"Der Diesel ist kein Auslaufmodell"

VDA erwartet nach gutem Autojahr weitere Zuwächse für Inlandsproduktion und Export - Regierung sagt Anreize für Elektrowagen zu

"Der Diesel ist kein Auslaufmodell"

ge Berlin – Obwohl die deutsche Automobilindustrie im zu Ende gehenden Jahr Absatz, Umsatz, Produktion, Export, Beschäftigung und zum Teil auch den Gewinn erhöhen konnte, überschatten die Betrügereien mit Dieselmotoren von VW das glänzende Ergebnis. “Dieser Missbrauch hat Vertrauen gekostet – in das betroffene Unternehmen, in die gesamte Branche und nicht zuletzt in die Dieseltechnologie”, räumte Matthias Wissmann, der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), am Dienstag in Berlin ein: “Die Geschehnisse widersprechen dem Selbstverständnis der Automobilindustrie.” Für das neue Jahr erwartet der Branchenverband leichte Zuwächse bei der inländischen Produktion, den Exporten und der Neuzulassung hierzulande (siehe nebenstehende Grafik).Trotz der Vertrauenskrise, die “Dieselgate” in der Öffentlichkeit hinterlassen hat, wehrt sich Wissmann gegen jeden Versuch, die Autoindustrie und den Diesel unter Generalverdacht zu stellen. “Der Diesel ist kein Auslaufmodell, ganz im Gegenteil: Er ist notwendig zur Erreichung der CO2-Ziele.” Bei einem Anteil der Selbstzünder von rund der Hälfte aller Neuzulassungen in Europa und Deutschland hänge die Autoindustrie ganz entscheidend von der Akzeptanz des Diesels ab. Trotz der Vielzahl negativer Berichte geht der VDA dennoch nicht davon aus, dass der Diesel-Umsatz in den nächsten Monaten wesentlich einbrechen wird. Gleichwohl steht die Technologie derzeit mächtig unter Druck, beobachtet die Branche doch schon länger einen Rückgang in Frankreich, wo der Selbstzünder ein noch größeres Gewicht hat als östlich des Rheins. “Der Trend darf sich nicht fortsetzen”, mahnt Wissmann. Wissmann fordert AnreizeZugleich fordert er die von der Koalition versprochenen Anreize für den Kauf von Elektroautos ein. Während die Regierungen in China, Norwegen, Großbritannien oder den Niederlanden Kaufimpulse gewährten, hinke Deutschland hinterher. Dabei hatte Wirtschaftsstaatssekretär Matthias Machnig (SPD) erst am Morgen beim Branchendialog Fahrzeugtechnik dem VDA und der Gewerkschaft IG Metall zugesagt, dass der schnelle Hochlauf der Elektromobilität “nur mit weiteren Anreizen gelingen” werde. Ob diese aus zeitlich begrenzten Impulsen in Form von steuerlichen Prämien, einem Abzug bei der Einkommensteuer oder direkten Kaufprämien bestehen, ist Wissmann einerlei – “ich bin nicht in eine spezielle Lösung vernarrt” – nur kommen müsste sie. Schließlich habe allein die deutsche Autoindustrie in den vergangenen Jahren 12 Mrd. Euro in die Elektromobilität investiert. Dennoch liegt der Anteil von E-Autos an den Neuzulassungen bei lediglich 0,7 %.Weltweit sollte der Pkw-Absatz im nächsten Jahr um 2 % zulegen, erwartet Wissmann weiter. Dies wäre zwar doppelt so viel wie 2015, aber weit entfernt von den Wachstumsraten zuvor. Größter Markt bleibt China mit einem erhofften Plus von mageren 2 % auf 19,5 Millionen Neuzulassungen. In den USA und Westeuropa dürften die Verkäufe nur um 1 % auf 17,4 bzw. 13,1 Millionen Pkw steigen. 2015 registrierte der Alte Kontinent nach vielen Krisenjahren eine überraschend deutliche Expansion von 7 %.Gefragt, ob er Ende 2016 als VDA-Präsident ausscheidet oder sich zur Wiederwahl stellen würde, vermied Wissmann eine Antwort – betonte jedoch: “In Stürmen geht keiner von Bord.”—– Wertberichtigt Seite 8