Im InterviewRoland Sackers, Qiagen

„Der Cashflow wird überproportional steigen“

Qiagen will die Rentabilität in den kommenden Jahren spürbar ausbauen und verspricht eine überproportionale Steigerung des Cashflow. CFO Roland Sackers erläutert im Interview die neuen Mittelfristziele des Biotech- und Diagnostikkonzerns und welche Rückflüsse den Aktionären winken.

„Der Cashflow wird überproportional steigen“

Im Interview: Roland Sackers

„Der Cashflow wird überproportional steigen“

Der Qiagen-Finanzvorstand über die neuen Mittelfristziele bis 2028, mögliche Targets für Akquisitionen und geplante Rückzahlungen an die Aktionäre

Sabine Wadewitz

Qiagen will die Rentabilität in den kommenden Jahren spürbar ausbauen und verspricht eine überproportionale Steigerung des Cashflow. CFO Roland Sackers erläutert im Interview die neuen Mittelfristziele des Biotech- und Diagnostikkonzerns und welche Rückflüsse den Aktionären winken.

Herr Sackers, Qiagen will das Wachstum bis 2028 beschleunigen. Was macht Sie so zuversichtlich in schwierigen Zeiten?

Wir blicken durchaus positiv in die kommenden Jahre. Unsere Strategie mit Fokus auf ausgesuchte Produktkategorien ist sehr erfolgreich. Wir gehen davon aus, auch in Zukunft schneller zu wachsen als der Markt. Für 2024 bis 2028 rechnen wir jedes Jahr im Durchschnitt mit einem organischen Wachstum von im Schnitt 7%. Die Rentabilität soll dabei überproportional vorankommen.

Was sind die wesentlichen Treiber?

Alle fünf Fokus-Produktbereiche sollen überdurchschnittlich zulegen. Diese fünf Segmente sollen 2028 genauso viel Umsatz bringen wie das gesamte Unternehmen im laufenden Jahr, also rund 2 Mrd. Dollar. Die Fokussierung ist für ein mittelständisches Unternehmen entscheidend, da wir immer eine führende Position in unserem Marktsegment einnehmen möchten.

Das Wachstum lag zu Corona-Zeiten ja schon höher als in der Vergangenheit. Gehen Sie jetzt nicht in eine Phase der Normalisierung?

Wir können mit unseren Produkten noch in Marktsegmente vorstoßen, die wir bislang nicht adressieren. Zudem hat die Corona-Zeit bei Ärzten und Patienten das Bewusstsein für die Vorteile der Prävention geschärft, das sollte sich fortsetzen. Frühzeitige valide Diagnosen schaffen einen hohen therapeutischen Nutzen. Das gilt zum Beispiel in der Onkologie oder im Bereich Infektionskrankheiten, wo wir eine starke Marktposition haben.   

In welchen Regionen rechnen Sie sich die stärkste Dynamik aus?

Qiagen ist weltweit in allen wichtigen Märkten unterwegs. Rund die Hälfte des Umsatzes erzielen wir in Nordamerika, ein Drittel in Europa und etwa 20% in Emerging Markets. Die Märkte in den USA sind gegenwärtig sehr gut unterwegs. Europa ist etwas volatiler, wir glauben aber nicht, dass das nachhaltig ist. Europa dürfte mittelfristig wieder aufholen. Historisch sind beide Regionen immer vergleichbar schnell gewachsen.

Und Emerging Markets?

Auch hier läuft es in vielen Ländern sehr gut. China ist durch das Makro-Umfeld deutlich zurückgefallen. Wir rechnen auch hier mittelfristig mit einer Verbesserung des Trends. Es gibt immer Volatilitäten, die sich für uns global in der Regel ganz gut ausgleichen. Healthcare im Allgemeinen und Diagnostik im Speziellen stoßen auf eine nachhaltige Nachfrage, denn darauf möchte kein Mensch verzichten. Wir wachsen weiter.      

