Deutsche Baufirmen vor höheren Kredithürden
kro/ba Frankfurt − Die Kreditnachfrage verharrt hierzulande zur Jahresmitte auf einem niedrigen Niveau. Die KfW führt dies unter anderem auf eine im Vorjahresvergleich „erheblich bessere Liquiditätsversorgung“ zurück. Aber auch die Unsicherheiten rund um den Einfluss neuer Virusvarianten wie Delta+ spielten eine Rolle. „Die nachhaltige Überwindung der Pandemie-Folgen in der Wirtschaft braucht vor allem Planbarkeit“, sagte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. Die fehle den Unternehmen nach wie vor.
Gemessen an der KfW-Ifo-Kredithürde, die die Förderbank gemeinsam mit dem Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut in einer vierteljährlichen Umfrage unter rund 9000 Unternehmen ermittelt, hat sich der Anteil der Unternehmen in Kreditverhandlungen im zweiten Quartal erneut verringert. Bei den Mittelständlern waren es 19,5% der befragten Unternehmen, die in den vergangenen drei Monaten Kreditverhandlungen mit Banken geführt haben − ein Rückgang von 1,1 Prozentpunkten und der niedrigste Wert seit Beginn der Befragung im Jahr 2017. Bei den Großunternehmen sank der Anteil um 1,3 Punkte auf 27,7%.
Dass auch die Angebotsengpässe weiterhin das Investitions- und damit Kreditnachfrageverhalten der Unternehmen bremsen, zeigt sich der KfW zufolge etwa an der Baubranche. In der Wahrnehmung der Unternehmen seien hier die Banken und Sparkassen bei der Kreditvergabe deutlich restriktiver. Die KfW-Ifo-Kredithürde stieg bei großen Unternehmen um 18,8 Prozentpunkte auf 47,6%. Bei kleinen und mittleren Unternehmen stieg der Indikator im Quartalsvergleich um 4,4 Punkte auf 11,0%. Eine Erklärung könnten die zuletzt deutlich gestiegenen Rohstoffpreise etwa für Holz sowie insgesamt höhere Baukosten sein.
Die Baubranche leidet seit längerem – ebenso wie die Industrie – unter Materialknappheiten und steigenden Einkaufspreisen. Die Betriebe haben es immer schwerer, die vorhandenen Aufträge abzuarbeiten. Einer weiteren Ifo-Umfrage zufolge haben sich die Probleme in der Baubranche zuletzt verschärft: 95,2% der Befragten berichteten im Juni von steigenden Einkaufspreisen in den vorangegangen drei Monaten. Über Beeinträchtigungen durch Lieferverzögerungen klagten 50,4% der Betriebe aus dem Hochbau nach 43,9% im Mai und 23,9% im April. Im Tiefbau kletterte die Zahl der betroffenen Betriebe von 2,9% im März auf 40,5% im Juni.
KMU haben es leichter
Unabhängig von den Problemen in der Baubranche gebe es in der Gesamtbetrachtung der kleinen und mittelständischen Unternehmen bei der Kreditvergabe aber Lichtblicke. So ist die Kredithürde hier erstmals seit März 2020 wieder deutlich gesunken. Lag sie zum Jahresauftakt noch bei 22,5%, waren es im zweiten Quartal noch 18,4%. Vor allem mittelständische Dienstleister sind im Zuge der Aufhebung pandemiebedingter Einschränkungen wieder deutlich leichter an Kredite gekommen. Gleiches gilt für die exportorientierten Unternehmen aus dem verarbeitenden Gewerbe.