Sanierungskonzept

Deutsche Bahn will spätestens 2027 auch ohne Schenker wieder profitabel sein

Die Deutsche Bahn hat ein Sanierungskonzept vorgelegt, das in drei Jahren wieder einen operativen Gewinn von 2 Mrd. Euro vorsieht. Der DB-Aufsichtsrat ist noch nicht vollends zufrieden.

Deutsche Bahn will spätestens 2027 auch ohne Schenker wieder profitabel sein

Bahn will spätestens 2027 wieder profitabel sein

Eckdaten zum Sanierungsplan veröffentlicht – Operatives Ergebnis auch ohne Schenker von 2 Mrd. Euro anvisiert – Personalabbau ohne Entlassungen

ahe Berlin

Der Vorstand der Deutschen Bahn (DB) hat Eckpunkte eines Sanierungsplans vorgelegt, der den kriselnden Staatskonzern bis 2027 wieder deutlich zurück in die schwarzen Zahlen bringen soll. So will die Bahn bis dahin ein operatives Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 2 Mrd. Euro erwirtschaften. Im vergangenen Jahr hatte die DB im Systemverbund – also ohne die Logistiktochter Schenker, die aktuell verkauft wird – einen operativen Verlust von gut 2 Mrd. Euro verbucht. Auch im ersten Halbjahr 2024 war außer Schenker lediglich die Energiesparte des Konzerns in der Gewinnzone gewesen.

Das Programm zur strukturellen Sanierung des Unternehmens trägt den Namen „S3“ und war am Mittwoch im Aufsichtsrat diskutiert worden. Neben der Absicherung der finanziellen Tragfähigkeit zielt das Konzept auf die Sanierung der Infrastruktur und des Eisenbahnbetriebs und verspricht wieder höhere Pünktlichkeit, Verlässlichkeit und weniger Störungen. Versprochen wird, die Anzahl der infrastrukturbedingten Verspätungen trotz der hohen Bautätigkeit bis 2027 um 20% zu senken. Und im Betrieb soll die Pünktlichkeit im Fernverkehr in drei Jahren wieder zwischen 75 und 80% liegen. Diese Zahl war im ersten Halbjahr auf nur noch 63% abgesackt.

Ein Herz und eine Seele? Bahn-Chef Richard Lutz (l) und Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) im Juli beim offiziellen Start der Generalsanierung des Schienennetzes. (Foto: picture alliance/dpa | Andreas Arnold)

Der Deutsche-Bahn-Vorstandsvorsitzende Richard Lutz erklärte, mit dem „S3“-Programm werde der Fokus in den nächsten drei Jahren auf die Stabilisierung des Systems und ein deutlich verbessertes Kundenerlebnis gelegt. „Wir treiben gleichzeitig die strukturelle Sanierung der Infrastruktur, des Eisenbahnbetriebs und der Wirtschaftlichkeit voran.“

Aufsichtsrat verlangt mehr Details

Aufsichtsratschef Werner Gatzer war mit dem vorgelegten Konzept aber offenbar nicht vollends zufrieden. Der frühere Haushaltsstaatssekretär im Finanzministerium verwies darauf, dass das Kontrollgremium in der Dezember-Sitzung vom Vorstand „die Konkretisierung des Gesamtprogramms im Rahmen der Budget- und Mittelfristplanung“ erwarte. Der Aufsichtsrat werde die Fortschritte bei der Umsetzung des Sanierungsplans dann kontinuierlich begleiten.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing hatte zu Monatsbeginn bereits einen wirtschaftlichen Sanierungsplan vom Vorstand eingefordert und darauf verwiesen, dass die Bundesregierung mit der Bereitstellung zusätzlicher Milliarden für die Schienensanierung in Vorleistung gegangen sei. Der FDP-Politiker hatte da schon angekündigt, dass er vom Vorstand der Bahn künftig alle drei Monate einen detaillierten Zwischenbericht zur Umsetzung des Konzepts erwarte.

Bahn legt neues Mittelfristziel für die Tilgungsdeckung fest

Neben einem Ebit-Ziel nannte der Vorstand nun noch weitere Finanzkennzahlen, die 2027 erreicht werden sollen: So solle die sogenannte Tilgungsdeckung – also das Verhältnis von operativem Cashflow zu adjustierten Nettofinanzschulden – auf 12% gesteigert werden. Im vergangenen Jahr hatte diese Tilgungsdeckung mit 5,2% weniger als die Hälfte betragen. Bislang hatte die Deutsche Bahn als mittelfristigen Zielwert bis zum Jahr 2028 eine Tilgungsdeckung von mindestens 20% ausgerufen.

Die Personalaufwandsquote soll zudem von heute 52% auf 50% gesenkt werden. Die DB werde den Personalbedarf in den nächsten Jahren in zwei Phasen reduzieren, hieß es. Bis zum Jahr 2027 werde man prioritär in den Bereichen Verwaltung, Vertrieb und indirekt operativen Funktionen reduzieren. Eine konkrete Zahl der betroffenen Arbeitsplätze wurde in diesem Zusammenhang nicht kommuniziert.

Entlassungen nicht geplant

Im Juli hatte der Vorstand noch von der Streichung von 30.000 Stellen gesprochen. Bahn-Chef Lutz stellte am Donnerstag in Berlin noch einmal klar, dass es keine Entlassungen geben werde und die Regelungen zur Beschäftigungssicherung uneingeschränkt weiter gelten. Genutzt würden stattdessen Instrumente wie die natürliche Fluktuation, der konzerninterne Arbeitsmarkt und freiwillige Altersteilzeit. „Und wir werden definitiv nicht im laufenden Betrieb Personal reduzieren“, betonte Lutz. In diesem Jahr seien im Konzern insgesamt sogar rund 25.000 Neueinstellungen geplant.

Was das Sanierungsprogramm „S3“ nicht ändert, sind die langfristigen verkehrspolitischen Sektorziele der Bundesregierung. Angestrebt wird in dem Zusammenhang eine Verdopplung der Verkehrsleistung im Schienenpersonenverkehr, die Steigerung des Anteils der Schiene am Güterverkehr auf 25% und die sukzessive Umsetzung eines sogenannten Deutschlandtakts.

Nach jahrelangen Verlusten in Milliardenhöhe hat die Deutsche Bahn einen Plan vorgelegt, mit dem der Konzern wirtschaftlich einen Turnaround schaffen will. Zielmarke für den operativen Gewinn in drei Jahren sind 2 Mrd. Euro. Entlassungen soll es trotz eines massiven Stellenabbaus vorerst nicht geben.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.