Dax-Konzerne füllen sich die Kassen

Rekordergebnisse im dritten Quartal - Kostensenkungen, Konsum und schwächerer Euro helfen

Dax-Konzerne füllen sich die Kassen

Die 30 Dax-Konzerne haben im dritten Quartal 2016 so viel verdient wie nie zuvor von Juli bis September. Das operative Ergebnis wurde auf 32,3 Mrd. Euro mehr als verdoppelt. Und die Ausblicke der Unternehmen sind trotz wachsender Unsicherheiten überraschend positiv.wb Frankfurt – Die positive Gewinnentwicklung der Dax-Konzerne im dritten Quartal zeigt, dass die Kostensenkungen greifen und positive Auswirkungen auf die Margen sichtbar werden. 19 Unternehmen der 30 Blue Chips meldeten nach einer Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY einen Anstieg der operativen Marge, nur bei acht Unternehmen ging sie zurück. Bemerkenswert ist nach Einschätzung des LBBW-Research, dass 40 % der Unternehmen einen positiven Ausblick wagten. Zuletzt hätten sich regelmäßig mehr als zwei Drittel hinter neutralen Aussagen versteckt.Während die Unternehmen ihre Kostenstruktur optimieren, geben sie Rekordsummen für Zukäufe aus: Im laufenden Jahr tätigten die 30 Konzerne laut EY Zukäufe im Volumen von 81,1 Mrd. Euro. Das sind 136 % mehr als im gesamten Vorjahr, und es ist der höchste Wert seit 2007 mit damals 90 Mrd. Euro. Der Hauptgrund für die rege Transaktionstätigkeit sei die Anpassung der Geschäftsmodelle an ein neues Wettbewerbsumfeld und das digitale Zeitalter, beobachtet Mathieu Meyer, Mitglied der Geschäftsführung von EY. Vor allem in den Vereinigten Staaten werden die Unternehmen bei der Suche nach passenden Zielunternehmen fündig: Fünf der zehn größten Transaktionen des Jahres – mit Bayer/Monsanto für 66 Mrd. Dollar an der Spitze – sind Zukäufe deutscher Unternehmen in den USA.Die flüssigen Mittel im Dax stiegen im Jahresvergleich per Ende September um 5 % auf knapp 96 Mrd. Euro, wobei VW mit knapp 23 Mrd. Euro am meisten Liquidität ausweist. Daimler kommt auf 12,6 Mrd., Siemens auf 10,6 Mrd. und die Telekom auf 7,5 Mrd. Euro. Der operative Cash-flow der Dax-Unternehmen legte um 1,5 % auf 40,6 Mrd. Euro zu. Auch hier fährt VW mit knapp 7,3 Mrd. Euro vorneweg, gefolgt von Telekom (4,6 Mrd.), Siemens (4,4 Mrd.) und Bayer mit gut 3 Mrd. Euro in den drei Monaten. Leichtes UmsatzplusTrotz der Abschwächung der weltweiten Konjunktur bleiben die Dax-Konzerne auf Wachstumskurs. Im Sommervierteljahr lag der Umsatz der Dax-Emittenten zwar nur leicht höher als im Vorjahr. Gebremst wurde das Wachstum durch den Verkauf des BASF-Gashandelsgeschäfts an Gazprom, der zu einem Umsatzrückgang des Chemiemultis um ein Fünftel bzw. 3,4 Mrd. Euro führte. Immerhin 19 Unternehmen legten in den Erlösen zu, lediglich neun meldeten einen Umsatzrückgang (ohne Banken). Das stärkste Plus erzielte Heidelberg Cement, die Italcementi gekauft hat; ihr Umsatz stieg um 25 %. Es folgt Merck, die den Laborausrüster Sigma-Aldrich in den USA akquiriert hat, mit 19 %. Alle Dax-Werte mit Ausnahme von Beiersdorf berichten mit Gewinnrechnung. Das addierte operative Ergebnis (Ebit) haben die Dax-Konzerne im Quartal mehr als verdoppelt: von 12,7 Mrd. auf 32,3 Mrd. Euro. Dieser starke Anstieg ist vor allem auf die Rückkehr von Volkswagen und Deutscher Bank in die Gewinnzone zurückzuführen. Nach einem Minus von 3,5 Mrd. Euro punktet VW nun wieder mit 3,3 Mrd. Euro Gewinn. 24 Konzerne legten im dritten Quartal im Gewinn zu, fünf verzeichneten einen niedrigeren operativen Gewinn als im Vorjahr, keine Gesellschaft liegt vor Steuern und Zinsen unter der Nulllinie. Anstieg des Zinsniveaus?Als hilfreich erwies sich laut EY der schwache Euro: Anders als im Vorquartal, als die Dax-Konzerne aufgrund des damals hohen Euro-Kurses noch Umsatzausfälle von mehr als 7 Mrd. Euro verzeichneten, führte der nach dem Brexit-Votum gefallene Euro nicht zu weiteren Einbußen. Der im Schlussvierteljahr weiter gesunkene Außenwert des Euro dürfte für positive Währungseffekte und ein weiteres Umsatz- und Gewinnwachstum bis Jahresende sorgen, sagt EY voraus. Zwar haben sich die weltweiten Konjunkturaussichten zuletzt eingetrübt, aber zumindest in Europa ist die Konsumbereitschaft der Verbraucher noch hoch, vor allem dank extrem niedriger Zinsen und einer steigenden Beschäftigung, schätzt Meyer von EY.Zudem gebe es bislang keinen Konjunktureinbruch infolge des Brexit-Votums, wie befürchtet wurde. Sollte der künftige US-Präsident Donald Trump das angekündigte umfangreiche Investitionsprogramm tatsächlich umsetzen, “könnte die Zeit der absoluten Niedrigzinsen auch diesseits des Atlantiks bald vorbei sein”, schätzt Meyer. Ein Anstieg der Zinsen dürfte den privaten Konsum – aktuell die wichtigste Stütze der Konjunktur in Europa – dämpfen und auch das Thema Staatsverschuldung wieder auf die Agenda setzen.Obendrein nehmen auch in Europa die politischen Risiken zu – mit der Tendenz zu Renationalisierung und zur Abkehr vom freien Welthandel. Denn die Dax-Konzerne holten im Vorjahr 59 % ihrer Umsätze jenseits der Grenzen. Nur 4 von 30 erlösen mehr im Heimatmarkt als im Ausland. Bei 13 Unternehmen liegt der Auslandsanteil bei über 80 %.