„Das Schlimmste liegt hinter uns“
Die Deutsche Lufthansa hat den Verlust im ersten Quartal zwar eingedämmt, rechnet allerdings auch im Gesamtjahr operativ mit roten Zahlen. Von Januar bis März haben Kostensenkungen geholfen, unter dem Strich den Verlust auf 1 Mrd. Euro einzugrenzen, nach – 2,1 Mrd. Euro vor einem Jahr. Der Umsatz brach um 60% auf knapp 2,6 Mrd. Euro zusammen.
Lufthansa geht wegen des wachsenden Tempos bei den Covid-Impfungen und Testmöglichkeiten in der zweiten Jahreshälfte von einer stark steigenden Nachfrage aus, die Erholung verschiebt sich allerdings etwas nach hinten. Die Ratingagentur Moody’s hatte kürzlich erklärt, die Sommerreisesaison werde in Europa erst ab Mitte August Fahrt aufnehmen. Die Prognose für das Angebot, das im laufenden Jahr geflogen wird, wurde von Lufthansa deshalb am Donnerstag leicht von 40 bis 50% auf 40% gesenkt.
Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) soll 2021 „weniger negativ“ als 2020 ausfallen, als ein Verlust von fast 5,5 Mrd. Euro zusammen kam. In den ersten drei Monaten lag das bereinigte Ebit bei −1,1 Mrd. Euro, nach −1,2 Mrd. Euro im ersten Quartal 2020. „Wir haben noch herausfordernde Monate vor uns“, sagte der neue Finanzvorstand Remco Steenbergen. Aber „das Schlimmste liegt hinter uns“, ergänzte Konzernchef Carsten Spohr.
In den nächsten Jahren soll das Flugangebot nach und nach wieder hochgefahren werden; 2022 sind mehr als 70% des Vorkrisenangebots geplant, im Jahr danach mehr als 80% und 2024 sollen wieder 90 bis 95% der 2019er-Kapazität geflogen werden. Erwartet wird, dass sich die Nachfrage nach Ferienflügen stärker erholt als die nach Geschäftsreisen.
Während alle Airlines des Konzerns Verluste einflogen, erzielte das Frachtgeschäft erneut einen Rekordgewinn, da Kapazitäten stark nachgefragt werden und die Frachtpreise bei knappem Angebot hoch sind. Lufthansa Cargo verdiente operativ 314 Mill. Euro – ein Rekordergebnis für das erste Quartal. Vor einem Jahr war ein Verlust von 22 Mill. Euro angefallen. Laut Spohr plant der Konzern, weitere Passagiermaschinen im Frachtgeschäft einzusetzen. Auch Lufthansa Technik schrieb schwarze Zahlen mit einem bereinigten Ebit von 16 Mill. Euro.
Spohr verwies auf die großen Fortschritte beim Impfen. In der EU soll bis Juni ein einheitliches Impfzertifikat eingeführt werden, das Reisen ohne Quarantänepflicht erlaubt. Ermutigend sei die Ankündigung der EU-Kommission, geimpften Fluggästen aus den USA die Einreise nach Europa wieder zu ermöglichen.
Nach behaupteter Tendenz zu Handelsbeginn schloss die Lufthansa-Aktie auf Xetra 3,2% schwächer bei 10,59 Euro.
Die Kostensenkungen gelangen unter anderem durch Personalabbau, denn mittlerweile beschäftigt der MDax-Konzern mit gut 111000 Mitarbeitern fast ein Fünftel weniger als im Vorjahr. Zudem entlastet weiter die Kurzarbeit für einen Großteil der Beschäftigten. Die Personalkosten lagen im Berichtsquartal mehr als ein Drittel unter dem Vorjahresniveau. Lufthansa will in Deutschland weiter rund 10000 Vollzeitstellen streichen oder im vergleichbaren Maße Personalkosten einsparen. Erreichen will der Konzern dies über freiwillige Abgänge oder Teilzeitlösungen. CFO Steenbergen verwies auf laufende Verhandlungen mit den Gewerkschaften für die Piloten und das Bodenpersonal zu Neuregelungen ab 2022. Er sagte aber auch: „Wir bereiten uns auf Entlassungen vor.“ In den zurückliegenden zwölf Monaten hat der Konzern weltweit rund 24000 Vollzeitstellen abgebaut. Der Großteil entfiel auf die Catering-Tochter LSG, deren Europageschäft an die Gategroup verkauft wurde. In Deutschland ging die Zahl der Vollzeitstellen meist durch Fluktuation um 8000 auf 52200 zurück. Außerhalb Deutschlands wurden 16000 Stellen gestrichen. Konzernweit kam Lufthansa Ende März noch auf 93500 Stellen, die sich rund 111000 Lufthanseaten teilen.
Der monatliche Mittelabfluss konnte zwischen Januar und März auf durchschnittlich 235 Mill. Euro begrenzt werden. Zeitweise war er mehr als doppelt so hoch. Im zweiten Quartal soll er auf 200 Mill. Euro sinken. Der Konzern sieht seine Liquidität laut Quartalsbericht „für die nächsten 18 Monate gesichert“, dabei ist eine mögliche Kapitalerhöhung über bis zu 5,5 Mrd. Euro (vgl. BZ vom 29. April), die sich Lufthansa bei der Hauptversammlung am 4. Mai absegnen lassen will, noch nicht berücksichtigt. Bei den 5,5 Mrd. Euro handele es sich um eine theoretische Größe, wurde erneut betont. CFO Steenbergen kündigte an, die Kapitalmaßnahme „so niedrig wie möglich“ halten zu wollen und mit viel Vorsicht ans Werk zu gehen, „denn das bedeutet immer Verwässerung.“ Eine Kapitalerhöhung könne „dieses Jahr oder nächstes Jahr“ kommen, über Zeitpunkt und Umfang sei noch nicht entschieden.