Studie

Dax-Konzerne starten schwach ins Jahr

Die schwache weltweite Konjunkturentwicklung hinterlässt zunehmend Spuren in den Bilanzen der Dax-Konzerne. So fasst EY die Zahlen der Top-Unternehmen für das erste Quartal zusammen. Die Industrienachfrage bleibt auf einem niedrigen Niveau. In vielen Branchen seien Überkapazitäten, hohe Kosten und Preiskämpfe zu beobachten.

Dax-Konzerne starten schwach ins Jahr

Dax-Konzerne starten schwach ins Jahr

Umsatz und Gewinn schrumpfen − Einbruch in der Autoindustrie − Besonders das Geschäft in Asien schwächelt

cru Frankfurt

Die deutschen Top-Konzerne sind im Durchschnitt schwach ins Jahr gestartet. Einerseits hat die Zinswende die Gewinne der Banken nach oben getrieben. Andrerseits hat die Nachfrageschwäche bei Elektroautos die Einnahmen der Autoindustrie gedrückt.

Im ersten Quartal verzeichneten die Dax-Konzerne einen Umsatzrückgang um 3,6% auf 449 Mrd. Euro, der operative Gewinn sank insgesamt um 1,9% auf 47,3 Mrd. Euro – dabei erzielten die Unternehmen aus der Finanzbranche ein Gewinnplus von 20%, die Industrieunternehmen hingegen einen Gewinnrückgang um 7%, wie das Beratungsunternehmen EY am Donnerstag mitteilte.

„Die schwache weltweite Konjunkturentwicklung hinterlässt zunehmend Spuren in den Bilanzen der Dax-Konzerne", bilanzierte der Vorsitzende der EY-Geschäftsführung, Henrik Ahlers. "Die Industrienachfrage bleibt auf einem niedrigen Niveau. In vielen Branchen sind Überkapazitäten, hohe Kosten und Preiskämpfe zu beobachten.“ Vor allem die Unternehmen aus der Automobilbranche melden nach den Rekordgewinnen im Vorjahr nun schwächere Zahlen.

„Party ist vorbei“

In Summe ging der Umsatz der im Dax vertretenen Autohersteller und -zulieferer um 2,1% zurück, der Gewinn brach um ein Viertel ein. „Vor allem in der Automobilindustrie ist die Party vorbei“, erklärte Mathieu Meyer, Partner bei EY. „Die Branche ist mit vielen Herausforderungen konfrontiert: dem schleppenden Hochlauf der Elektromobilität, einer zurückhaltenden Kundennachfrage und hohen Materialkosten. Traummargen wie im vergangenen Jahr lassen sich in diesem Umfeld kaum noch erzielen.“

Das gewinnstärkste Unternehmen war im ersten Quartal die Deutsche Telekom, die einen operativen Gewinn von 5,7 Mrd. Euro erwirtschaftete, vor Volkswagen und BMW mit 4,6 Mrd. bzw. 4,1 Mrd. Euro. Als einziges Dax-Unternehmen wies SAP einen operativen Verlust aus, der bei 787 Mill. Euro lag.

16 Dax-Konzerne konnten ihren Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum steigern, 21 Unternehmen verzeichneten hingegen einen Umsatzrückgang. Die höchsten Zuwachsraten erzielten die Deutsche Börse, Rheinmetall und Airbus. Über rückläufige Umsätze berichteten neben den Automobilunternehmen vor allem Unternehmen aus der Chemiebranche sowie die Energiekonzerne. Bei Eon und RWE sank der Umsatz um je 30%.

Wie schon im Vorjahr liefen die Geschäfte auf dem europäischen Absatzmarkt besser als in anderen Regionen: In Europa, wo die Dax-Konzerne knapp die Hälfte vom Geschäft machen, stiegen die Gesamtumsätze im ersten Quartal um 2% – in der mit 31% Umsatzanteil zweitwichtigsten Region Nordamerika wurde hingegen ein Umsatzrückgang um 4% registriert, in Asien mit 17% Umsatzanteil schrumpften die Umsätze sogar um 11%. Bei der Beschäftigung ging es hingegen weiter aufwärts: In Summe stieg die Zahl der Mitarbeiter um 0,9% auf den Rekordwert von 2,9 Millionen.

Der chinesische Markt hatte in den vergangenen Jahren weitgehend zuverlässig für Wachstum bei den exportorientierten deutschen Konzernen gesorgt – das ist nach Einschätzung von EY nun vorbei. Keine der großen Weltregionen entwickele sich seit dem vergangenen Jahr so schwach wie der asiatische Markt, wo die Dax-Konzerne im ersten Quartal etwa ein Zehntel ihres Vorjahresumsatzes verloren.

China schwierig

„Der chinesische Markt war immer kompliziert – aber so schwierig wie heute war er noch nie“, sagt Meyer. „Die chinesische Industrie hat massive Überkapazitäten aufgebaut, die zu Niedrigpreisen exportiert werden. Und in China selbst stockt die Nachfrage. Gleichzeitig bleibt China ein unverzichtbarer Absatzmarkt für die deutsche Industrie – die Abhängigkeit ist nach wie vor sehr hoch. Damit müssen die deutschen Unternehmen nun umgehen.“

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