Deloitte Legal profitiert vom internationalen Netzwerk
Von Sabine Wadewitz, FrankfurtDen eigenen Namen hat die Kanzlei verloren, ein eigenes Profil nicht. Aus der Raupach & Wollert-Elmendorff Rechtsanwaltsgesellschaft wurde Ende 2014 Deloitte Legal – als Rechtsberatungsarm des Prüfungs- und Beratungsunternehmens. Zuvor arbeitete man in einer mehr als 15 Jahre währenden Kooperation.Mit der Integration einer gut funktionierenden Einheit habe man Themen nicht neu lernen müssen, unterstreicht Thomas Northoff, einer von zwei Managing Partners an der Spitze von Deloitte Legal in Deutschland. Durch die weltweite Präsenz in verschiedensten Beratungsfeldern sieht man Vorteile in grenzüberschreitenden Aktivitäten, man profitiere von der Zusammenarbeit mit den anderen Abteilungen des Hauses und von der technologischen Kompetenz im Netzwerk. “Wir lassen erkennen, dass wir multidisziplinär unterwegs und Teil einer großen Einheit sind”, erklärt der Anwalt die Positionierung im Markt.Natürlich bearbeite man auch abgegrenzte rechtliche Fragestellungen, doch immer mehr Mandanten fragten Gesamtlösungen für bestimmte Probleme nach, so dass das Know-how mehrerer oder aller Beratungssparten gefordert sei. Es sei ein Privileg, “dass alle Service Lines bei Ausschreibungen im Team auftreten können”, betont Mathias Hanten, Leiter Banking & Finance im Frankfurter Büro und zuvor Partner von DLA Piper. Der Mandant müsse somit nicht selbst Schnittstellen zwischen Teams verschiedener Dienstleister managen. Einziger Nachteil sei, dass gelegentlich ein Auftrag nicht angenommen werden könne, weil Deloitte bereits als Abschlussprüfer bei dem Kunden an Bord ist. Übergreifende LösungenWie Northoff erläutert, müssen sich die Teams der Legal-Beratungseinheit auch intern durchsetzen. Man werde von Kollegen nicht automatisch für einen Auftrag angefordert, sondern nur, wenn man sich gegenüber externen Konkurrenten behaupte. “Wir nehmen die anderen Geschäftsbereiche von Deloitte als interne Mandanten wahr”, ergänzt Hanten. Durch die Zusammenarbeit der Beratungsbereiche beschäftige man sich vor dem Pitch beim Kunden schon sehr tief mit den angefragten Themen.Kam das Geschäft früher zur Hälfte aus dem Netzwerk, liege der Anteil von Mandaten, in denen man ausschließlich als Deloitte Legal tätig sei, inzwischen unter 50 %, sagt Northoff: “Je stärker wir mit dem Kunden zusammenarbeiten, desto breiter ist das Netzwerk einbezogen, weil wir über mehrere Geschäftsbereiche eine übergreifende Lösung entwickeln.” Umsatzzahlen separat für die Rechtseinheit werden nicht veröffentlicht. Das Wachstum von Deloitte Legal sei “solide zweistellig” – und zwar quer über das ganze Geschäft”, freut sich Northoff. Es gebe kein Segment, das nicht gut vorangekommen sei. Profitiert habe man dabei auch von neuen Kollegen.Deloitte Deutschland hatte im vorangegangenen Turnus 2014/15 für Tax & Legal einen Umsatz von 173 Mill. Euro ausgewiesen. Ein prominenter Auftrag derzeit ist das Mandat von Volkswagen, wo Deloitte an der Aufarbeitung des Abgasskandals beteiligt ist. Die Berater waren einst auch von Siemens zur Aufklärung der Korruptionsaffäre eingeschaltet. Auch für eine forensische Untersuchung der Manipulationen beim ADAC war Deloitte mandatiert.In der Betreuung des Themas Business Integrity sehen sich die Deloitte-Juristen den Wettbewerbern weit voraus. Klassische Compliance-Beratung greife zu kurz, wenn es darum gehe, für Rechtschaffenheit im Unternehmen und in allen Geschäftsprozessen zu sorgen. Reines Regelwerk helfe nur bis zum nächsten Compliance-Fall, der zuvor noch nicht aufgetreten sei, meint Northoff. Die Expertise von Deloitte Legal sei auf dem Gebiet außerordentlich gefragt. Auch im Corporate- und M & A-Geschäft sowie im Bankaufsichtsrecht sieht man sich in Top-Position im Markt. Nachholbedarf räumt Northoff indes auf dem Gebiet Life Science & Healthcare ein. Verstärken möchte man sich auch im Versicherungsaufsichtsrecht. Digitalisierung fordert herausZentrales Thema ist aktuell die Unterstützung von rechtlicher Beratung durch neue Technologien im Umfeld von Big Data. Nach einer von Deloitte beauftragten unabhängigen Studie bemängeln die Mandanten hier Defizite in den Kanzleien. Als Beispiel verweisen Northoff und Hanten auf das Auswerten großer Datenmengen, um festzustellen, welche Rechtsvorschriften für ein Unternehmen global relevant sind. Auf dieser strukturierten und aktualisierbaren Informationsbasis könnten die Anwälte ihre Mandanten bei der Einrichtung eines Compliance-Systems unterstützen. Auch für Massenklageverfahren würden diese Technologien eingesetzt, ebenso für die Betreuung von Vertragsdatenbeständen. “Wir beschäftigen uns intensiv mit alternativen Formen der juristischen Leistungserbringung”, resümiert Northoff.