DBAG verkauft Automatisierungsspezialist nach China
wb Frankfurt – Nach dem Roboterhersteller Kuka wird ein weiterer deutscher Automatisierungsspezialist nach China veräußert: Shanghai Electric übernimmt den Luft- und Raumfahrtzulieferer Broetje-Automation. Der chinesische Hersteller von Anlagen zur Energieerzeugung zahlt knapp 200 Mill. Euro an die Deutsche Beteiligungs AG (DBAG), ihren Fonds V, den Anlagenbauer Dürr als Minderheitsgesellschafter und Mitglieder des Managements. Shanghai Electric ist unter anderem Großaktionär von Manz und Ansaldo Energia in Italien sowie von dem US-Druckmaschinenbauer Goss und dem Autozulieferer Nedschroef. Von Claas und DürrDer Kaufpreis übersteige den Wertansatz der Beteiligung im jüngsten IFRS-Konzernabschluss der DBAG (30. Juni 2016), heißt es. Für das Eigenkapital werden 174 Mill. Euro bezahlt. Die DBAG hält bisher 19 %. Die Bewertung beim Verkauf entspricht dem 4,5-Fachen des Eigenkapitaleinsatzes der börsennotierten Gesellschaft, was als attraktive Rendite gilt. Die Veräußerung führe im vierten Quartal 2015/2016 (30. September) zu einem Ergebnisbeitrag, der in der jüngst bestätigten Ergebnisprognose aber berücksichtigt sei. Die Rendite liege oberhalb der üblichen Erwartungen der DBAG. Sie bilde die wirtschaftliche Entwicklung und die deutlich verbesserte strategische Positionierung von Broetje ab, die in den vergangenen vier Jahren erreicht wurde.Die DBAG hatte dem Landmaschinenbauer Claas Broetje im Januar 2012 abgekauft. Damals setzte Broetje rund 80 Mill. Euro um, sie wurden in den vergangenen vier Jahren mehr als verdoppelt. 2014 wurde die Flugzeug-Montagetechnik des Dürr-Konzerns hinzugekauft. Im Zuge dessen erhielt Dürr eine Beteiligung von 11 % an Broetje. Nach dem Einstieg der DBAG hat die Firma unter anderem die Aktivitäten in China verstärkt, etwa durch den Aufbau eines Vertriebsstandorts in Schanghai.Das Unternehmen plant und produziert Fertigungslinien für die Luft- und Raumfahrtindustrie. Broetje gilt als Experte für Produktionsprozesse in dieser Industrie und zählt nahezu alle namhaften Hersteller zu ihren Kunden. Das Leistungsspektrum umfasst insbesondere Nietmaschinen und -anlagen, mit denen große Elemente eines Flugzeugs wie Rumpf, Flügel und Cockpit aus Metall oder Kohlefaser automatisch genietet, gefügt und montiert werden.Gerade erst hat der chinesische Haushaltsgeräteproduzent Midea den Augsburger Roboterhersteller Kuka mit einer Bewertung von 4,3 Mrd. Euro übernommen. Zuvor hatte Chemchina für 925 Mill. Euro den Maschinenbauer KraussMaffei erworben. Zuvor hatte sie den Industriedienstleister Clyde Bergemann nach Asien verkauft und vor Jahren den Autozulieferer Preh. Dürr ist indessen dabei, 85 % von Dürr-Ecoclean an Shenyang Blue Silver aus China zu veräußern.Zu Beteiligungsbeginn hatte Broetje 450 Beschäftigte, inzwischen sind es nach dem Zukauf 850. In der Haltezeit baute Broetje das Service-Geschäft aus, verbreiterte das Angebot, internationalisierte die Kundenbasis und baute vor allem das Servicegeschäft kräftig aus. Die DBAG wird bei dem aktuellen Deal von Houlihan Lokey und CMS beraten.Die Beteiligung zeige, so kommentiert Vorstand Rolf Scheffels, worauf es der DBAG ankomme: “Wir haben ein führendes Unternehmen des deutschen Mittelstands begleitet, sein Geschäftsmodell weiterzuentwickeln, um die sich bietenden Marktchancen bestmöglich zu nutzen und seine Position im Weltmarkt auszubauen und zu festigen.” Broetje-Chef Bernd Schröder bezeichnet Shanghai Electric als “unseren Wunschpartner”, da er die unabhängige Entwicklung in Europa, den USA, Japan, Russland und insbesondere China unterstützen wolle. Der Weltmarkt verlange in den nächsten 20 Jahren nach mehr als 30 000 Flugzeugen, die zunehmend aus lokalen Produktionsstätten geliefert würden. Im MischkonzernDer Mischkonzern Shanghai Electric setzte zuletzt umgerechnet 11,5 Mrd. Dollar um und ist in Schanghai und Hongkong notiert. Geschäftsfelder sind unter anderem regenerative Energie, Industrieausrüstung und Dienstleistungen. Das Unternehmen kooperiert unter anderem mit Siemens und dem Pumpenhersteller KSB. Ziel der Beteiligung an Broetje-Automation sei der Aufbau eines Standbeins in der Flugzeugindustrie und einer Basis für künftige Geschäftsmöglichkeiten mit Broetje-Kunden wie Airbus und Boeing.