ge – Matthias Wissmann ist einer der mächtigsten Lobbyisten in Berlin. Weil der von ihm vertretene Verband der Automobilindustrie (VDA) eine der mächtigsten Branchen in Deutschland repräsentiert mit einem Umsatz von 280 Mrd. Euro und 740 000 Stammbeschäftigten. Vor allem aber, weil der inzwischen 64-jährige Wissmann über alle Parteigrenzen hinweg als außerordentlich gut vernetzt gilt – wie sein Brief an die “liebe Angela” zeigt, in dem er die Bundeskanzlerin für die deutsche Autobranche vereinnahmte in ihrem Streit mit Brüssel um CO2-Grenzwerte.Beide kennen sich aus den Kabinetten Helmut Kohls, in denen Angela Merkel erst Frauen-, dann Umweltministerin war, während der schon seit Schulzeiten in der Jungen Union tätige Wissmann kurze Zeit das Forschungs-, anschließend dann das Verkehrsministerium leitete. Der Jurist wurde schon acht Jahre nach seinem Abitur 1968 in seiner Heimatstadt Ludwigsburg als direkt gewählter Abgeordneter in den Bundestag entsandt, den er erst 2007 nach seiner Wahl zum VDA-Präsidenten verließ.Die guten Verbindungen in die Politik halfen dem Senior International Counsel bei der Anwaltssozietät WilmerHale 2009 während der schweren Absatzkrise, gemeinsam mit der IG Metall von der damaligen großen Koalition satte 5 Mrd. Euro an Steuergeldern für die “Abwrackprämie”, also die Autobranche zu mobilisieren. Zwar war aus den Reihen der großen Automobilkonzerne unüberhörbar ein Maulen über den offiziell Umweltprämie getauften Abwrackbonus zu hören, weil dieser vor allem ausländische Hersteller kleiner und preiswerter Autos bevorzugte. Doch profitierten letztlich auch die Premiumhersteller Audi, BMW und Daimler von dem damit verstärkten Interesse an Autos.Dauerthema in Wissmanns Amtszeit ist der Streit mit der EU-Kommission über CO2-Werte. Schon bei seinem Amtsantritt musste der ehemalige Europapolitiker die Branche aus einer Sackgasse führen, in die sie die Techniker an der Verbandsspitze geführt hatten. Vor allem die deutschen Hersteller größerer Fahrzeuge leiden unter den ehrgeizigen Umweltzielen Brüssels.