Deflation setzt Ernährungsindustrie zu

Branchenlobby: Schlechtestes Ergebnis seit vier Jahren

Deflation setzt Ernährungsindustrie zu

wb Frankfurt – “Nach dem schlechtesten Jahresergebnis seit vier Jahren steht die Ernährungsindustrie in Deutschland unter einem enormen Druck”, beklagt Christoph Minhoff, der Hauptgeschäftsführer der Branchenlobby BVE. Sinkende Verkaufspreise gefährdeten die Innovationskraft und damit mittelfristig die Wettbewerbsfähigkeit. Er fordert die Politik auf, “dieser Situation nicht durch kostenintensive Vorschriften Vorschub zu leisten”.Die deutsche Ernährungsindustrie setzte 2015 nach Verbandsschätzungen 166,3 Mrd. Euro um nach 172,2 Mrd. Euro im Turnus zuvor. Zum Rückgang von 3,4 % beigetragen haben sinkende Verkaufspreise für Lebensmittelhersteller. Im Inland mussten sie einen Preisverfall von 2,3 und jenseits der Grenzen von 2,2 % hinnehmen. Die Absatzmengen gingen um 1,1 % zurück. Auch die Lebensmittelproduktion nahm ab, der saison- und kalenderbereinigte Produktionsindex sank um 1,3 %. Ein weiterer Grund für den Umsatzrückgang seien um 5,7 % gesunkene Erlöse im Inland (auf 112,1 Mrd. Euro) und das stagnierende Ausfuhrgeschäft. Zwar wurde die Exportquote auf 33 % gesteigert, doch mehr Konkurrenz aus dem Ausland und mehr Marktzugangshürden ließen die Lebensmittelausfuhren leicht auf 54,3 Mrd. Euro zurückgehen. Damit wurde erstmalig seit 16 Jahren kein Exportwachstum erzielt.Eine schwache Nachfrage, hohe Kosten bei Löhnen, Energie und Rohstoffen, zunehmender Konkurrenzdruck sowie schwindende Gewinnspielräume im Ausland steigerten den Ertragsdruck, beklagt die Lobby, zu der unter anderem Danone, Ferrero, Kellogg, Nestlé, Oetker, Südzucker, Unilever gehören. Dies schwäche die Verhandlungsmacht gegenüber dem stärker konzentrierten Einzelhandel. Der Preisdruck treibe die Konzentration, und das fehlende Wachstum behindere Innovationen.Die Ernährungsindustrie behaupte sich trotz der Sorgen als stabiler Arbeitgeber. So wurden 2015 gut 9 000 Stellen geschaffen. Die 5 850 Betriebe haben 569 000 Beschäftigte. Die Branche ist der drittgrößte Industriezweig Deutschlands und geprägt von kleinen und mittelständischen Herstellern; 95 % haben weniger als 250 Beschäftigte. Darunter finden sich viele traditionsreiche Familienunternehmen und international tätige Hersteller deutscher Spezialitäten. Wichtige Zweige sind Fleischwaren, Milch, Süß- und Backwaren und Getränke.