Deezer singt Investoren vor

Französischer Streamingdienst strebt Bewertung von 1 Mrd. Dollar an - Apple Music verbucht ersten Erfolg

Deezer singt Investoren vor

Das digitale Musikgeschäft trägt genauso viel zum Umsatz der Branche bei wie der Verkauf von physischen Tonträgern. Streamingdienste wie Spotify wachsen rasant. Um es mit dem Branchenprimus und Quereinsteigern wie Apple aufnehmen zu können, will die französische Deezer jetzt frisches Kapital einspielen.sp Frankfurt – Der französische Musik-Streamingdienst Deezer will sich mit frischem Kapital für den Wettbewerb mit dem Branchenführer Spotify sowie dem mächtigen Quereinsteiger Apple rüsten. Dabei strebe das 2006 gegründete Unternehmen eine Bewertung von bis zu 1 Mrd. Dollar an, berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Insider. Sowohl eine Privatplatzierung als auch ein Börsengang sei denkbar, heißt es weiter. Der Prozess befinde sich allerdings in einem frühen Stadium, und auch das Bewertungsziel könne sich noch ändern.Deezer hat seit dem Launch ihres Streamingdienstes 2007 rund 6 Millionen zahlende Abonnenten gewonnen. Insgesamt nutzen 16 Millionen Musikfans den Dienst. Die schwedische Spotify, die es im Rahmen der jüngsten Finanzierungsrunde in diesem Frühjahr laut Medienberichten auf eine Bewertung von 8,5 Mrd. Dollar gebracht und insgesamt 1 Mrd. Dollar eingesammelt hat, kommt derzeit auf 20 Millionen Abonnenten und mehr als 75 Millionen aktive Nutzer. Damit liegt das 2006 gegründete Start-up gemessen an der zahlenden Kundschaft deutlich vor vergleichbaren Diensten wie Juke, Napster, Rdio oder Soundcloud und hat auch im Vergleich mit dem börsennotierten Internetradio Pandora die Nase vorn.Noch in der Testphase befindet sich der Streamingdienst von Apple. Der Elektronikkonzern aus Cupertino, der im Geschäft mit Musik-Downloads über seine Plattform iTunes bereits den Erfolg von Spotify und anderen Streamingdiensten zu spüren bekommt, hat Anfang Juni mit Apple Music ein Konkurrenzangebot vorgestellt, das die Herausforderer aus dem Takt bringen soll. Ende August läuft eine dreimonatige Testphase aus, in welcher der Dienst gebührenfrei zur Verfügung stand. Apple hofft darauf, dass möglichst viele ihrer weltweit mehr als 800 Millionen Kunden sich als Abonnenten von Apple Music registrieren lassen.Als Erfolg wertet Apple die Resonanz auf das Anfang August über den eigenen Streamingdienst lancierte Album “Compton: A Soundtrack” des US-Rappers Andre Romelle Young, der als “Dr. Dre” bekannt ist. In der ersten Woche wurde das Album von 25 Millionen Nutzern gestreamt und von einer halben Million Kunden über iTunes auf ihren Rechner geladen. Dr. Dre gilt als Pionier der Rap-Musik und hat mit “Compton” das erste Album seit fast 14 Jahren vorgelegt. Der Kinofilm zum Soundtrack, “Straight Outta Compton”, der die Anfänge von Dre und seiner Hip-Hop-Crew N.W.A. in Compton, einem Vorort von Los Angeles erzählt, ist gerade in den Kinos gestartet und hat am ersten Wochenende gut 50 Mill. Dollar eingespielt.Die Karriere des Musikers als Unternehmer wird in dem Film nicht erzählt, spielt für Apple aber auch eine Rolle. Den 2008 von Dr. Dre gemeinsam mit dem Musikproduzenten Jimmy Iovine gegründeten Streamingdienst Beats, der auch Audiotechnik wie Kopfhörer vertreibt, ließt sich der Konzern vor gut einem Jahr jedenfalls rund 3 Mrd. Dollar kosten. Dre ist seither als Berater für Apple tätig, und Iovine gilt als treibende Kraft hinter Apple Music. ProSiebenSat.1 ist beteiligtMarktbeobachter trauen Spotify und manch kleinerem Herausforderer im Wettbewerb mit Apple Music trotz großer Namen und beinahe unbegrenzter Mittel dennoch eine gute Rolle zu. Access Industries, die Beteiligungsgesellschaft von Leonard Blavatnik, und die Private-Equity-Gesellschaft Idinvest sahen zuletzt auch für Deezer einen Platz in dem rasant wachsenden Markt für Streamingdienste. Dieses Segment machte im vergangenen Jahr fast ein Drittel des gesamten digitalen Musikgeschäfts aus (siehe Grafik), das nach Angaben der IFPI (International Federation of the Phonographic Industry) mit 6,9 Mrd. Dollar zuletzt genauso viel zum Branchenumsatz beitrug wie der Verkauf von physischen Tonträgern. Ende 2012 investierten die beiden rund 100 Mill. Euro in das Start-up, an dem unter anderen ProSiebenSat.1 und der französische Telekomkonzern Orange beteiligt sind.