Aussicht gestellte Zuwachs von 1,5 % bei der preisbereinigten Produktion liege noch in Reichweite. Nicht nur einzelne Branchen wie das Geschäft mit elektrischen Bauelementen würden rasch von einem Aufschwung profitieren. “Wenn die Konjunktur im weiteren Jahresverlauf anzieht, sind bei den Investitionsgütern aus der Elektroindustrie auch relativ hohe Wachstumsraten möglich”, betont Gontermann den hohen Anteil von frühzyklischem Geschäft an den Branchenumsätzen.Die Unternehmen selbst blicken ebenfalls optimistisch auf das zweite Halbjahr. Zwar schätzten die Firmen ihre aktuelle Situation im Juni etwas ungünstiger ein als zuvor, wobei die Lageeinschätzung per saldo weiter im Plus liegt. Mit Blick auf die kommenden sechs Monate rechnen aber mehr als neun von zehn Branchenunternehmen zumindest mit einer stabilen Entwicklung. Die vom Ifo-Institut erhobenen Erwartungen bis zum Jahresende liegen damit auf dem höchsten Niveau seit Mai 2011 (siehe Grafik).Wo genau der Aufschwung in der zweiten Jahreshälfte herkommen soll, ist offen. Vom Projekt Energiewende, mit der die Branche große Wachstumshoffnungen verbindet, lassen sich bis zu den Bundestagswahlen im Herbst jedenfalls kaum neue Impulse erwarten. Dass die Bundesregierung das energiepolitische Großprojekt rasch umsetzt, hatte der ZVEI bei seinem Ausblick auf 2013 als eine Bedingung für die Rückkehr der Branche auf den Wachstumspfad genannt (vgl. BZ vom 20.12.2012).Als weiteren Vorbehalt hatte der Branchenverband die Wiederherstellung der Tragfähigkeit der Staatsschulden und der internationalen Wettbewerbsfähigkeit im Euroraum angeführt. Im bisherigen Jahresverlauf hat das Geschäft mit Ländern der Währungsunion allerdings weiter nachgelassen. Im Mai lagen die Aufträge aus dem Währungsraum um 7,5 % unter dem Vorjahr, die Umsätze fielen um 8,4 % auf 2,4 Mrd. Euro zurück. Auch das Geschäft mit dem Inland, das in großem Umfang mit exportierenden Industrien gemacht wird und daher ebenfalls von der schwächelnden Konjunktur im Euroraum beeinflusst wird, war rückläufig. Im Mai wurden in Deutschland 7 % weniger Aufträge und mit 6,5 Mrd. Euro gut ein Zehntel weniger Umsatz verzeichnet als im Vorjahr. Der Umsatz mit Ländern außerhalb der Währungsunion lag 0,4 % unter dem Vorjahr bei 4,1 Mrd. Euro. Auch die Orders verzeichneten hier nur einen leichten Rückgang.