"Der Brexit stellt eine Zäsur dar"

Familienunternehmen fordern Härtefallvermeidungsgesetz

"Der Brexit stellt eine Zäsur dar"

hip London – Deutsche Familienunternehmen haben die Bundesregierung aufgefordert, sicherzustellen, dass sie durch den britischen EU-Austritt nicht benachteiligt werden. “Der Brexit stellt eine Zäsur in den deutsch-britischen Wirtschaftsbeziehungen dar”, teilte die Stiftung Familienunternehmen mit. “Der deutsche Gesetzgeber sollte das in seiner Macht Stehende tun, um unnötige Härten zu verhindern”, sagte ihr Vorstand Rainer Kirchdörfer. “Nötig wäre ein Härtefallvermeidungsgesetz, das Klarheit schafft, dass Familienunternehmen durch den Brexit nicht benachteiligt werden.”Neben der Unsicherheit über die künftigen Handelsbeziehungen bereite Familienunternehmen vor allem Sorge, welche Regeln künftig in Bezug auf Großbritannien gelten. “Für Familienunternehmen ist die Rechtsunsicherheit vor dem Brexit ein erhebliches Problem, das auch durch niedrigere Steuern in Großbritannien nicht gelöst werden kann”, sagte Kirchdörfer.Den in Großbritannien lebenden Gesellschaftern von Familienunternehmen droht etwa der Vollzug der Wegzugsbesteuerung, wenn Großbritannien zu einem Drittland wird. In Großbritannien lebende Gesellschafter wären – sofern sie nicht nach Deutschland zurückziehen – gezwungen, Geld aus dem Unternehmen zu entnehmen oder ihre Anteile zu verkaufen. Denn bei “Wegzug” in einen Drittstaat werden die stillen Reserven in den Unternehmensanteilen einer Kapitalgesellschaft aufgelöst und als Gewinn versteuert. Es wird praktisch die Veräußerung der Anteile fingiert. Beim “Wegzug” innerhalb der Europäischen Union wird die Steuer gestundet.Zudem ist die Frage, ob in Großbritannien geschaffene Arbeitsplätze bei der Entlastung von Teilen des Betriebsvermögens im Rahmen der Erbschaft- und Schenkungsteuer weiterhin berücksichtigt werden. Der Gesetzgeber macht den Verschonungsabschlag bei der Erbschaftsteuer vom langfristigen Erhalt von Arbeitsplätzen abhängig, wozu bislang nur Arbeitsplätze in anderen EU-Mitgliedstaaten hinzugerechnet werden können. Auch dazu mahnte die Stiftung eine gesetzliche Regelung an.Einer Umfrage der Stiftung zufolge wird das Vereinigte Königreich durch den Austritt aus der Europäischen Union für Familienunternehmen deutlich an Attraktivität verlieren. Mehr als ein Viertel der Befragten (26,5 %) gab an, dass die Nachteile durch den Brexit nicht durch britische Steuersenkungen aufgewogen werden könnten. Unter den großen Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern lag dieser Anteil bei 37,1 %. Lediglich 10,8 % aller Firmen sahen das anders.