Debenhams` letzte Chance
Der Gründer von Sports Direct hat Debenhams noch nicht abgeschrieben. Mike Ashley hofft, dass er sich die klamme Kaufhauskette doch noch sichern kann. Deren Eigentümer hatten ihn zwar mehrfach abblitzen lassen. Doch die Insolvenzverwalter dürften andere Prioritäten haben.hip London – Der britische Turnschuhmilliardär Mike Ashley hat im Ringen um die klamme Kaufhauskette Debenhams noch einmal Druck gemacht. “Die Frasers Group hofft zwar, dass ein Rettungspaket geschnürt wird und Arbeitsplätze gerettet werden können, doch die Zeit ist knapp, und die Zahlungsunfähigkeit der Arcadia Group verkompliziert die Lage zusätzlich”, teilte seine aus Sports Direct hervorgegangene Gesellschaft gestern per Pflichtveröffentlichung mit. Philip Greens Arcadia Group, zu der Marken wie Topshop und Dorothy Perkins gehören, ist der größte Untermieter des 242 Jahre alten Traditionsunternehmens. Ende November holte das Unternehmen die Konkursverwalter. Der Frasers-Finanzchef Chris Wootton hatte bereits in der vergangenen Woche gewarnt, dass der Kollaps von Greens Einzelhandelsimperium im Verbund mit hohen Gewerbeimmobiliensteuern eine Rettung von Debenhams unmöglich machen könnte. Es geht um 12 000 Arbeitsplätze.Im April vergangenen Jahres hatten die Gläubiger – Banken und Hedgefonds wie Silver Point Capital – die Kontrolle über Debenhams übernommen. Ashley, der für rund 150 Mill. Pfund ein Aktienpaket von 29 % aufgebaut und den Chefsessel für sich gefordert hatte, verlor seinen Einsatz. Das Management entschied sich damals lieber für die Insolvenz, als den Besitzer des Fußballclubs Newcastle United ans Ruder zu lassen. Am 1. Dezember verabschiedete sich Debenhams in die Zahlungsunfähigkeit. “Harrods der High Street”Im Oktober hatte die “Sunday Times” berichtet, Ashley habe ein Angebot für Debenhams abgegeben. Auch Mukesh Ambani, der Eigentümer der indischen Reliance Retail, und JD Sports galten als mögliche Kaufinteressenten. Doch konnte man sich offenbar nicht über die Konditionen einigen.Ashley dürfte immer noch das Ziel verfolgen, Debenhams näher an die von ihm vor der Pleite bewahrte Warenhauskette House of Fraser heranzuführen, der bis 1985 auch das Londoner Nobelkaufhaus Harrods gehörte. Dort hatte er wenige Wochen nach der 90 Mill. Pfund schweren Übernahme das von CEO Alex Williamson geführte Management komplett gefeuert und vollmundig angekündigt, die Marke zum “Harrods der High Street” zu machen. Im Februar stieg Ashley, der sich zunehmend als Markensammler betätigt, beim Luxusgüterhersteller Mulberry ein. House of Fraser war zuvor ein wichtiger Partner von Mulberry. Rund zwei Fünftel der britischen Niederlassungen des Handtaschenproduzenten befanden sich in Kaufhäusern von House of Fraser. Auch Hugo Boss zählt ihn zu ihren Anteilseignern.Das Enfant terrible des britischen Einzelhandels erwarb auch den Fahrradhändler Evans Cycles. Er bot für Game Digital, Goals Soccer Centre und andere Firmen. Wer ihn bewundert, argumentiert in etwa so: Wer marode Einzelhändler aufsammelt, bekommt nicht nur deren Verkaufsflächen, sondern auch deren Lagerbestände zum Schlagerpreis. Auf diese Weise könnte Ashley einmal eigene Kaufhäuser nahezu vollständig mit eigenen Marken bestücken. Debenhams würde viele attraktive Standorte in Innenstadtlagen beisteuern.