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Delivery Hero will schwarz schreiben

Der Lieferdienst Delivery Hero nähert sich schwarzen Zahlen. Das Kerngeschäft mit Essenslieferungen soll im zweiten Halbjahr vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Sondereinflüssen in die Gewinnzone vorstoßen.

Delivery Hero will schwarz schreiben

hek Frankfurt

– Delivery Hero stellt im Kerngeschäft mit Essenslieferungen schwarze Zahlen in Aussicht. Der im Dax vertretene Konzern rechnet damit, in diesem Segment in der zweiten Jahreshälfte den Sprung an die Gewinnschwelle zu schaffen. Für das vierte Quartal 2022 erwartet Delivery Hero einen adjustierten Ertrag vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) zwischen 0 und 100 Mill. Euro. In dem Ausblick ist die Ende 2021 angekündigte Übernahme der spanischen Liefer-App Glovo enthalten.

Mit dieser Ankündigung nennt das in Berlin ansässige Unternehmen erstmals seit langem wieder einen Termin für die Profitabilität. Zuletzt hatte Delivery Hero das Erreichen der Gewinnzone bis Ende 2018 angekündigt, doch wurde dieser Ausblick kassiert, um die Expansion insbesondere in Schwellenländern zu forcieren. In den Folgejahren lehnte CEO und Mitgründer Niklas Östberg es regelmäßig ab, sich auf ein Datum für den Break-even festzulegen. Im Vordergrund standen Marktführerschaft und Expansion.

Die Investitionen in Quick Commerce, also die schnelle Auslieferung von Supermarktartikeln, sollen im laufenden Quartal ihren Höhepunkt erreichen und danach schrittweise sinken, kündigt Delivery Hero an. Damit zeichnet sich auch hier ein Verlustabbau ab. Beim Ergebnisausblick bleibt das Segment, das operativ noch tief in der Verlustzone steckt, aber außen vor.

„Im nächsten Jahr wird das Essensgeschäft die Profitabilität jedes Quartal steigern, während Quick Commerce die Verluste verringert“, sagt Östberg im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. „An einem bestimmten Punkt werden sich beide treffen.“ Daher sei Delivery Hero in einer guten Position, um 2023 die Gewinnschwelle auf Konzernebene zu erreichen. Am langfristigen Ziel einer bereinigten Ebitda-Marge von 5 bis 8% des Bruttowarenwerts (GMV) hält Östberg fest.

Deckungsbeitrag im Blick

Entscheidender Treiber auf dem Weg zur Profitabilität sei die Kombination aus Wachstum und höherer Deckungsbeitragsmarge. „Für 2022 wird ein Anstieg des GMV auf 50 Mrd. Euro erwartet. Ein Prozentpunkt mehr Marge bedeutet dann 500 Mill. Euro Ergebnisbeitrag“, rechnet Östberg vor. Ansatzpunkte dafür seien höhere Liefer- und Zahlungsgebühren, größere Warenkörbe und eine effizientere Logistik. Zudem würden Marketingausgaben und Fixkosten in Relation zum Verkaufsvolumen sinken.

Bei Akquisitionen gehe Delivery Hero selektiv vor, versichert Östberg: „Wir sind groß genug, um unsere Pläne umzusetzen, und glauben an die eigene Stärke.“ Ein Zukauf müsse schon ein sehr guter Deal sein. Die Abhängigkeit von externen Geldgebern will Östberg verringern. Bisher hat der Konzern Investitionen und Verluste vor allem über Wandelanleihen finanziert.

Den kostenträchtigen Wiedereintritt in den deutschen Markt hat Delivery Hero nach wenigen Monaten wieder beendet, und auch aus Japan zieht sich der Konzern zurück. Zuletzt haben vor allem die umfangreichen Investitionen in den Quick-Commerce-Aufbau die Ertragslage belastet. Für 2021 erwartet der Konzern auf operativer Ebene in bereinigter Rechnung Verluste vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 2% des Bruttowarenwerts. Bei einem GMV am oberen Ende der Spanne von 33 Mrd. bis 35 Mrd. Euro wären das grob 700 Mill. Euro. Darin enthalten sind 550 Mill. Euro Aufwand, vorwiegend für den Aufbau kleiner Lagerhäuser und den Eintritt in neue Märkte. Den Umsatzausblick hat das 2011 gegründete Unternehmen an das obere Ende der Spanne von 6,4 Mrd. bis 6,7 Mrd. Euro hochgezogen.

Die Glovo-Plattform sei aus geografischer Sicht „hochkomplementär“ zu Delivery Hero, betont Östberg. Auf kombinierter Basis würden 90% des GMV in Ländern erzielt, in denen man Nummer 1 sei. In den anderen Märkten sei der Abstand zum Marktführer nicht so riesig, sagt Östberg: „Wir bleiben, bis wir die Nummer 1 sind.“ Glovo ist in 25 Ländern präsent, Delivery Hero in 50.

Nach Einschätzung der Investmentbank Bryan Garnier wird das Ebitda 2022 besser als bisher erwartet und 2023 positiv ausfallen. Das Ziel sei offensichtlich, die Aktionäre nach dem komplizierten Jahr 2021, in dem der Aktienkurs um etwa 30% gefallen sei, und den neuerlichen Kurseinbußen seit Jahresbeginn zu beruhigen und das Risiko einer feindlichen Übernahme zu verringern. Die neue Guidance impliziere eine Ebitda-Verbesserung um 100 Mill. bis 150 Mill. Euro im laufenden Jahr. Den Verlust mit Essenslieferungen siedelt der Analyst Clément Genelot jetzt zwischen 200 Mill. und 250 Mill. Euro an statt bisher 350 Mill. Euro. Für Quick Commerce werden 180 Mill. Euro negatives Ebitda erwartet nach 210 Mill. Euro im Jahr 2021.

Die britische Investmentbank Barclays wertet es als positives Signal, dass Delivery Hero nach der angekündigten Übernahme von Glovo bald operativ schwarze Zahlen schreiben wolle. Dies zeige, dass sich der Konzern nachhaltig in Richtung Profitabilität bewege und im Verlauf des Jahres 2023 auch auf Konzernbasis ein deutlich positives Ebitda erreichen könne.

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