„Der Business-Plan des Stahlvorstands ist so nicht finanzierbar“
„Der Plan des Stahlvorstands ist so nicht finanzierbar“
Thyssenkrupp-Finanzchef dämpft Erwartung an Aufsichtsratssitzung am Donnerstag
ab Essen
Seit Wochen streiten sich Thyssenkrupp und ihre Stahltochter um die Finanzierung des Stahlgeschäfts auf dem Weg in die Eigenständigkeit. Die finanzielle Mitgift, die Thyssenkrupp bereitstellen muss, soll mangels Einigung in einem Sanierungsgutachten ermittelt werden. In der Aufsichtsratssitzung der Stahltochter am Donnerstag soll aber zumindest die Finanzierungsvereinbarung für die nächsten 24 Monate beschlossen werden.
„Wir versuchen bis dahin fertig zu werden“, sagt Jens Schulte in seinem ersten Interview als Finanzchef von Thyssenkrupp. „Wenn es ein paar Wochen länger dauert, ist das aber auch unproblematisch“, versucht der Manager die Erwartungshaltung zu dämpfen. Für die unmittelbare Finanzierung des Stahlgeschäfts spiele das keine Rolle; denn ohne Vereinbarung bestehe der Cash-Pool, den die Obergesellschaft auflösen will, fort.
Externer Moderator soll helfen
Viel wichtiger sei der mittelfristige Business-Plan. Das vom Stahlvorstand in der vorigen Aufsichtsratssitzung präsentierte Konzept stößt bei der Konzernmutter auf Ablehnung: „Wir haben aktuell einen Business-Plan, der keine ausreichende betriebswirtschaftliche Grundlage zur signifikanten Performanceverbesserung bietet und so auch nicht finanzierbar ist“, kritisiert Schulte. Der Konzernvorstand trage schließlich für das gesamte Unternehmen Verantwortung.
Mit dem Sanierungsgutachten werde der vorliegende Geschäftsplan von einem unabhängigen Dritten auf Herz und Nieren überprüft. „Am Ende soll eine Aussage stehen, ob mit dem überprüften Business-Plan, zusammen mit verfügbaren Mitteln, das Geschäft fortgeführt werden kann oder nicht“, erläutert der Finanzchef. Der Prozess eröffne „die Möglichkeit, in einen extern moderierten Diskussionsprozess zu kommen“, gibt Schulte Einblick in die verfahrene Situation.
Keine weiteren Verkäufe
Natürlich soll auch die Höhe der erforderlichen Mitgift im Rahmen des Gutachtens festgestellt werden. Daran halten muss sich die Obergesellschaft jedoch nicht. „Das Ergebnis des Gutachtens ist ein wesentlicher Inputfaktor für alle Beteiligten. Es ist aber rechtlich nicht zwingend“, verdeutlicht Schulte. Zugleich betont der Manager, dass auch Thyssenkrupp an einer „vernünftigen Verselbständigung der Stahlsparte“ gelegen sei.
Allerdings ist Thyssenkrupp nicht bereit, dafür weiteres Tafelsilber zu veräußern. „Das klare Ziel ist, ohne weitere Assetverkäufe die Verselbständigung von Stahl zu finanzieren“, schlägt Schulte einen weiteren Pflock ein. Welche Anforderungen Daniel Křetínský, der sich im ersten Schritt mit 20% ins Stahlgeschäft eingekauft hat, an die finanzielle Ausstattung stellt, um auf 50% aufzustocken, lässt Schulte offen.