IM INTERVIEW: WOLFGANG SCHÄFER, CONTINENTAL

Derzeit kein größerer Zukauf geplant

CFO: Akquisition für 3 Mrd. Euro möglich - Höheres Margenziel eingepreist - Währungseffekte belasten

Derzeit kein größerer Zukauf geplant

– Herr Schäfer, nach dem Anstieg um 28 % im vergangenen Jahr ist die Continental-Aktie seit Anfang 2016 um 17 % gesunken. Welche Gründe gibt es dafür?Wir gehören einer zyklischen Branche an, größere Schwankungen sind daher möglich. In den ersten vier Monaten hat sich unsere Aktie jedoch parallel zum Euro Stoxx Automotive entwickelt. Insofern liegt es nahe, die Gründe für den Kursverlauf eher im Marktumfeld zu suchen.- Warum honorieren Investoren die angehobene Margenprognose für 2016 nicht stärker?Unsere erste Jahresprognose wurde als konservativ eingeschätzt. Marktteilnehmer hatten also ein höheres Margenziel bereits eingepreist.- Die bereinigte Ebit-Marge im Konzernbereich Automotive ist im ersten Quartal gesunken. Warum?Das lag zum einen an schwächeren Erlösen. Wir gehen von einem zusätzlichen Umsatzvolumen im zweiten und dritten Quartal aus. Zum anderen fielen im ersten Quartal Anlaufkosten, vor allem Entwicklungskosten zur Stärkung des Softwaregeschäfts, relativ hoch aus. Die Entwicklungskosten sind um 1,1 Prozentpunkte gemessen am Umsatz gestiegen. Das erklärt den Margenrückgang im Automotive-Bereich um 0,9 Prozentpunkte.- Die Jahresprognose einer bereinigten Ebit-Marge von 8,5 % für den Bereich haben Sie bestätigt. Was macht Sie zuversichtlich, dass das Ziel erreicht wird?Neben einem höheren Umsatz erwarten wir auch eine Normalisierung bei den Anlaufkosten.- Inwieweit belastet die Wechselkursentwicklung?Wir rechnen nach Belastungen von rund 200 Mill. Euro in den ersten drei Monaten mit negativen Währungskurseffekten von 150 Mill. bis 250 Mill. Euro in den weiteren Quartalen, sollten die Währungsrelationen von heute weiter anhalten.Im zweiten Quartal ergibt sich ein statistischer Effekt, weil der Euro-Kurs im vergangenen Jahr gemessen am Dollar noch einmal deutlich abwertete.- Für die Rubber Group wurde die Margenprognose 2016 auf mehr als 16 % angehoben. Warum?Der Grund für die Anhebung der Margenprognose ist der gute Jahresstart in diesem Bereich. Vor allem im Reifengeschäft sind wir sehr gut ins Jahr gekommen. Das Absatzvolumen stieg im ersten Quartal um 9 %, weltweit haben wir in allen Regionen Marktanteile gewonnen. Auch das zweite Quartal setzt sich auf diesem erfreulichen Niveau fort. Hinzu kommt, dass Contitech dank einer Stabilisierung des Industriegeschäfts das Ergebnis unterstützt. Wir sind hier besser unterwegs als zu Jahresbeginn erhofft.- Welche Rolle spielt die weitere Entlastung bei Rohstoffkosten?Die Rohstoffkostenprognose haben wir nicht geändert. Wir gehen 2016 nach wie vor von einer Entlastung von 100 Mill. Euro aus.- Der Rückenwind nimmt aber ab.Ja, davon gehen wir Stand heute aus.- Wie bewerten Sie denn die Entwicklung der Contitech-Sparte Veyance ein Jahr nach Abschluss der Milliarden-Transaktion?Die Integration ist sehr gut verlaufen. Wir hatten ursprünglich mit einem höheren Ergebnisbeitrag gerechnet. Das Minengeschäft läuft aber auf einem deutlich niedrigeren Niveau als noch vor anderthalb Jahren erwartet. Vor diesem Hintergrund sind wir mit der Entwicklung von Veyance zufrieden.- Ihr finanzieller Spielraum ist beträchtlich. Gibt es konkrete Pläne, wie Sie den nutzen wollen?Wir verfolgen nach wie vor zwei Ziele: Wir wollen das Industriegeschäft durch Zukäufe wie den von Veyance stärken. Zudem wollen wir unsere Technologiekompetenz im Autobereich wie zuletzt durch Übernahme von Elektrobit weiter ausbauen.- Wie realistisch ist eine größere Akquisition in diesem Jahr?Derzeit ist kein größerer Zukauf in Planung. Wenn sich jedoch eine strategisch passende und finanziell attraktive Möglichkeit eröffnet, werden wir, wie früher auch, zugreifen.- Welches Akquisitionsvolumen ist möglich?Einen Zukauf mit einem Preis von bis zu 3 Mrd. Euro können wir uns mit Blick auf unsere starke Finanzposition leisten.—-Das Interview führte Carsten Steevens.