Deutsche Autoindustrie fährt autonom voraus
dpa-afx Hannover/Köln – Trotz aller Skepsis vieler Menschen in Deutschland fährt die deutsche Autoindustrie einer Studie zufolge bei der Entwicklung autonom fahrender Autos vorneweg. Die hiesigen Unternehmen seien besonders innovativ, ergab eine Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln.Demnach entfielen 52 % der weltweit angemeldeten Patente zum autonomen Fahren auf deutsche Hersteller. Unter den Top 10 seien sechs Unternehmen aus Deutschland – davon vier Hersteller und zwei Zulieferer. Dagegen spielten US-Herausforderer wie Tesla und Apple bei den Patenten bislang keine Rolle, sehr wohl aber Google. Die deutschen Autohersteller wurden oft dafür kritisiert, angeblich neue Trends verschlafen zu haben. In der Kritik steht aber vor allem die zögerliche Einführung alternativer Antriebe.Neben Autobauern und großen Zulieferern wie Bosch und Continental arbeiten Tech-Unternehmen wie Google ebenfalls an Systemen fürs autonome Fahren, kommen aber laut der Studie gerade einmal auf fast 7 % der Patente. Erfasst wurden über 5 800 von insgesamt gut 9 000 Patenten zum autonomen Fahren seit 2010, davon entfielen mehr als die Hälfte auf Hersteller und fast ein Drittel auf etablierte Zulieferer. Bei diesen Patenten geht es auch etwa um Kamera- oder Radarsysteme.Mit 338 Patenten seit 2010 landete Google auf dem zehnten Platz, Spitzenreiter war der Studie zufolge Bosch mit 958 Patenten vor Audi (516) und Continental (439). Auch BMW, Volkswagen und Daimler zählen zu den Top 10 der Patentanmeldungen zum autonomen Fahren, außerdem Ford, GM und Toyota. Unter den Autoherstellern entfiel fast die Hälfte der Patente auf deutsche Unternehmen, bei den Zulieferern liege der deutsche Anteil sogar bei 76 %. Ausruhen auf ihrer guten Ausgangslage dürfe sich die deutsche Autoindustrie allerdings nicht, warnte Studienautor Hubertus Bardt.Die Zahl der Patente habe seit Ende 2015 um 60 % zugenommen, der Vorsprung deutscher Hersteller werde angegriffen. Die Sorge sei, dass einer der Software-Riesen sich einen Vorsprung erarbeite, der nicht mehr aufzuholen sei, sagte Bardt. Der Experte argumentierte, der Wettbewerb um autonomes oder teilautonomes Fahren beginne nicht erst mit selbstfahrenden Roboterautos, sondern mit heute teils schon angebotenen Assistenzsystemen. Die gute Ausgangslage der deutschen Hersteller im Wettbewerb um autonome Autos erklärte er etwa mit dem hohen Premiumanteil. Hier sei “eine entsprechende Zahlungsbereitschaft” für neue Funktionen eher gegeben.