Industriegase

Der Renditehunger von Linde bleibt groß

Spuren der Corona-Pandemie haben sich im vergangenen Jahr nur im Umsatz von Linde gezeigt. Das Ergebnis steigerte der Industriegasekonzern dagegen abermals. Auch in diesem Jahr wird ein Anstieg angestrebt. Besonders ambitioniert ist das Ziel für das aktuelle Quartal: Mindestens plus 16% sollen es werden.

Der Renditehunger von Linde bleibt groß

jh München

Der Vorstand von Linde trimmt den Konzern weiter auf Rendite. Im Vorjahr stieg der Gewinn je Aktie stärker, als vom Unternehmen in Aussicht gestellt worden war und als Analysten im Durchschnitt erwartet hatten. Für 2021 kündigt der amerikanisch-deutsche Weltmarktführer für Industriegase eine nochmalige Steigerung an. CEO Steve Angel zeigt sich zuversichtlich, dass Linde unabhängig vom makroökonomischen Umfeld das Ergebnis je Aktie mit einer zweistelligen Rate steigert und von einer wirtschaftlichen Erholung profitiert. „Darüber hinaus erwarte ich, dass wir unsere Chancen in Wachstumsmärkten wie Gesundheit, Elektronik und erneuerbarer Energie entschiedener nutzen werden.“

Dieses Jahr soll der bereinigte Gewinn je Aktie um 11 bis 13% auf 9,10 bis 9,30 Dollar steigen. Im laufenden Quartal peilt Linde sogar ein Plus von 16 bis 19% an. 2020 gelang ein Anstieg um 12% auf 8,23 Dollar (siehe Tabelle). Zuletzt hatte der Vorstand im November 8,05 bis 8,10 Dollar Gewinn je Aktie prognostiziert. In den bereinigten Ergebnissen sind weder die Kosten für Effizienzprogramme von 506 Mill. Dollar noch Buchungseffekte aus der Fusion von Praxair mit der Linde AG von knapp 2 Mrd. Dollar enthalten. Einschließlich dieser Punkte ergibt sich für 2020 ein operatives Ergebnis von 3,3 (i.V. 2,9) Mrd. Dollar.

Der Gewinn je Aktie erhöhte sich zu einem geringen Teil auch, weil sich deren Anzahl im vergangenen Jahr um etwa 1 Million auf 551 Millionen verringert hat. Für das in diesen Tagen beendete Aktienrückkaufprogramm gab Linde 4,86 Mrd. der maximal möglichen 6 Mrd. Dollar aus. Vor knapp zwei Wochen kündigte der Konzern ein neues Programm im Umfang von bis zu 5 Mrd. Dollar bis Mitte 2023 an.

US-Konkurrent enttäuscht

Der Aktienkurs von Linde stieg am Freitag in Frankfurt um 1,4% auf 212,90 Euro und liegt damit nicht weit von dem im Januar erreichten bisherigen Höchststand entfernt. Dagegen hatte der US-amerikanische Konkurrent Air Products am Tag zuvor an der Börse mehr als 7% an Wert verloren. Das Unternehmen, nach Linde und Air Liquide der dritte globale Anbieter im oligopolistischen Industriegasemarkt, hatte die Gewinnerwartungen verfehlt und dies mit den Folgen der Covid-19-Pandemie begründet.

Auf Corona führt auch Linde den Umsatzrückgang von 3% im vergangenen Jahr zurück. Zwar seien die Verkaufspreise in allen Regionen und insgesamt um 2% gestiegen. Doch sei der Absatz trotz neuer Projekte um 2% gesunken.

Im Schlussquartal jedoch steigerte der Konzern mit Sitz in Guildford bei London den Erlös um 3% auf 7,27 Mrd. Dollar. Das war nach eigenen Angaben vor allem dem Start neuer Projekte zu verdanken. Das bereinigte operative Ergebnis legte dank höherer Preise und einer gesteigerten Produktivität sogar um ein Fünftel auf 1,6 Mrd. Dollar zu, die Umsatzrendite erhöhte sich somit auf 22,2 (19,0)%.

Während der Erlös im vierten Quartal im Vergleich zur Vorjahreszeit in Amerika stagnierte, nahm er in der Region Asien-Pazifik um 12% und in Europa (EMEA) um 6% zu. Amerika ist für Linde aber nach wie vor die umsatzstärkste Region und war zuletzt auch mit einer operativen Umsatzrendite von 27,5% am profitabelsten vor Europa (25,0%) und Asien-Pazifik (23,2%). Der Konzernwert ist niedriger, weil der Anlagenbau branchentypisch eine geringere Rendite erwirtschaftet. Sie lag im Schlussabschnitt bei 13,2%, blieb aber deutlich über dem einstigen Zielwert der Linde AG von 8%.

Linde
Konzernzahlen nach US-GAAP *
in Mill. Dollar20202019
Umsatz2724328163
Operativer Gewinn57975272
 in % vom Umsatz21,318,7
Nettoergebnis43714003
Ergebnis je Aktie (Dollar)8,237,34
Operativer Cash-flow74296119
Investitionen (Capex)34003682
Nettoschulden1227610938
*) bereinigt, fortgeführtes GeschäftBörsen-Zeitung