Deutsche Autobauer stehen bei Genfer Autosalon unter Strom

Elektrifizierte Modelle dominieren die Messe - Zuversicht in Bezug auf CO2-Ziele im Jahr 2021 - Piëch-Sohn präsentiert eigene Marke

Deutsche Autobauer stehen bei Genfer Autosalon unter Strom

scd/Reuters Frankfurt/Genf – Zu Beginn des Genfer Automobilsalons geben sich die deutschen Autobauer kämpferisch, mit einer wachsenden Zahl elektrifizierter Autos, die CO2-Einsparziele für 2021 einzuhalten und so Strafzahlungen zu vermeiden. “Unsere Zukunft ist elektrisch”, sagte BMW-Chef Harald Krüger. BMW verkauft heute schon fast jedes zehnte seiner Autos mit Hybrid- oder Elektroantrieb, viele davon in China. Doch in vielen Ländern Europas liege der Anteil nur bei 2 oder 3 %. Zudem sei die Absatzentwicklung noch stark von staatlichen Anreizen abhängig. In den Niederlanden sei die Nachfrage dramatisch eingebrochen, als der Staat die Förderprämie gekürzt habe.Wer das Etappenziel für die Neuwagenflotte von maximal 95 Gramm Kohlendioxid Ausstoß im Schnitt 2021 reißt, muss eine saftige Strafe zahlen. Entsprechend sind die Planungen für die Zielerreichung nicht nur bei BMW schon recht weit gediehen. “Wir haben natürlich einen Plan, wie wir diese Ziele erfüllen wollen”, sagte Daimler-CEO Dieter Zetsche. Ob dieser Erfolg hat, habe man nur zum Teil selbst in der Hand. Ein entsprechendes Angebot an CO2-emissionsarmen und -emissionsfreien Autos auf den Markt zu bringen, sei nur ein Teil der Lösung. Am Ende müssten die Kunden auch für den richtigen Absatzmix sorgen. Und das hänge von verschiedenen Faktoren ab. “Extrem positive” ReaktionenNoch optimistischer zeigte sich Audi-Chef Bram Schot. Die VW-Tochter stellt in Genf vier neue Plug-in-Hybride vor und zeigt auch sonst auf der Messe nur elektrifizierte Fahrzeuge. “Die Reaktion der Händler und Kunden ist extrem positiv”, sagte er laut dpa-afx. Wer einmal ein E-Auto gefahren habe, sei begeistert.Die CO2-Werte laufen derzeit zwar noch in die falsche Richtung. 2018 sind sie bei den meisten Autobauern das zweite Jahr in Folge gestiegen. Zum Absturz der Nachfrage für CO2-emissionsärmere Dieselfahrzeuge kommt der Boom großer, sprithungriger Geländewagen hinzu. Allerdings beginnen die Autokonzerne gerade erst mit ihrer Elektroauto-Offensive. Schon im kommenden Jahr dürfte sich die Lage deutlich verbessern, erwarten Experten.Der nächste Schritt der CO2-Regulierung in der EU – die Emissionen bis 2030 um weitere 37,5 % zu drücken – sehen die Automanager schon kritischer. BMW-Chef Krüger sprach von einer “dramatischen Herausforderung”. Zetsche tat sich derweil schwer vorherzusehen, wo die Kosten für Elektroantriebe 2030 liegen dürften. Weil die E-Mobilität noch immer teurer sei als herkömmliche Verbrenner, sei dies für die langfristige Nachfrage aber bedeutsam.BMW will in diesem Jahr den Elektro-Mini auf den Markt bringen, im kommenden Jahr folge der IX3. Audi präsentiert in Genf eine Studie des SUV Q4 E-Tron. Mercedes gibt mit einem Konzeptfahrzeug einen Vorgeschmack auf die rein elektrisch fahrende Großraumlimousine EQV. Das Serienmodell des batteriebetriebenen Vans soll im September auf der IAA in Frankfurt gezeigt werden.Auch Volkswagen setzt alles auf die Karte Elektromobilität. Wenn Ende 2019 in Zwickau der erste ID vom Band gerollt ist, sollen weitere Modelle folgen. Insgesamt wollen die Wolfsburger schon im nächsten Jahr mehr als 100 000 reine Elektroautos verkaufen, um so die Klimavorgaben zu erfüllen. Zudem wurde die E-Mobilitätsplattform MEB Drittanbietern zur Nutzung geöffnet und kommt auch bei den Konzernmarken Audi, Skoda, etc. zum Einsatz.Während die deutschen Autobauer in Genf bereits mächtig unter Strom stehen, gibt sich der italienisch-amerikanische Autobauer Fiat Chrysler Automobiles mit dem neuen Chef Mike Manley noch skeptisch in Bezug auf die Elektrifizierung der Flotte. Manley schließt nicht aus, Bußgeld an die EU zu zahlen, wenn das günstiger sei als neue Technologie zu entwickeln.Trotz der hohen Kosten wagen sich auch kleinere Anbieter an Elektroautos. Toni Piëch, Sohn des langjährigen VW-Vorstands- und -Aufsichtsratschefs Ferdinand Piëch, stellte auf dem Automobilsalon in Genf die von ihm mitgegründete und nach ihm benannte Marke und einen ersten Elektrosportwagen, den Piëch Mark Zero, vor. Der soll, wenn er dann irgendwann zu kaufen ist, dank chinesischer Batterieinnovation binnen weniger als 5 Minuten zu 80 % geladen sein und mit 450 kW von 0 auf 100 km/h in 3,2 Sekunden beschleunigen. Mit viel Power geht Piëchs Zweisitzer damit in die Richtung von Porsches Taycan, der ebenfalls schnell lädt und fährt.Eine andere Philosophie zeigt dagegen die Volvo-Tochter Polestar mit dem Modell 2. Mit knapp unter 5 Sekunden von 0 auf 100 km/h und einem Startpreis unter 40 000 Euro zielt er auf Teslas Model 3 und hofft auf Zehntausende Käufer.—– Wertberichtigt Seite 8