Der Anwalt als Zeitarbeiter

Digitorney startet als digitaler Personaldienstleister

Der Anwalt als Zeitarbeiter

swa Frankfurt – Mit Spezialisierung auf Wirtschaftsrecht will sich die neu gegründete Gesellschaft Digitorney (“The Digital Attorney”) als digitaler Dienstleister für Anwaltskanzleien etablieren. Angeboten wird die Vermittlung von Einzelanwälten, Kanzleiboutiquen oder wissenschaftlichen Mitarbeitern, die über eine virtuelle Plattform oder vor Ort temporär in Mandate eingebunden werden können. Adressaten sind Kanzleien, die spezifisches Know-how oder zusätzliche Kapazitäten auf Zeit benötigen, erklärt Chairman und Alleingesellschafter Rüdiger Theiselmann.Vor allem in mittelgroßen Kanzleien sieht Digitorney einen erheblichen Bedarf an Spezialisten, die für bestimmte Projekte zugeschaltet werden können, wenn ad hoc Anwälte benötigt würden. Dabei wolle man Anwälte in den Sozietäten nicht substituieren, sondern “Expertise zusammenbringen”, so Theiselmann. Als Beispiel nennt er die Klärung kartellrechtlicher Fragen vor einer Transaktion. Zugriff auf FachliteraturIm Wettbewerb herausheben will sich Digitorney durch das Bereitstellen eines speziell zugeschnittenen Datenraums des Softwareunternehmens Intralinks. Über dieses digitale “Kollaborationstool” könnten die angeforderten Anwälte von jedem Ort aus und zu jeder Zeit an Mandaten mitarbeiten, so als gehörten sie zu den internen Fachleuten der Kanzlei. Auf virtuellem Wege haben die Beteiligten zudem Zugriff zu den Fachinformationen des Verlags Dr. Otto Schmidt.Pilotmarkt für den Eintritt ins Geschäft ist Deutschland, wo zwei Dutzend Poolanwälte unterschiedlicher Senioritätsstufen ein breites Spektrum an Gebieten des Wirtschaftsrechts abdecken, wie bei Digitorney betont wird. An Bord sind Juristen, die in Großkanzleien die Altersgrenze erreicht haben, sowie jüngere Anwälte, die aus familiären oder anderen Gründen nicht fest in einer Sozietät arbeiten wollen. Das Netzwerk habe der Dienstleister aber auch schon ins Ausland erweitert mit Kontakten in London, New York, Sao Paulo und Schanghai.Digitorney will Fachkräfte ausschließlich an Kanzleien vermitteln, nicht an Rechtsabteilungen von Unternehmen, und bietet selbst keine juristische Beratung an. Für ihren Service rechnet die Firma einen Aufpreis von 20 % auf die Stundensätze der Poolanwälte gegenüber der Kanzlei ab. VC-Investoren gesuchtDas Dienstleistungsunternehmen ist ein Corporate Venture der Huckberg GmbH, die Theiselmann gehört. Für die Zukunft sei geplant, Digitorney als Kapitalgesellschaft zu verselbständigen und externe Gesellschafter an Bord zu holen. Man werde relativ zügig in Richtung Venture-Capital-Investoren gehen.