Deutsche Cleantech-Firmen schaffen es unter die "Top 50"
Deutsche Cleantech-Firmen schaffen es in die "Top 50"
Energiespeicherunternehmen CMBlu und Wasserstoffspezialist Hydrogenious zählen zu Europas wachstumsstärksten Start-ups
cru Frankfurt
Die Brüsseler Venture-Capital-Plattform Tech Tour, die rund hundert namhafte Wagniskapitalgeber wie zum Beispiel Axa Venture Partners mit Unternehmern vernetzt, hat die „Top 50“ der Wachstumsfirmen in Europa gekürt. Das Ergebnis: Zehn von 50 der wachstumsstärksten Tech-Unternehmen in Europa stammen aus Deutschland, teilte die Organisation mit. Besonders stark vertreten sind deutsche Unternehmen aus dem Bereich Nachhaltigkeit: Unter den fünf deutschen von 15 solcher Unternehmen auf der Liste findet sich unter anderem die Energiespeicherfirma CMBlu aus dem bayerischen Alzenau und das Wasserstoffspeicherungsunternehmen Hydrogenious mit Sitz in Erlangen.
Weitere Unternehmen, die zu den zehn wachstumsstärksten Start-ups in Deutschland zählen, sind die Mediziner-Online-Lernsoftware Amboss aus Köln sowie Kaia Health, ein Anbieter digitaler Therapien gegen Kurzatmigkeit aus München, und Marvel Fusion, ein Spezialist für laserbasierte Trägheitsfusion als saubere Energiequelle. Ebenfalls auf der Liste stehen Resolve Biosciences, ein Pionier für molekulare Kartographie aus Monheim, und die Batterie-Analytik-Softwarefirma Twaice. Tech Tour ist eine pan-europäische Plattform, die Wachstumsunternehmen aus dem High-Tech-Bereich mit Investoren weltweit zusammenbringt. In ihrem Rahmen haben mehr 90 Investoren in den vergangenen Monaten rund 300 privat finanzierte Technologie-Start-ups ("later stage") aus Europa mit einer Bewertung von derzeit noch unter 1 Mrd. Dollar analysiert und anschließend die 50 Kandidaten mit der stärksten Wachstumsdynamik und dem größten Einfluss auf ihre jeweilige Branche ausgewählt. Unter den Investoren finden sich bekannte Namen wie Axa Venture Partners, Amadeus Capital Partners, Earlybird, MIG Capital, Silverpeak oder TVM.
Kapitalbeschaffung schwierig
Dennoch erfolgt die Kapitalbeschaffung derzeit unter ungewohnt schwierigen Bedingungen. Laut Tech-Tour-Analysen haben zwar die "Growth50"-Unternehmen in den vergangenen sechs investitionsstarken Jahren "beeindruckende" 6,7 Mrd. Euro – oder durchschnittlich 134 Mill. Euro pro Unternehmen - einwerben können, davon 40% allein in den vergangenen zwölf Monaten. Allerdings sei das Bild durch einige spektakuläre Finanzierungsrunden verfälscht.
So erläutert Falk Müller-Veerse, Partner der Tech-Investmentbank Bryan, Garnier & Co. und Mitglied im Auswahlkomitee der TechTour: „Von den rund 2,7 Mrd. Euro hat allein schon der deutsche KI-Spezialist Aleph Alpha im vergangenen Jahr 486 Mill. Euro eingesammelt, das Team von Isar Aerospace Technologies hat immerhin gut 155 Mill. Euro einwerben können. Insgesamt hat sich das Fundraising-Umfeld 2023 aber deutlich verschlechtert.“
So sei die Gesamtinvestitionssumme im Laufe des Jahres 2023 weltweit, einschließlich Europa, um 40% auf 285 Mrd. Dollar zurückgegangen. „Die Finanzierung durch Wagniskapital lag im vergangenen Jahr auf dem niedrigsten Stand in sechs vergleichsweise guten Jahren, für viele Start-ups und Scale-Ups war es ungewohnt schwierig, Investments für ihr Wachstum zu beschaffen,“ sagt Müller-Veerse. „Tatsächlich haben viele Gründer jetzt erstmals die Erfahrung gemacht, dass die Fähigkeit zur Kapitalbeschaffung ein echter Wettbewerbsvorteil sein kann.“ Immerhin gebe es echte Erfolgs-Stories: „Aleph Alpha etwa ist ein hervorragendes Beispiel für deutsches Unternehmertum. Die Entwicklung fand weitgehend unterhalb des Radars der Öffentlichkeit statt.“
Grundsätzlich ziehen europaweit alle Technologiebereiche gleichermaßen beträchtliche Investitionen an. In den vergangenen sechs Jahren haben die Unternehmen im Bereich Digitales durchschnittlich 151 Mill. Euro eingesammelt, im Bereich Gesundheit sind es 124 Mill. Euro und im Bereich Nachhaltigkeit 109 Mill. Euro. Wachstumsinvestitionen fließen vor allem ins Deeptech- und Sustainability-Umfeld, Quantencomputing, Photonik, neue Raumfahrt, KI, Gesundheit, grüne Energie, Fusionstechnologie.
Growth-Investoren Mangelware
Wachstumsinvestoren sind jedoch in der EU immer noch Mangelware: 49% der geschätzten Zahl der Growth50-Investoren befinden sich außerhalb der EU, hauptsächlich in den USA (24%). Staatliche Investoren aus der EU, wie der Europäische Innovationsrat (EIC), fungieren jedoch zunehmend als Cornerstone-Investoren: Der EIC unterstützt 17 Unternehmen auf der Liste der Top 50 und liegt damit weit vorne.