Das Silicon Valley schlägt Alarm

Firmen fürchten Auswirkungen der US-Einwanderungspolitik - Visavergabe im Visier der neuen Regierung

Das Silicon Valley schlägt Alarm

Die Technologiebranche hat sich schon im Wahlkampf gegen Donald Trump positioniert. Nach einem kurzen Burgfrieden schlagen die Firmen jetzt Alarm. Die Einwanderungspolitik der Regierung gefährdet die Innovationskraft, fürchtet das Silicon Valley.sp New York – Die Chefs von Technologiefirmen und Investoren aus dem Silicon Valley haben mit teils harscher Kritik auf den von US-Präsident Donald Trump verhängten Einreisestopp für Besucher aus sieben muslimischen Ländern und weitere Änderungen in der US-Immigrationspolitik reagiert, während sich andere Konzernlenker in ihren Reaktionen zurückhaltend äußerten. Auch an den US-Börsen standen die Technologiewerte besonders unter Druck, die Google-Mutter Alphabet verlor zeitweise mehr 2 %.Die Technologiebranche, die für ihr Wachstum, vor allem aber in der Entwicklung auf ausländische Talente angewiesen ist, sorgt sich nicht nur wegen der unmittelbaren Auswirkungen des Dekrets auf ihre Mitarbeiter, sondern auch um die langfristigen Folgen für Image und Innovationsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts. In Washington wird nach Angaben von Bloomberg schon an der nächsten Executive Order des Präsidenten gearbeitet, die die Vergabe von Visa für ausländische Fachkräfte neu regeln soll.Bereits im Wahlkampf hatte sich die Branche nicht zuletzt wegen der Aussagen zur Immigrationspolitik mehrheitlich gegen den Präsidentschaftskandidaten Donald Trump positioniert. Der Investor Peter Thiel gehörte zu den wenigen Stimmen aus dem Silicon Valley, die Trump im Wahlkampf unterstützten. Bei einem auf Vermittlung Thiels einberufenen runden Tisch mit den Spitzen der wichtigsten Technologieunternehmen in New York hatte Trump den Firmen dennoch seine Unterstützung zugesagt. Google-Gründer demonstriert”Es ist schmerzhaft, die persönlichen Kosten dieses Dekrets des Präsidenten für unsere Kollegen zu sehen”, kommentierte der Chef der Alphabet-Tochter Google, Sundar Pichai, der indische Wurzeln hat, den vor dem Wochenende verhängten Einreisestopp in einer Mitteilung an die Mitarbeiter des Internetkonzerns. Mehr als 100 Angestellte des Unternehmens seien von dem vorübergehenden Einreiseverbot betroffen. Trump baue Barrieren für große Talente, die sich in den USA einbringen wollten. Der in Moskau geborene Alphabet-Mitgründer Sergey Brin demonstrierte derweil am Flughafen in San Francisco gegen den Einreisestopp. Sein Mitstreiter Larry Page hatte während der Amtszeit von Barack Obama einen besonders engen Draht ins Weiße Haus.Die Anordnung des Präsidenten entspreche “nicht der Politik, die wir unterstützen”, ließ Apple-Chef Tim Cook die Belegschaft wissen. Cook verwaltet bei dem Elektronikkonzern das Erbe von Gründer Steve Jobs, dem Sohn eines syrischen Einwanderers. Das Unternehmen habe sich bereits an das Präsidialamt gewandt, um die negativen Auswirkungen des Erlasses darzulegen. Wenn Cook heute nach Börsenschluss in den USA die Zahlen zum Gesamtjahr vorstellt, dürften die Aussichten für die US-Technologiebranche unter dem neuen Präsidenten einen großen Raum einnehmen.Brad Smith, Chefjustiziar von Microsoft, erklärte, dass das Unternehmen an ein starkes Einwanderungssystem glaube, über das qualifizierte Arbeitskräfte ins Land gelangten. Dabei hatte er womöglich bereits die anstehenden Änderungen bei der Vergabe von Visa für ausländische Fachkräfte mit im Blick, die Trump ebenfalls ein Dorn im Auge sind.Von den 20 derzeit größten US-Technologiefirmen wurden mehr als die Hälfte entweder von Gründern mit ausländischen Wurzeln wie Steve Jobs gegründet oder werden heute wie zum Beispiel Microsoft mit ihrem aus Indien stammenden CEO Satya Nadella von einem Ausländer geführt. Mehr als die Hälfte der Start-ups aus dem Silicon Valley, die es heute auf eine Bewertung von mehr als 1 Mrd. Dollar bringen, wurden von Einwanderern gegründet.