Qiagen will die bereinigte operative Gewinnmarge von zuletzt 27% bis 2028 auf mindestens 31% ausbauen. Stehen Kostensenkungen im Vordergrund oder primär höhermargige Produkte?

Es sind zwei Trends. Wir profitieren von der besseren Auslastung unserer Produktionskapazitäten. Im Rahmen der Covid-Pandemie hatten wir diese deutlich ausgebaut und in dieser Zeit auch voll nutzen können. Das müssen wir mit Abklingen der pandemiebedingten Nachfrage wieder zurückfahren. Zudem wirkt sich in der Marge die Fokussierung auf wachstumsstarke Produktgruppen aus, in denen wir bereits Technologie- und Marktführer sind oder zeitnah werden wollen.

Das Management schaut sich auch nach Akquisitionen um. Welchen finanziellen Spielraum hat das Unternehmen?

Auf der M&A-Seite sind eher kleinere und mittelgroße Akquisitionen zu erwarten. Der Fokus liegt auf innovativen Technologien, die  kurz vor der Markteinführung stehen und die wir in unser globales Distributionsnetz integrieren können. Im Produktbereich liegt ein Fokus auf Bioinformatik, um Gesundheitsdaten in der Diagnostik gezielt auszuwerten. Es gibt viele sehr innovative kleine Unternehmen, die allein nicht den Marktzugang finden.

Mit synthetischem Aktienrückkauf kommen wir vielen unserer Aktionäre entgegen.

Roland Sackers, CFO Qiagen

Welchen Rahmen hat Qiagen für externes Wachstum?

Die Relation von Nettoverschuldung zu Ebitda liegt unter eins. Finanzielle Flexibilität ist gegeben – für M&A, für Investitionen und für Rückzahlungen an unsere Aktionäre.

Inwieweit müssen die Investitionen für die Wachstumsinitiative hochgefahren werden?

Das zeichnet sich so nicht ab, weil wir bereits während der Covid-Zeit Kapazitäten aufgebaut haben. Der Cashflow wird in den nächsten Jahren überproportional steigen.

Der Cashflow war 2023 rückläufig. Zeichnet sich 2024 die Wende ab?

Wenn man die Sonderaufwendungen herausrechnet, ist der Cashflow in diesem Jahr deutlich besser als 2023.

Sie versprechen von 2024 bis 2028 Rückflüsse von mindestens 1 Mrd. Dollar an die Anteilseigner. Soll das wieder über einen synthetischen Aktienrückkauf laufen?

Wir sind grundsätzlich offen für verschiedene Wege. Die Rückzahlung kann über einen regulären oder synthetischen Aktienrückkauf laufen, genauso wie über eine Dividende. Die Modelle sind steuerlich unterschiedlich vorteilhaft für verschiedene Anteilseigner. Mit synthetischem Aktienrückkauf kommen wir vielen unserer Aktionäre entgegen. Ein synthetischer Aktienrückkauf verbindet eine Reduzierung der Aktienzahl mit einer steuerfreien Auszahlung an die Anteilseigner, auch in Deutschland. Das halten viele unserer Aktionäre und die anderer niederländischer Unternehmen für ein gutes Modell.     

Im laufenden Jahr hat Qiagen Fälligkeiten von gut 600 Mill. Dollar. Wie soll refinanziert werden?

Wir haben keinen großen Handlungsdruck. Qiagen hat eine sehr starke Bilanz und einen starken Cashflow. Es stehen zwei Rückzahlungen von mit Barmitteln zu begleichenden Wandelschuldverschreibungen bevor, die mit sehr attraktiven Konditionen verzinst waren. Eine eventuelle Refinanzierung werden wir im Wesentlichen von attraktiven Marktkonditionen abhängig machen.

Sind in der Zukunft Anpassungen in der Finanzierungsstruktur geplant?

Wir haben stets gute Erfahrungen mit längerfristigen, mit Barmitteln zu begleichenden Wandelschuldverschreibungen gemacht. Ein Instrument, mit dem wir seit langem erfolgreich im Markt sind.

Das Interview führte Sabine Wadewitz.

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