Dax wird immer amerikanischer

Angelsächsische Investoren halten 54 Prozent der deutschen Blue Chips - Deutsche geben weiter ab

Dax wird immer amerikanischer

Deutsche Blue Chips geraten immer fester in angelsächsische Hand. Vor allem bei Investoren in den USA sind Dax-Werte beliebt. Zusammen halten nordamerikanische und britische Investoren schon 54,1 % der Anteile der Dax-Unternehmen. Deutsche Anleger bauen in der Heimat weiter ab, wie eine Studie ergeben hat.ds Frankfurt – US-amerikanische Investoren bringen den Dax immer stärker unter ihre Kontrolle. Das ist eines der Ergebnisse einer Studie des Deutschen Investor Relations Verbands (DIRK) und des Marktforschers IHS Markit, der 2018 zum sechsten Mal die Zusammensetzung der Investoren im deutschen Blue-Chip-Index Dax untersucht hat.Der Erhebung zufolge haben institutionelle US-Investoren ihren Anteil in den vergangenen drei Jahren ständig ausgebaut, ausgehend von 32,6 % im Jahr 2016 über 33,5 % im Jahr 2017 bis auf 34,6 % anno 2018.Nordamerikanische institutionelle Anleger sind somit die größten Investoren im Dax und zeigen zugleich das stärkste Wachstum mit einem Plus von 1,1 Prozentpunkten ihres Besitzes gegenüber dem Vorjahr. Vanguard (plus 0,6 Prozentpunkte) und Harris (plus 0,4) trugen als führende Käufer zum Anstieg der Region bei.Die deutschen Bestände an Top-Unternehmen im eigenen Land gehen unterdessen weiter zurück, und zwar um 0,6 Prozentpunkte auf gerade noch 15,3 %. Damit sind die Deutschen zwar noch die drittgrößte Gruppe, zugleich sind sie aber nicht einmal halb so stark wie die Amerikaner vertreten. Während in den USA seit Jahren ausgebaut wird, sind die Deutschen seit Jahren auf dem Rückzug. Im Jahr 2016 hielten sie noch 17,1 % am eigenen Blue-Chip-Index.Der andauernde Rückgang im vergangenen Turnus in Deutschland ist auf den ETF-Manager Assenagon (minus 0,2 Prozentpunkte) zurückzuführen, heißt es. BlackRock Deutschland (ebenfalls minus 0,2 Prozentpunkte) verzeichnete auch Abflüsse, die dem Trend der gesamten BlackRock-Gruppe folgten. BlackRock bleibe zugleich größter Investor der Deutschland AG, allerdings wiederholt mit einem geringeren Anteil (minus 0,7 Prozentpunkte). Die Gruppe fokussiere sich vermehrt auf passive Portfolios, heißt es zur Erklärung.Großbritannien und Irland verzeichneten die größten Abflüsse im vergangenen Jahr, nachdem sie 2017 der stärkste Unterstützer des Index waren. Die Beteiligung im Dax sank gegenüber der Vorperiode um 0,9 Prozentpunkte auf 19,5 %. Der Rückgang sei auf Aberdeen Standard (UK) (minus 0,3 Prozentpunkte) und Schroder (ebenfalls minus 0,3 Prozentpunkte) zurückzuführen.”Der Anstieg des Investments aus Nordamerika wurde vorrangig von aktiven Fonds beeinflusst”, kommentiert Frederik Frank, Associate Director bei IHS Markit in Frankfurt, die Studienergebnisse. Gerade in einer Zeit, in der die indexierte Vermögensanlage immer beliebter werde, sei dies ein positives Signal, und dieser Trend setzte sich auch fort. Institutionelle Investoren tendierten verstärkt dazu, beim Abstimmungsverhalten eigene Richtlinien zu entwickeln. “Dies birgt Risiken, allerdings auch Potenzial bei der Ansprache der Investorenbasis”, so Frank weiter.Passive Investments stellten die deutschen Emittenten vor Herausforderungen in der Kommunikation mit Investoren. “Gerade im Hinblick auf Abstimmverhalten und erhöhte Governance-Sensitivitäten sind ETF-Fondsgesellschaften enorm wichtig, da ihr Einfluss entsprechend groß ist”, erklärte Patrick Tobias, Director Corporate Sales bei IHS Markit. “Unserer Erfahrung nach beschäftigen sich die Index-Investoren sehr genau mit Corporate Governance”, sagte er. Daher sollte die Kommunikation mit passiven Investoren einen ebenso hohen Stellenwert besitzen wie mit aktiven Anlegern. Im Jahr 2018 kam es der Studie zufolge im Dax zu Mittelabflüssen seitens der institutionellen Anleger. Allerdings hätten vorrangig ETFs zu dieser Entwicklung beigetragen. So zählten die großen ETF-Fondshäuser wie Lyxor, SSGA, Assenagon und Mellon zu den Top-Verkäufern im Dax.Insgesamt gaben die professionellen Investoren im vergangenen Jahr von 61,8 % der Anteile im Dax auf 60,2 % ab. Die Quote der Privatanleger wird mit 17,7 % angegeben, 2,2 % halten Broker, die übrigen 20 % strategische Investoren, also Familien und Stiftungen oder Staatsfonds. Briten auf dem RückzugNachdem Investoren aus Großbritannien sich im Jahr 2017 von Mittelabflüssen im Zuge des Brexit erholt hatten, zogen sie im vergangenen Turnus verstärkt Gelder aus dem Dax ab. Ihr Anteil sinkt um fast 1 Prozentpunkt gegenüber dem Vorjahr auf 19,5 %. Da die nordamerikanischen Investoren jedoch stärker zulegten, als die britischen verloren, steht per saldo 2018 eine leichte Ausweitung der angelsächsischen Investorenbasis im Dax zu Buche, und zwar von 53,9 auf 54,1%. Top-Destination für Roadshows bleibe immer noch London, gefolgt von Frankfurt und Paris.Betrachtet man die Liste der größten Anleger im Dax, so ist mit Abstand der Assetmanager BlackRock vorn mit 9,4 %, gefolgt von Vanguard (4,8 %), dem Staatsfonds Norwegens (3,9 %) und Deutscher Bank (3,6 %). Unter die Top 10 schaffen es auch noch Crédit Agricole (Amundi), State Street, Harris, UBS, Deka und die Allianz.