IM GESPRÄCH: JEFF PERKINS

"Das geduldige Kapital wird mehr"

M&A bleibt laut Harris Williams ein Verkäufermarkt

"Das geduldige Kapital wird mehr"

Von Sebastian Schmid, FrankfurtWährend die Rezessionsängste weltweit zunehmen, ist die Stimmung im Private-Equity-Sektor noch immer gut. Zumindest hat die Branche kein Problem, frisches Kapital einzusammeln. Dafür steigt der Anlagedruck. “Die ,Fundraising Cycle` von vielen Private-Equity-Fonds sind kürzer geworden und die Fondsvolumen größer, damit muss mehr Geld oft schneller ausgegeben werden”, erklärt Jeff Perkins, Managing Director der Investmentbank Harris Williams in Frankfurt. “Man braucht sich nur den Kurs der großen Notenbanken Fed, EZB, Bank of Japan usw. anzusehen. Solange Kapital in dem Ausmaß da ist, wird das Geschäft weiterlaufen.” Eine kleine Korrektur würde dem Markt allerdings guttun, glaubt der Investmentbanker. Dies gelte insbesondere für die Preise aus Sicht der Finanzinvestoren. Denen fehle zunehmend die Fantasie, zu erkennen, “wie sie bei diesen Bewertungen noch Geld verdienen können.” Deutlich gesprächsbereiterPerkins, der seit Jahrzehnten Familienunternehmen bei Deals betreut, hat einen starken Wandel in Bezug auf die Offenheit für M&A-Deals festgestellt. “Als wir vor 20 Jahren versucht haben, einen Termin zu bekommen, hat das vielleicht in einem von 30 Fällen geklappt. Vor zehn Jahren war es etwa einer von zwölf, vor fünf Jahren waren vielleicht drei von zehn und mittlerweile ist fast jeder Zweite grundsätzlich gesprächsbereit”, erzählt er. Dabei gebe es im Prinzip drei Typen von Kunden. Neugierige, die grundsätzlich Interesse zeigen ohne eine unmittelbare Verkaufsabsicht. Kunden, “denen es schlecht geht”, die ein Kaufangebot erhalten hätten oder unmittelbaren Verkaufsdruck spürten. “Und zu guter Letzt gibt es natürlich noch die Gruppe von Kunden, denen es sehr gut geht, und die mit Hilfe von M&A schneller wachsen wollen – etwa mit der Übernahme eines Wettbewerbers oder einem Zukauf in einer anderen Region.”Trotz des Anlagedrucks sieht Perkins in seinem Bereich wenig schnelle Deals. “30 Minuten mit dem CEO, 30 Minuten mit dem CFO und dann die Frage: Was bietest du? Solche gehetzten Prozesse machen wir nicht.” Mehr als 80 % der Kunden seien Familienunternehmen und private Investoren, die schon genauer hinschauen wollten, wer da investieren will. Das Gros der Transaktionen bei Harris Williams gehe derzeit an Strategen. Diese hätten in den vergangenen sechs Jahren ein- bis zweifach den operativen Gewinn (Ebitda) mehr bezahlt als Finanzinvestoren. Allerdings zielten Familienunternehmer üblicherweise nicht auf den letzten Prozentpunkt Rendite, sondern hätten die Mitarbeiter und deren Zukunft stärker im Blick – “und wenn es nur ist, um nicht ein bis zwei Jahre später in der Zeitung zu stehen als Ausverkäufer des eigenen Unternehmens, bei dem dann hunderte Mitarbeiter vor die Tür gesetzt werden.”Dieses Jahr gebe es in jedem Fall weniger Private-Equity-Transaktionen als 2018. Nächstes Jahr werde es mehr Transaktionen geben, voraussetzt die Wirtschaft stabilisiere sich, erwartet Perkins. Auf der Anlageseite gebe es neben klassischen Finanzinvestoren indes auch immer mehr Family Offices erfolgreicher deutscher Familienunternehmer, die für Firmen als Geldgeber wegen des langen Anlagehorizonts sehr interessant seien. “Die Family Offices halten den Firmen auch über zwei bis drei Zyklen die Treue und haben auch die Mittel, wieder zu investieren, wenn das im Lauf der Haltezeit nötig ist. Das sogenannte geduldige Kapital wird mehr.”Die meiste Aktivität sieht Perkins hierzulande in Industrietechnik – mit Themen wie Prozessautomatisierung, Sensorik und Smart-City-Themen sowie in der Verpackungstechnologie. “Was derzeit hochinteressant ist, sind hochspezialisierte Firmen, die im Zusammenhang mit Industrie 4.0 und allem was damit zu tun hat – z. B. für Roboter die ,End-of-Arm-Tools` produzieren, also den Teil des Geräts, der das Produkt in der Produktionslinie handhabt.” Roboter kaufe man in der Regel nur einmal, die Tools für die Produktionsschritte dagegen regelmäßig.