Deloitte dreht im deutschen Markt auf
swa Frankfurt – Getrieben von einem zweistelligen Wachstum in der Wirtschaftsprüfung hat Deloitte den Umsatz in Deutschland kräftig ausgebaut. Die Erlöse kletterten im vergangenen Geschäftsjahr (zum 31. Mai) um mehr als 8 % auf 790 Mill. Euro. Da das Consultinggeschäft deutlich an Schwung gewinnt, will das Prüfungs- und Beratungsunternehmen im laufenden Turnus noch mehr Dynamik zeigen, stellt aber zunächst eine Umsatzsteigerung von wiederum mindestens 8 % in Aussicht.In den ersten vier Monaten ist bereits ein Plus von 14 % gelungen, erläuterte Deutschland-CEO Martin Plendl im Pressegespräch. Dahinter steht ein Wachstum von 27 % der Consulting-Sparte und eines von 17 % im Bereich Corporate Finance. Consulting aufgerüstetDie größte Dynamik erwartet Plendl im Consulting, wo Deloitte neue Kunden aus dem Dax gewonnen habe. Der Umsatz der Sparte soll im Geschäftsjahr um mehr als ein Fünftel zulegen. Dass es zuletzt nur mit gut 4 % voranging, führt Plendl auf die Integration neuer Teams zurück, was Zeit gebraucht habe. Es seien 280 Mitarbeiter an Bord gegangen und 19 neue Partner und Direktoren dazugestoßen. Angepeilt war schon im vergangenen Turnus ein zweistelliges Wachstum.Punkten will Deloitte, die als einziger der großen Wettbewerber ihr Beratungsgeschäft nach den US-Bilanzskandalen behalten hat, bei der Beratung digitaler Transformationsprozesse. “Klassische Berater stoßen hier an ihre Grenzen, weil es ihnen an Größe und globaler Verbreitung fehlt”, meint Plendl. Lebhaft nachgefragt werde auch Unterstützung bei der Umsetzung von Unternehmensstrategien und operativen Abläufen. Auch für die Konzeption von Vergütungs- und Personalabrechnungssystemen wird Deloitte beauftragt.Die Folgen des Abgasskandals bei VW seien schwer abzuschätzen, meint Plendl. Es gebe viele langfristige Projekte, der Sparmodus könne sich aber auch auf die Berater auswirken. Für Deloitte ist Automotive einer der wichtigsten Umsatzträger.Als “Jahrhundertchance” bezeichnet Plendl die durch EU-Regulierung erzwungene Pflichtrotation der Abschlussprüfer, nachdem 80 Jahre lang ein Duopol aus KPMG und PwC geherrscht habe. Deloitte, die mit K+S bislang nur ein Dax-Mandat als Abschlussprüfer hat, will im Zuge des Wechselspiels auf drei bis fünf Mandate ausbauen. In der Dax-Familie aus 160 Unternehmen soll der Marktanteil von derzeit 11 % auf 20 % erhöht werden.”Der Markt wird mit der Rotation nicht größer”, mahnt Plendl und verweist auf das durchschnittliche Marktwachstum von 3 %. Die betroffenen Unternehmen werden die Übergangsfrist nicht ausschöpfen, sondern früher ausschreiben. “Es geht los”, so Plendl.Im vergangenen Geschäftsjahr ist Deloitte hierzulande in der Wirtschaftsprüfung bereits deutlich gewachsen. Dank neuer Mandate – Plendl nennt Gagfah, Körber und Magna – und Sonderaufträgen kletterte der Umsatz der größten Sparte um 15 %, nachdem schon im vorangegangenen Turnus ein überproportionales Plus von 8 % gelungen war. Regulatorische Anforderungen sorgten für steigenden Beratungsbedarf. Auch Aufträge der EZB beleben das Geschäft – für diese Aktivitäten hat Deloitte in Frankfurt für die Region EMEA eine eigene Einheit gebildet, in der 25 Mitarbeiter die Aufgaben koordinieren. Steuerberatung auf KursWieder auf Kurs ist die Steuerberatung, wo Deloitte nach internen Querelen zahlreiche Partner verloren hatte. Nun gelang Tax & Legal nach einem deutlichen Rückgang im Vorjahr ein Umsatzwachstum um 5 %. Auch in diesem Geschäft spiele die Technologie- und Prozessberatung eine immer wichtigere Rolle. Es gebe einige größere Projekte, die teilweise erst in den kommenden Jahren umsatzwirksam würden.