Das Schaufenster der Telekom
Von Heidi Rohde, FrankfurtDie Deutsche Telekom sondiert dem Vernehmen nach Wege für einen schnellen Schuldenabbau nach dem Closing der 26-Mrd.-Dollar-Übernahme von Sprint in den USA. Denn der angeschlagene Konkurrent von T-Mobile US bringt Nettoschulden von umgerechnet rund 30 Mrd. Euro mit, die das ohnehin bereits strapazierte Rating der Telekom weiter unter Druck bringen könnten.Dabei könnten Analysten zufolge mehr oder minder umfangreiche Verkaufspläne für Assets außerhalb der beiden dominierenden Konzernsegmente Deutschland und USA herauskommen, die insgesamt rund 46 Mrd. Euro einspielen könnten, wie Wolfgang Specht, Telekom-Experte beim Bankhaus Lampe, errechnet hat. Dies wäre der Fall bei einem radikalen Szenario, bei dem die Telekom das gesamte Segment Europa, die Tower-Gesellschaften (DFMG) sowie T-Mobile Niederlande (NL) und die sonstigen Immobilien abstoßen würde. Das würde bedeuten, dass sich der Bonner Konzern auf zwei Säulen – im Heimatmarkt und den USA – neu aufstellt, die nach dem Sprint-Deal ohnehin zusammen für 85 % vom Konzern-Ebitda stehen. Während derart weitgehende Pläne noch nicht gediehen sind, stehen seit einiger Zeit vor allem die Funkturmtochter DFMG und – wie das “Manager Magazin” berichtet – T-Mobile NL im Fokus des Managements. Beide gehören zum Segment Group Development, das die Telekom vor einigen Jahren geschaffen hat, um Entwicklungsmöglichkeiten für bestimmte Assets zu prüfen, die entweder eine enttäuschende Performance (T-Mobile NL) oder eine unzureichende Bewertung aufwiesen (DFMG). Das Management hat dabei stets das Potenzial der Funktürme herausgestrichen, für die eine Bewertung von mindestens dem 20-Fachen operativen Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) richtig erscheine – die aktuell nicht im Kurs der T-Aktie reflektiert wird. Die Funktürme wären dann 13 Mrd. Euro wert. Andere Experten wie Commerzbank-Analystin Heike Pauls setzen etwas vorsichtiger 10 bis 11 Mrd. Euro an.Die Telekom besitzt eines der größten Tower-Portfolien Europas. Deren Wert steigt stetig mit dem Ausbau und der Verdichtung der Mobilfunknetze, weil neue Standorte hinzukommen und höhere Mieten von den Nutzern gezahlt werden. In allen Ländern ist eine weitgehend gemeinsame Nutzung von Funktürmen durch die Mobilfunknetzbetreiber üblich. Auch die Telekom-Konkurrenz hat begonnen, diese Werte zu heben. Telefónica hat die Sparte Telxius an KKR verkauft, Vodafone strebt für ihre Tower Co ein IPO an. Dies wäre auch eine Option für die Telekom, die damit Mittel freisetzen könnte, ohne die Mehrheit abzugeben, und sich weiterhin Vorrechte bei der Nutzung sichern könnte.T-Mobile NL, die kürzlich mit der Übernahme von Tele2 zum integrierten Player aufgestiegen ist, könnte bei einem branchenüblichen Ertrags-Multiple von 6 rund 3 Mrd. Euro einspielen. Pauls hält bei einem geschätzten Ebitda von 500 Mill. Euro auch 3,5 Mrd. Euro für denkbar. Allerdings dürfte sich die Käufersuche nicht einfach gestalten. Kein Stratege wird im umkämpften niederländischen Markt gern den Platz einnehmen wollen, den die Telekom selbst gern frei machen möchte. Für Private Equity stellt sich angesichts der fortgeschrittenen Branchenkonzentration auf drei Anbieter die Frage eines Exits.