Dax-Konzerne verdienen weniger

Operatives Ergebnis sinkt Ende 2018 um 30 Prozent - Volle Kassen und sprudelnder Cash-flow unterstützen anstehende Umbauten

Dax-Konzerne verdienen weniger

wb Frankfurt – Die Berichtssaison zum ersten Quartal 2019 läuft, doch hat der Zahlungsdienstleister Wirecard seine Resultate für 2018 erst jetzt vorgelegt. Die aus der Fusion mit Praxair entstandene Linde hat bisher abgesehen von einem SEC Filing noch keinen Geschäftsbericht veröffentlicht. Ansonsten ist der Reigen der 30 Emittenten komplett. Eine Analyse der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY auf dieser Basis zeigt: Die flauere Konjunktur hat den Konzernen ein schwaches viertes Quartal beschert: Zwar stieg der Umsatz um 2,6 %, das aggregierte Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) schrumpfte aber um 29 % auf 18,9 Mrd. Euro. Dieser Rückgang drückt auch die Jahresbilanz ins Minus. Um 6,5 % auf 118,9 Mrd. Euro sank das operative Ergebnis. Die Mehrheit der deutschen Top-Konzerne meldete fallende Gewinne – lediglich zwölf Emittenten legten noch zu. Die Ausschüttungen an die Aktionäre sind gleichwohl gestiegen – um knapp 3 % auf rekordhohe 36,5 Mrd. Euro. Die Nettogewinne sanken mit 10 % auf 84,5 Mrd. Euro stärker als das addierte Ebit. Der Wind dreht sichDie sich eintrübende Konjunktur und steigende politische und wirtschaftliche Risiken haben die Unternehmen nicht daran gehindert, in Innovationen und Belegschaften zu investieren. Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung legten um 10 % auf knapp 50 Mrd. Euro zu. Und die Zahl der Beschäftigten stieg um 3 % auf nahezu 4 Millionen. Damit wurden weltweit mehr als 100 000 Stellen geschaffen. VW hat mit 636 100 die meisten Namen auf den Lohn- und Gehaltslisten gefolgt von der Deutschen Post mit 499 000 und Siemens mit 380 000.”Der Wind hat sich gedreht, es wird immer schwieriger, Wachstum zu erzielen”, beobachtet Hubert Barth, Vorsitzender der EY-Geschäftsführung. Die Konjunktur, die den Unternehmen seit zehn Jahren zu fast kontinuierlich steigenden Umsätzen und Gewinnen verholfen habe, arbeite nun eher gegen die Top-Konzerne. “In China schwächt sich das Wachstum ab, in den USA lässt der durch Steuergeschenke ausgelöste Boom nach, in Europa droht der Brexit eine unendliche Geschichte zu werden, die Politik und Wirtschaft gleichermaßen lähmt.”Impulse kamen zuletzt, wenn überhaupt, aus Übersee: Die Erlöse in Asien kletterten um 6 %, während es in Europa gerade mal 1 % war. Ein Jahr zuvor waren die Europa-Umsätze um 6 % gestiegen. Trotz insgesamt leicht steigender Umsätze gingen die Gewinne der Unternehmen zurück. Dies sei in Hinweis auf zunehmenden Preisdruck, steigende Rohstoffpreise und womöglich zu hohe interne Kosten. Die durchschnittliche Marge sank von 9,8 auf 9,0 %; 19 Unternehmen meldeten eine geringere Profitabilität. Sondereffekte helfenNoch schwächer wäre die Entwicklung gewesen, hätten nicht Sondereffekte für Entlastung gesorgt: So erzielte Bayer einen Veräußerungsgewinn von 4,1 Mrd. Euro vor Steuern im Zusammenhang mit Verkäufen von Sparten an BASF. Und Munich Re konnte den Gewinn erheblich steigern, weil die Belastungen aus Großschäden um 2,5 Mrd. Euro niedriger lagen als 2017.Die Unternehmen stellen sich auf schwierige Zeiten ein, beobachtet Mathieu Meyer aus der EY- Geschäftsführung. Einerseits führt kein Weg an harten Einschnitten vorbei, um weitere Margenrückgänge zu verhindern: Es gehe jetzt darum, “Strukturen und Prozesse zu vereinfachen und auch bei der Beschäftigungsentwicklung einen Gang zurückzuschalten.” Ein konsequenter Sparkurs dürfe aber Innovationskraft nicht gefährden. Und die Unternehmen sollen sich teilweise neu aufstellen, was Abspaltungen von Randaktivitäten bringt und Zukäufe, um das Kerngeschäft zu stärken oder um in neue Geschäftsfelder vorzustoßen.Mittel für Investitionen in die Zukunft haben die Unternehmen: Der operative Cash-flow der Dax-Konzerne stieg 2018 um ein Viertel auf 129,5 Mrd. Euro, die liquiden Mittel lagen zum Dezemberultimo bei 112 Mrd. Euro und damit 24 % höher als zwölf Monate zuvor. Den höchsten Cash-flow hatten demnach VW im Industriegeschäft (18,5 Mrd. Euro), Telekom mit 17,9 Mrd. und Daimler mit 12,8 Mrd. Euro. Mit 23,3 Mrd. Euro hat Volkswagen auch am stärksten Liquidität gehortet; es folgen Daimler mit 12,8 Mrd. und Siemens mit 12,4 Mrd. Euro.