Dax-Konzerne verdienen so viel wie nie

Liquidität von 91 Mrd. Euro - Minimaler Umsatzanstieg - Daimler liefert erneut höchstes operatives Ergebnis - EY: Euro-Kurs hilft 2017

Dax-Konzerne verdienen so viel wie nie

wb Frankfurt – Die heiß diskutierten politischen Auseinandersetzungen in- und außerhalb Europas schlagen sich noch nicht in den Abschlüssen der Dax-Konzerne nieder. Die Unternehmen haben 2016 bei einem minimalen Umsatzanstieg vor Steuern und Zinsen so viel verdient wie nie zuvor. 2016 ein weiteres erfolgreiches Jahr für die Mehrheit der Dax-Konzerne. Der Gesamtumsatz der deutschen Top-Konzerne stieg zwar nur minimal – um 0,2 % auf 1,26 Bill. Euro. Der operative Gewinn (Ebit) hingegen erhöhte sich deutlich – um ein Viertel – von 91,5 auf 114,2 Mrd. Euro. Sowohl beim Umsatz als auch beim Gewinn erreichten die Dax-Konzerne somit erneut Rekordmarken. Im vierten Quartal verstärkte sich der Aufwärtstrend: Die Umsätze stiegen im Zeitraum Oktober bis Dezember um 4 %, das Ergebnis kletterte um 23 %. Versorger unter DruckDass das Umsatzplus so gering ausfiel, liegt auch am Verkauf des BASF-Gashandelsgeschäfts an Gazprom, der bei dem Unternehmen zu einem Umsatzrückgang um fast ein Fünftel bzw. 13 Mrd. Euro führte, aber auch an der schwachen Umsatzentwicklung der Energieversorger Eon und RWE. Immerhin 19 Unternehmen schafften ein Umsatzplus, neun verzeichneten sinkende Erlöse. Das deutlichste Wachstum weist Vonovia dank Übernahmen mit 23 % aus, gefolgt von den ebenfalls in M&A aktiven Merck und ProSiebenSat.1, die jeweils um 17 % zulegten.Im Gewinn legten 22 Unternehmen zu, wie aus einer Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY hervorgeht. Lediglich sieben meldeten Einbußen. Das starke Gewinnplus ist vor allem auf die Rückkehr von Volkswagen in die schwarzen Zahlen sowie auf die Eindämmung der Verluste der Deutschen Bank zurückzuführen: Nach einem Verlust von 4,1 Mrd. Euro im Vorjahreszeitraum zeigte VW ein operatives Ergebnis von 7,1 Mrd. Euro. Und die Deutsche Bank reduzierte ihr Minus von 6,1 Mrd. auf 810 Mill. Euro. Topverdiener blieb Daimler mit 12,9 Mrd. Euro.In den Kassen der Dax-Konzerne lagen zum Jahresende mehr liquide Mittel als vor einem Jahr: rund 90,8 Mrd. Euro, was einem Anstieg um 5 % entspricht. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung stiegen um 4 % auf 37,9 Mrd. Euro. Und die Beschäftigtenzahl nahm leicht um 2 % 3,87 Millionen zu, doch meldeten zehn Unternehmen Personalabbau. Asien vorneDie operative Lage sei bei der Mehrheit der Unternehmen derzeit gut, fasst Mathieu Meyer aus der EY-Geschäftsführung zusammen. Am stärksten entwickelte sich im vergangenen Jahr das Asiengeschäft, das um 3 % wuchs. Aber auch in Europa liefen die Geschäfte zumeist gut – hier wurde das Wachstum allerdings von der BASF/Gazprom-Transaktion gebremst. Bereinigt darum stieg der Umsatz der Dax-Unternehmen in Europa um 4 %. Nachdem die Einnahmen in den USA im Vorjahr – stark begünstigt durch Währungseffekte – noch um 23 % in die Höhe geschnellt war, lag das Wachstum im abgelaufenen Turnus nurmehr bei 2 %. Unklar ist, ob die gute Konjunkturentwicklung dort anhält und dank Steuersenkungen und Investitionen an Dynamik gewinnt oder ob neue Handelsschranken und steigende Zinsen den Aufschwung bremsen. “In diesem Jahr dürfte gerade das USA-Geschäft von dem gesunkenen Euro-Kurs profitieren”, schätzt Meyer. In Europa nähmen die Fliehkräfte zu. Umso wichtiger sei es für die stark exportorientierten deutschen Unternehmen, auf allen großen Märkten vertreten zu sein, ohne sich von einer Region zu sehr abhängig zu machen.Ohnehin steckten viele Dax-Konzerne in einer Umbruchsituation: Änderungen der regulatorischen und politischen Rahmenbedingungen und technologische Umwälzungen. Darauf reagieren viele Unternehmen mit einem durchaus kostspieligen und risikobehafteten Umbau ihrer Geschäftsmodelle, mit Verkäufen von Randaktivitäten und mit zum Teil erheblichen Zukäufen.