DIESEL-GIPFEL

"Der Diesel wird sich immer weniger rechnen"

Experte Bratzel: Selbstzünder auf dem Rückzug - LBBW: E-Autos in zehn Jahren günstiger als Verbrenner

"Der Diesel wird sich immer weniger rechnen"

Von Carsten Steevens, HamburgWie lange es den Diesel noch geben wird? Verbindliche Termine für den Abschied vom Selbstzünder gibt es bislang in kaum einem Land. Fakt ist aber: Die vor allem in Europa verbreiteten Dieselfahrzeuge werden immer weniger nachgefragt. Der VW-Abgasskandal, drohende Fahrverbote in Großstädten, Chinas E-Auto-Initiative, Volvos Ankündigung, von 2019 an kein Auto ohne Elektroantrieb mehr bauen zu wollen: Autokäufer erhalten immer mehr Signale, dass der Selbstzünder keine (lange) Zukunft mehr hat.Zwar gibt es den sauberen Diesel, aber nur zu deutlichen Mehrkosten, weshalb sich die Technologie im Vergleich der Antriebsalternativen künftig immer weniger rechnen wird, wie Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management (CAM) feststellt. Dass europäische Autokonzerne wie Volkswagen, die lange auf den Diesel setzten, zumindest den Euro-6-Diesel auf absehbare Zeit für unverzichtbar halten, enthält die gleiche Botschaft: Die Autos der Zukunft werden elektrisch fahren.Der Nachfragerückgang bei Dieselfahrzeugen wird kurzfristig noch durch den Benziner kompensiert. Doch auch für den Ottomotor mit seinen klimaschädlichen CO2-Emissionen kommt das Ende in Sicht. Langfristig beschleunigt sich der Trend über den Hybrid zum reinen E-Motor, wie die LBBW anmerkt.Wann E-Fahrzeuge günstiger sein werden als Autos mit Verbrennungsmotor? Bei der Landesbank aus Stuttgart sieht man den “Tipping Point” auf Gesamtkostenbasis in den nächsten zehn Jahren erreicht. Elmar Degenhart, Vorstandschef des Autozulieferers Continental, sieht mit Blick auf die bislang geringen Reichweiten und hohen Anschaffungskosten der E-Fahrzeuge den Zenit des Verbrenners zwar noch nicht überschritten. Erst nach 2025 sei sein langsamer Volumenrückgang zu erwarten. Bis dahin könne man ihn noch viel effizienter machen, etwa mit dem Hybrid. Doch Szenarien für die Schlüsselindustrie lassen den wachsenden Handlungsdruck, vor allem für die Politik, erkennen.Bei gut 800 000 direkt Beschäftigten in der deutschen Auto- und Zuliefererindustrie arbeiteten rund 200 000 bis 250 000 Mitarbeiter an künftig in letzter Konsequenz nicht mehr benötigten Antriebssträngen, stellt man bei der LBBW fest. Der reine E-Motor dürfte künftig nur noch ein Siebtel der Belegschaft benötigen – und dies nicht zwingend in Deutschland.