Delivery Hero greift sich Instashop aus Dubai

Online-Marktplatz für Lebensmittel wird mit 360 Mill. Dollar bewertet - Essensdienst baut neue Geschäftsbereiche aus

Delivery Hero greift sich Instashop aus Dubai

Der Dax-Neuling Delivery Hero übernimmt den in Dubai ansässigen Online-Marktplatz Instashop. Mit der Akquisition baut der Essensdienst das neue Geschäft mit der Auslieferung von Fertigwaren wie Lebensmitteln aus. Der Transaktion liegt eine Bewertung von 360 Mill. Dollar zugrunde.hek Frankfurt – Mit der Übernahme von Instashop verstärkt der Essensdienst Delivery Hero die Diversifizierung außerhalb des klassischen Geschäfts mit dem Onlineverkauf und der Auslieferung von zubereiteten Mahlzeiten. Instashop gehöre zu den größten Online-Lebensmittelplattformen im Nahen Osten und Nordafrika, teilt Delivery Hero mit. Das Unternehmen erwirtschafte schwarze Zahlen vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda).Für 100 % der ausstehenden Aktien legt Delivery Hero zunächst 270 Mill. Dollar auf den Tisch. Hinzu kommen Kaufpreiskomponenten, die vom Wachstum und der Rentabilität in den kommenden Jahren abhängen. Insgesamt liegt dem Deal eine Bewertung von 360 Mill. Dollar zugrunde.Instashop, die im Juni 2015 an den Start ging, ist in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Katar, Bahrain, Ägypten und im Libanon tätig. Das über die Plattform abgewickelte Bruttowarenvolumen lag im zweiten Quartal, hochgerechnet auf ein Jahr, bei 300 Mill. Dollar, was laut Delivery Hero einem rasanten Anstieg um 330 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht.Der Online-Marktplatz bringt Kunden und Verkäufer zusammen. Um die Auslieferung der Lebensmittel und anderer Haushaltswaren wie Medikamente, Kosmetik und Blumen kümmern sich die Partnergeschäfte. Instashop arbeitet mit 1 500 Anbietern zusammen. Nun sollen neue Märkte erschlossen und in weiteres Wachstum investiert werden.Die Finanzierung bereitet keine Probleme: Seit Jahresbeginn hat sich Delivery Hero bereits 3,8 Mrd. Euro über die Ausgabe von Aktien und vor allem von Wandelanleihen beschafft. Außerdem läuft noch die Ende 2019 angekündigte Übernahme der koreanischen Woowa für 3,6 Mrd. Euro. Das Closing der Transaktion steht aus, da das Okay der Wettbewerbshüter noch fehlt. Das Management erwartet den Abschluss in der laufenden Jahreshälfte. Investoren reagierten verhalten auf den Instashop- Deal. Die seit Montag im Dax vertretene Aktie gab am Donnerstag knapp 5 % nach. Das Analysehaus Jefferies sprach von einem guten Zukauf. Mit der Übernahme seien die Pläne für die Verwendung der Mittel aus der jüngst platzierten Wandelanleihe etwas klarer geworden. Skalierbares GeschäftsmodellDie Akquisition unterstreicht laut Firmenangaben die Bedeutung des Q-Commerce, wobei das “Q” für “quick” steht. Dahinter verbirgt sich die schnelle Auslieferung von Fertigwaren wie Lebensmittel, Medikamente, Elektronikartikel oder Blumen. Delivery Hero setzt große Hoffnungen auf dieses Segment. Statt in Geschäfte zu gehen, würden immer mehr Menschen das, was sie brauchen, online bestellen, ist CEO und Mitgründer Niklas Östberg überzeugt. Im zweiten Quartal stiegen die Q-Commerce-Bestellungen auf 10,5 Millionen, teilte Delivery Hero unlängst mit. Das seien 98 % mehr als im Startquartal 2020. Bis Jahresende könne Q-Commerce einen hohen einstelligen Prozentsatz zum Umsatz beisteuern, sagte CFO Emmanuel Thomassin Ende April im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Im ersten Quartal waren es gut 3 %. Der Konzern bietet Q-Commerce in den meisten seiner 44 Länder an, in denen er tätig ist. Das Marktpotenzial bis 2030 veranschlagt Delivery Hero auf 56 Mrd. Euro in diesen Ländern und weltweit auf 448 Mrd. Euro.Delivery Hero will Instashop, deren Geschäftsmodell sich als schnell skalierbar erwiesen habe, als unabhängige Marke unter der derzeitigen Leitung weiterführen. Die Instashop-Gründer Ioanna Angelidaki und John Tsioris kommen aus Griechenland. Nach Angaben des Nachrichtenportals Techcrunch soll es sich bei dem Verkauf um einen Rekord-Deal für ein Start-up mit griechischen Gründern handeln. Die Investoren hätten bisher lediglich 7 Mill. Dollar in das Unternehmen gesteckt, so dass sie nun eine außerordentlich hohe Rendite erzielen. Ursprünglich hätten der Venture-Capital-Geber Venturefriends und der Investor Jabbar das Unternehmen unterstützt. Venturefriends-Gründungspartner Apostolos Apostolakis sei Mitgründer von Efood, einem Marktplatz für Essenslieferungen, den Delivery Hero 2015 übernommen hatte.Anders als Instashop steckt Delivery Hero weiter tief in roten Zahlen. Unter dem Strich stehen nach sechs Monaten 443 Mill. Euro Verlust bei einem um 87 % auf 958 Mill. Euro gestiegenen Umsatz. Bezogen auf die fortgeführten Aktivitäten hat sich der Periodenverlust im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als verdoppelt. Der um Sondereinflüsse bereinigte Verlust auf Ebitda-Basis kletterte von 171 Mill. auf 320 Mill. Euro. Delivery Hero begründet dies nicht zuletzt mit Unterstützungen für Restaurants, die in der Coronakrise notwendig geworden seien, sowie Investitionen etwa in den Ausbau sogenannter Dmarts – eigener Lagerhäuser, von denen aus Fertigwaren innerhalb kurzer Zeit an Kunden geliefert werden. Operativ schwarze Zahlen hat Delivery Hero im Halbjahr nur in der Region Naher Osten/Nordafrika erzielt (siehe Grafik). In den anderen Segmenten seien die Verluste gemessen an den Erlösen aber verringert worden, betont das Management. Corona-ProfiteurInsgesamt absorbierten die operativen Verluste im ersten Halbjahr 28,4 % der Erlöse. Im Gesamtjahr soll diese Relation in der Spanne von minus 14 bis minus 18 % des Umsatzes liegen. Zusätzliche Investitionen von bis zu 150 Mill. Euro sind in dem Ausblick allerdings noch nicht enthalten. In der Coronakrise hat das in Berlin ansässige Unternehmen viele neue Kunden gewonnen.