Delivery Hero schluckt Woowa

Nummer 1 in Südkorea - Transaktionswert von 3,6 Mrd. Euro in bar und Aktien - Kurssprung

Delivery Hero schluckt Woowa

Der Essenslieferdienst Delivery Hero baut sein Geschäft in Asien mit einer milliardenschweren Akquisition aus. Für 3,6 Mrd. Euro schluckt das Berliner Unternehmen den Konkurrenten Woowa Brothers. Den Kaufpreis bezahlt der Konzern in bar und mit eigenen Aktien. Investoren reagieren euphorisch.hek Frankfurt – Delivery Hero übernimmt für 3,6 Mrd. Euro den Konkurrenten Woowa Brothers – den größten Online-Essenslieferservice in Südkorea mit rund 100 Millionen Bestellungen im dritten Quartal. Mit dem Deal macht das Unternehmen einen Wachstumssprung in Asien. Dafür legt Delivery Hero nach eigenen Angaben 1,7 Mrd. Euro in bar und 1,9 Mrd. Euro in eigenen Aktien auf den Tisch. Die im MDax vertretene Aktie reagierte mit einem Kurssprung von 23 %.Mit der geplanten Akquisition gewinnt die Konsolidierung der jungen Branche weiter an Fahrt. So wollen derzeit sowohl die niederländische Takeaway als auch die Internetholding Prosus die britische Just Eat übernehmen. Ihr Deutschlandgeschäft hat Delivery Hero bereits vor einem Jahr an Takeaway veräußert.Zunächst habe sich Delivery Hero 82 % der Woowa-Aktien gesichert, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Nach Abschluss der Transaktion würden es 88 % sein. Verkäufer sind eine Reihe von Finanzinvestoren wie die US-Investmentbank Goldman Sachs und der Singapur-Staatsfonds GIC. Die restlichen 12 % hält das Woowa-Management. Diese Anteile können über eine Zeitspanne von vier Jahren in Delivery-Hero-Aktien getauscht werden. Die verkaufenden Investoren werden künftig bis zu 13,6 % an Delivery Hero halten, das Management maximal 3,9 %. Die Transaktion soll im zweiten Halbjahr 2020 unter Dach und Fach sein.”Das ist ein fantastischer Tag für Delivery Hero. Südkorea ist ein hochprofitabler Markt”, jubelt Vorstandschef Niklas Östberg. Mit der Übernahme werde Delivery Hero zum größten Essenslieferanten außerhalb Chinas. Südkorea ist wegen der hohen Bevölkerungsdichte und der steigenden Zahl an Single-Haushalten global der viertgrößte Markt. Woowa ist Marktführer, Delivery Hero mit ihrer App Yogiyo die Nummer 2. Östberg ist dennoch zuversichtlich, grünes Licht von den Wettbewerbshütern zu erhalten. “Der Wettbewerb ist hart, und auch nach der Fusion werden wir nur einen sehr kleinen Teil des Marktes kontrollieren”, sagt er. Woowa wachse schnell, sei seit einigen Jahren profitabel und werde ihre Gewinne in der Zukunft weiter steigern. Die neue Tochter hat sich allerdings skeptischer gezeigt, in dem umkämpften Markt ohne Partner bestehen zu können. Ein Sprecher bezeichnet die Fusion als “Überlebensstrategie”. SachkapitalerhöhungWie aus den Präsentationsunterlagen hervorgeht, kommt das fusionierte Unternehmen auf 1,27 Mrd. Euro Umsatz in den ersten neun Monaten dieses Jahres, knapp 10 Mrd. Euro Bruttowarenwert und 739 Millionen Bestellungen. Woowa erreichte in den drei Quartalen in Korea 301 Mill. Euro Umsatz, ein Anstieg um 84 % im Vergleich zur Vorjahreszeit, und 4,6 Mrd. Euro Bruttowarenvolumen (+65 %). Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) lag allerdings lediglich bei 3 Mill. Euro, nachdem es im gesamten Jahr 2018 noch 46 Mill. Euro waren. Der koreanische Markt befindet sich laut Delivery Hero noch in einer frühen Entwicklungsphase. Die Mehrheit der Verbraucher bestelle nach wie vor über das Telefon. Entsprechend groß sei das Wachstumspotenzial für Online-Orders. Die erworbenen Woowa-Anteile will Delivery Hero in ein Joint Venture in Singapur einbringen, das zusammen mit Woowa-Managern gegründet wird.Die Sachkapitalerhöhung umfasst den Angaben zufolge bis zu 40,1 Millionen neue Aktien, was 17,5 % der nach der Transaktion ausstehenden Anteile entspricht. 31,2 Millionen Stück erhalten die Finanzinvestoren, 8,9 Millionen das Management. Die Barkomponente will Delivery Hero durch eine Kombination von Fremd- und Eigenkapital finanzieren. Dabei könnte sich der Konzern laut Finanzchef Emmanuel Thomassin von Takeaway-Aktien trennen. Als Finanzberater für Delivery Hero fungiert die US-Bank Morgan Stanley.