Deutsche Autobauer machen das Rennen um Nokia Here

Konsortium zahlt 2,5 Mrd. Euro - Bosch setzt auf Wettbewerber TomTom

Deutsche Autobauer machen das Rennen um Nokia Here

hei/igo Frankfurt/Stuttgart – Ein Konsortium unter Führung von Daimler, BMW und Audi macht das Rennen um die Nokia-Tochter Here und sichert sich damit den Zugriff auf den derzeit weltweit führenden Anbieter von digitalen Karten und Navigationssystemen. Der Kaufpreis blieb mit 2,5 Mrd. Euro deutlich unter den Erwartungen. Der ehemalige finnische Handy-Riese, der sich als Netzwerkausrüster neu aufstellt, hatte die Sparte im Zuge der Akquisition des Wettbewerbers Alcatel-Lucent ins Schaufenster gestellt und gehofft, 4 Mrd. Euro zu erlösen.Wie das “Manager Magazin” unter Berufung auf Verhandlungskreise berichtet, haben sich alle anderen Interessenten aus dem Bieterprozess zurückgezogen. Ursprünglich sollen auch Apax, Facebook und sogar das Start-up Uber am Ball gewesen sein. Über den Preis sowie über Details des Here-Kaufs war zuletzt hart gerungen worden. Reuters hatte Ende Mai von einem Insider erfahren, dass BMW, Daimler und Audi jeweils rund 700 Mill. Euro für Here ausgeben wollten. Allerdings waren die drei Premiumhersteller offenbar entschlossen zu verhindern, dass andere die Kontrolle über eine Schlüsseltechnologie für vernetzte Fahrzeuge und autonomes Fahren erhalten. Analysten schätzen den Markt von vernetzten Fahrzeugen auf insgesamt rund 50 Mrd. Dollar.Im Gegensatz zu den drei Autobauern setzt der Zulieferkonzern Bosch in der Kartenentwicklung auf den Here-Rivalen TomTom. Gemeinsam wollen beide Unternehmen Kartenmaterial für das automatisierte Fahren erstellen, teilten sie mit.Die Zusammenarbeit sei keine geschlossene Gesellschaft, wie Bosch betont. Der Konzern sei offen für weitere Partnerschaften. Während TomTom die Karten liefert, kann Bosch dabei die Sensoren in die Waagschale werfen. Sie bilden die Umgebung eines Autos sehr präzise ab und sind in vielen Fahrzeugen als Einparkhilfe oder Abstandshalter Standard. Aus ihnen zieht Bosch jene Daten, die TomTom-Karten ergänzen sollen, zudem testet Bosch bereits selbst erstellte Teilkarten in automatisiert fahrenden Erprobungsfahrzeugen.—– Nebenstehender Kommentar- Bericht Seite 7