Der schwierige Rückzug aus dem Evonik-Kapital
ab Köln
Der Rückzug aus dem Aktienkapital von Evonik will der RAG-Stiftung nicht so recht gelingen. Das gilt zumindest mit Blick auf die vielfältigen Versuche, sich via Umtauschanleihe von Anteilen des Chemiekonzerns zu trennen. Im Gegenteil: In dieser Woche haben die Essener erneut eine Umtauschanleihe begeben, um Geld für die Rückzahlung des 2023 fälligen Exchangeable einzusammeln. Zeitgleich mit der Neuemission hat die Stiftung den Gläubigern der im Februar 2023 und der im Juni 2026 fälligen Anleihen Rückkaufangebote unterbreitet.
Von Letzterer werden allerdings nur 50 Mill. Euro erworben, wobei der Rückkauf zum Marktpreis von 91,8 % erfolgt und damit unterhalb des Nennwerts. Aus Emittentensicht ein gutes Geschäft, wird damit doch noch einmal Geld verdient. Allerdings stand bei dieser Maßnahme die Kurspflege im Vordergrund, hatten doch etliche Investoren signalisiert, in die neue Anleihe wechseln zu wollen, wie es auf Anfrage heißt. Das hätte die Umtauschanleihe weiter unter Druck gesetzt. Vom vorzeitigen Rückkauf der 2023er Anleihe machten dagegen nur 71,3% des ausstehenden Volumens Gebrauch. Hier stehen weiterhin 141 Mill. Euro aus, bei der 2026 fälligen Wandelanleihe sind es 450 Mill. Euro.
Der Wunsch zum Wechsel in die neue Anleihe ist vor dem Hintergrund der hohen Wandlungspreise, die jenseits 38 Euro liegen, mehr als verständlich. Seit dem Börsengang hat der MDax-Wert Kurse von 38 Euro oder mehr noch nie gesehen. Erschwerend kommt hinzu, dass die in den Vorjahren ausgegebenen Wandelanleihen nicht verzinst sind.
Mit der Zinswende hat sich die Situation nun grundlegend verändert. Konnte die Stiftung in der Vergangenheit sämtliche Umtauschanleihen mit negativer Rendite platzieren, müssen die Essener nun wieder Zinsen zahlen. Zwar halten sich die Finanzer der Stiftung, die für die Ewigkeitslasten aus dem Steinkohlebergbau geradestehen muss, zugute, bessere Konditionen als der Bund erzielt zu haben. Gleichwohl wurden die Konditionen am oberen Rand der Vermarktungsspannen festgezurrt.
Will heißen: Der Kupon der Umtauschanleihe beläuft sich auf 1,875 %, in die Vermarktung waren die Banken – BNP Paribas, Goldman Sachs und UBS – mit einer Spanne von 1,375 % bis 1,875 % gegangen.
Auch mit Blick auf die Umtauschprämie musste sich die Stiftung mit 20 % bescheiden, die Spanne reichte bis 25 %. Damit liegt der anfängliche Umtauschpreis bei 22,30 Euro. Noch hält die RAG-Stiftung mit 56 % die Mehrheit an Evonik. Um das mit der Beteiligung verbundene Klumpenrisiko zu reduzieren, soll die Beteiligung langfristig auf eine Sperrminorität abgeschmolzen werden. Allerdings muss die Stiftung bei jeder Transaktion die Kursfolgen für Evonik und damit die eigene Vermögensposition berücksichtigen.
Ausgewählte Wandelanleihen deutscher Emittenten | |||||
Emissionsjahr 2022 | |||||
Emittent | Branche | Vol. in Mill. Euro | Laufzeit in Jahren | YTM in % | Wandlungs-prämie in % |
RAG-Stiftung | Finanzindustrie | 500 | 7 | k.A. | 20 |
SGL Carbon | Industrie | 102 | 5 | 5,75 | 25 |
Siemens Energy | Industrie | 960 | 3 | 6,625 | 17,5 |
Deutsche Telekom | Telekommunikation | 375 | 3 | −1,61 | 20 |
Daimler | Auto | 375 | 3 | −3,13 | 20 |
Quelle: BNP Paribas Börsen-Zeitung |