Hedgefonds-Manager

Dan Loeb attackiert Richemont

Third Point soll eine „signifikante“ Beteiligung an Richemont erworben haben und macht nun Druck auf das Management. Dabei kann er ohne die Zustimmung der Familie Rupert wenig machen.

Dan Loeb attackiert Richemont

dz Zürich

Der Aktivist Dan Loeb mit seinem Hedgefonds Third Point und ein zweiter Hedgefonds mit einer kleineren Position sind noch unbestätigten Spekulationen zufolge dabei, den Druck auf Richemont-Mehrheitsaktionär und Verwaltungsratspräsident Johann Rupert zu erhöhen, damit dieser Maßnahmen zur Steigerung des Aktienkurses ergreift. Das berichtete „Miss Tweed“. Richemont wollte die Informationen auf Anfrage nicht kommentieren. Der Kurs legte am Montag nach Handelseröffnung aber mehr als 5% zu und erreichte das Allzeithoch von über 126 sfr.

Gemäß einem Bericht von „Miss Tweed“ im Oktober ist Richemont dabei, Maßnahmen zu erwägen, wie der defizitäre Online-Handel wieder auf Kurs gebracht werden könnte. Richemont hatte mit dem Online-Handel im vergangenen Geschäftsjahr einen operativen Verlust von 223 Mill. Euro eingefahren. Der Betrag entspricht immerhin rund 17% des operativen Konzerngewinns. Allerdings scheint es für das Problem keine einfache Schnellreparatur zu geben. Yoox Net-a-Porter, wie die Richemont-Online-Tochter heißt, gilt schon seit geraumer Zeit als technologisch rückständig. Richemont hatte im Laufe der vergangenen 20 Jahre mehr als 5 Mrd. Euro in die Entwicklung des Online-Handels investiert. Dieser hat auch im Zuge der Pandemie stark an strategischer Bedeutung gewonnen.

Mehrfach war in den vergangenen Jahren auch die Rede davon, dass Richemont einen strategischen Partner benötige, um den Anschluss an die schnell wachsende französische Konkurrenz nicht zu verlieren. Branchenkenner betonen die große und wachsende Bedeutung von Skaleneffekte auch im Geschäft mit Schmuck, Uhren, Mode und Accessoires. Tatsächlich haben LVMH und Kering mit ihrer expansiven und stark akquisitionsgetriebenen Geschäftsstrategie die Branche dominiert.

Allerdings ist der steile Börsenaufstieg der zu rund 50% von Gucci abhängigen Kering jüngst ins Stocken geraten. Im Laufe der vergangenen zwölf Monate haben die Kering-Titel an der Pariser Börse nur noch knapp 10% zugelegt. Die Richemont-Titel avancierten um nahezu 60%. In der Marktkapitalisierung liegt Kering mit 82 Mrd. Euro nicht mehr allzu weit vor Richemont (70 Mrd. sfr). Branchenkenner hatten die beiden Konzerne in den vergangenen Jahren immer wieder als geeignete Fusionspartner bezeichnet. Im März des laufenden Jahres hatte „Miss Tweed“ über ein informelles Kaufangebot von Kering an Richemont berichtet. Bestätigungen dafür gab es keine, zumal der 71-jährige Richemont-Patron den Vorschlag gleich selbst als ungenügend zurückgewiesen haben und ihn nicht einmal seinem Verwaltungsrat vorgelegt haben soll.

Plausibel erscheint der zweite Teil der Erzählung insofern, als Kering damals eine noch deutlich höhere Börsenbewertung als Richemont aufgewiesen hatte. Doch erscheinen Fusionsfantasien reichlich unwahrscheinlich. Die aus Südafrika stammende Familie Rupert hat keine Zeichen ausgesendet, die Macht im Unternehmen abgeben zu wollen. Die Familie hält via Vorzugsaktien mit 10% des Kapitals fast 51% der Stimmen. An dieser Konstellation wird auch Loeb nur mit Ruperts Segen etwas verändern können. Vielleicht denkt der Aktionärsaktivist aber auch gar nicht so weit und wagt stattdessen eine simple Kurswette. Nach Schweizer Börsengesetz sind Beteiligungsnahmen ab 3% meldepflichtig. Eine Third-Point-Beteiligung wurde bislang nicht gemeldet.