Delivery Hero wächst schneller
Der Dax-Kandidat Delivery Hero hat den Umsatz im zweiten Quartal deutlich gesteigert. Zahlreiche Restaurants wollten aufgrund der Covid-19-Beschränkungen erstmals den zusätzlichen Absatzkanal nutzen. Die Erlösprognose wurde angehoben. Zugleich schoss allerdings auch der Verlust nach oben.scd Frankfurt – Der Essenslieferdienst Delivery Hero hat sein Umsatzziel für 2020 nach einem wachstumsstarken zweiten Quartal einmal mehr angehoben. Das MDax-Unternehmen, das bei knapp 19 Mrd. Euro Marktkapitalisierung als Dax-Kandidat gilt, rechnet nun mit 2,6 Mrd. bis 2,8 Mrd. Euro Umsatz im Gesamtjahr. Das sind am unteren wie auch oberen Ende jeweils 200 Mill. Euro mehr, als bislang in Aussicht gestellt worden waren. Allerdings hatten viele Analysten bereits damit gerechnet, dass das Unternehmen das obere Ende der alten Prognosespanne übertreffen würde, und damit auf eine Anhebung des Ausblicks spekuliert. Im zweiten Quartal stieg der Bruttoumsatz um zwei Drittel auf 2,8 Mrd. Euro. Der Nettoumsatz wurde dabei auf 612 Mill. Euro nahezu verdoppelt. Trotz des kräftigen Erlöswachstums legte auch der Verlust weiter kräftig zu. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) wird für das erste Halbjahr nach vorläufigen Zahlen ein Minus von knapp 320 Mill. Euro ausgewiesen. Das sind fast 150 Mill. Euro mehr Verlust als in der Vorjahresperiode. Insgesamt seien Delivery Hero etwa 40 Millionen Orders durch die Covid-Restriktionen an Umsatz verloren gegangen, erklärte CFO Emmanuel Thomassin gegenüber der Börsen-Zeitung. “Das entsprach etwa 30 bis 35 Mill. Euro, die beim bereinigten Ebitda fehlen.”Dem Finanzchef zufolge stand im jüngsten Quartal allerdings erneut der Ausbau des Geschäfts und nicht die Ergebnisverbesserung im Fokus. Gerade angesichts der Pandemie sei man den Restaurantpartnern teils sehr entgegengekommen. “Normalerweise nehmen wir Gebühren für das Onboarding neuer Restaurants. Schließlich bedeutet das Arbeit für uns. Wir müssen die Einzelmenüs eingeben, die Know-your-Customer-Prozesse durchführen, Allergie- und Foodlabeling vornehmen etc. Das haben wir dieses Quartal nicht gemacht als Entgegenkommen für die Kunden in der Covid-19-Pandemie”, führt er beispielhaft an. Auch seien viele kostenfreie Lieferungen als Entgegenkommen für die Kunden durchgeführt worden. “Da sind natürlich auch Kosten entstanden.”Allerdings hätten sich diese auch bezahlt gemacht. “Wir haben im zweiten Quartal 130 000 Restaurants dazugewonnen. Im ersten Quartal waren es noch 50 000. Das heißt, das Wachstum des Angebots beschleunigt sich”, stellt Thomassin fest. Das habe zwei Ursachen: Covid-19 und “die Investitionen in unsere Verkaufsinfrastruktur, die sich jetzt auszahlen.”Der 2011 gegründete Konzern, der seine deutschen Aktivitäten mit den Marken Foodora, Lieferheld und Pizza.de Ende 2018 an Justeat Takeaway.com veräußert hat, ist vor allem in Asien, Nordafrika und Nahost tätig. Im zweiten Halbjahr soll das Asiengeschäft weiter wachsen, falls die 3,6 Mrd. Euro schwere Übernahme des südkoreanischen Wettbewerbers Woowa endlich genehmigt wird.”Einige Investoren erwarten, dass wir in zwei bis drei Jahren Gewinn erwirtschaften, aber das ist deren Erwartung. Wir haben dazu noch keinen Zeithorizont kommuniziert”, dämpft der CFO Hoffnungen auf einen Break-even. Selbst die Entwicklung im laufenden Turnus, für den eine bereinigte Ebitda-Marge von -14 bis -18% in Aussicht gestellt wird nach – 29,5% im vergangenen Jahr, lasse sich derzeit nicht abschätzen. “Es ist noch zu früh, um unsere Ebitda-Margenschätzung zu konkretisieren. Ob wir da am Ende bei einem Minus von 14 %, 18 % oder mehr liegen werden, wird auch davon abhängen, wie sich die Einschränkungen wegen der Pandemie in den kommenden Monaten verändern.” Den finalen Halbjahresbericht will Delivery Hero am 27. August vorlegen.Die Spekulationen über eine Aufnahme in den Leitindex Dax sind für Thomassin nebensächlich. “Ob wir in den Dax aufgenommen werden, können wir letztlich nicht beeinflussen. Aber das ist aber nicht das, was uns motiviert. Das wäre eine Anerkennung, aber kein Ziel für sich.” Die Delivery-Hero-Aktie legte am Dienstag weitere 2,4 % auf 96,76 Euro zu. Seit Anfang Dezember 2019 hat sich der Kurs damit rund verdoppelt.Über die Ausgabe von Aktien und Wandelanleihen hat Delivery Hero dieses Jahr bereits 3,8 Mrd. Euro eingesammelt. Weitere Kapitalmaßnahmen seien weder notwendig noch geplant, so Thomassin.