Dem türkischen Strommarkt fehlen jede Menge Kraftwerke
Von Andreas Heitker, DüsseldorfDer türkische Energiemarkt steht bei den europäischen Versorgern schon seit langer Zeit im Fokus. Ein beeindruckendes Wirtschaftswachstum treibt die Stromnachfrage, die von 2006 bis 2011 um gut ein Drittel auf jetzt 224 Terrawattstunden gestiegen ist. Trotzdem liegt die Türkei noch immer deutlich unter dem durchschnittlichen Verbrauchsniveau in den OECD-Ländern.Mit der heutigen Energieinfrastruktur ist der Bedarf allerdings nicht zu decken. Die Türkei steht daher vor einem gewaltigen Investitionsprogramm in seinen Kraftwerkspark. Die staatliche Investment Support and Promotion Agency of Turkey (ISPAT) hatte vor einigen Jahren schon einmal die Investitionssumme von 100 Mrd. Euro in den Raum gestellt, die angeblich bis 2020 nötig sein wird, um die Nachfrage decken zu können. Andere Experten nennen geringere Summen, die aber auch noch ein zweistelliges Mrd.-Niveau haben (vgl. BZ vom 22. August). Nach Angaben von Eon müssen bis 2020 rund 35 Gigawatt zugebaut werden. Und dieser Zubau betrifft sowohl die Braun- und Steinkohlekapazitäten, die Wasserkraft und die Gasbasis. Windenergie soll in Zukunft auch eine gewisse – wenn auch nur kleine – Rolle spielen. Und auch der Bau von Atomkraftwerken ist in den nächsten Jahren geplant.Zahlreiche Versorger haben sich daher schon im Markt platziert, um an dem erwarteten Wachstum teilzuhaben. RWE baut zusammen mit der Turkas-Gruppe zurzeit ein Gaskraftwerk in Denizli, das in den nächsten Wochen ans Netz geht und dem Essener Versorger bereits einen Marktanteil im Erzeugungsmarkt von 2,5 % sichert. Die EnBW ist auch schon im Markt, die Oldenburger EWE ebenso, und die Steag betreibt seit einigen Jahren in Iskenderun ein Kohlekraftwerk. Auch Eon hatte 2007 schon einmal den Einstieg gewagt – hatte eineinhalb Jahre später wieder einen Rückzieher gemacht. Jetzt folgt der zweite Versuch.