Deutsche EY verfehlt Wachstumsziel

Einbußen in der Prüfung belasten - Mindestens 6 Prozent Umsatzplus im laufenden Turnus erwartet

Deutsche EY verfehlt Wachstumsziel

swa Frankfurt – Hubert Barth hat als neuer Deutschland-Chef von EY keinen leichten Start. Angetreten am 1. Juli 2016, muss er nun erklären, weshalb die Prüfungs- und Beratungsgruppe im letzten Amtsjahr seines Vorgängers Georg Graf Waldersee im Wachstum deutlich hinter den drei großen Wettbewerbern und den eigenen Planungen zurückblieb. Waldersee hatte vor zwölf Monaten für den Turnus 2015/16 per 30. Juni einen Umsatzzuwachs in der Größenordnung des Vorjahres, also mindestens 9 % prophezeit und EY noch als Wachstumsführer gefeiert.Dass der Umsatz nur um 2,6 % auf 1,6 Mrd. Euro vorankam, führt der neue Managing Partner von EY Deutschland auf die Beendigung von Sonderaufträgen im Bereich Bankenprüfung und Wirtschaftskriminalität zurück, von denen man erwartet habe, dass sie länger laufen. In der Sparte Wirtschaftsprüfung und prüfungsnahe Beratung, dem größten Segment der Organisation, war der Umsatz deshalb im Geschäftsjahr um knapp 8 % auf 494 Mill. Euro rückläufig. Im Vorjahr war noch ein Plus von 6,5 % gelungen.In den ersten sechs Monaten sei EY wieder auf den “alten Pfad” zurückgekehrt. “Wir wachsen über alle Geschäftsbereiche hinweg mit guten 6 % – das erwarten wir mindestens auch für das Gesamtjahr”, unterstreicht Barth. Er sei in keinster Weise beunruhigt. Die Wachstumsschwäche 2015/16 habe nicht zu Einbußen in der Profitabilität geführt. Das Ergebnis legte proportional zum Umsatz zu, sagt Barth. Weichenstellungen”Nach vielen Jahren mit kontinuierlich starkem Wachstum” konzentriere sich EY in Deutschland gegenwärtig darauf, “einige strategische Weichen neu zu stellen und das Unternehmen fit für künftiges Wachstum zu machen”, ergänzt Barth. Dabei gehe es zum Beispiel darum, sich im Zuge der gesetzlich erzwungenen Prüferrotation auf die großen Ausschreibungen im Dax vorzubereiten. Man müsse sich vergewissern, ob man ausreichende Branchenexpertise an Bord habe.EY hat aktuell drei Mandate als Abschlussprüfer von Dax-Gesellschaften und will auf sechs ausbauen. Derzeit laufen nach Informationen aus dem Markt Ausschreibungen von Commerzbank und Allianz, wofür sich auch EY interessieren dürfte. Beiersdorf hatte ausgeschrieben und hält EY die Treue. Auch beim MDax-Wert Axel Springer bleibt EY offenbar an Bord. BASF hält nach Ausschreibung ebenfalls am Prüfer KPMG fest. Bayer indes wechselt von PwC zu Deloitte. Im nicht börsennotierten Segment hat EY den Zuschlag als Abschlussprüfer der KfW und der Helaba erhalten.Zu den strategischen Weichenstellungen zählt Barth auch eine bessere Verzahnung der Geschäftsbereiche in der Gruppe. Mit integrierten Teams wolle man Gesamtlösungen für die Transformationsprozesse anbieten, vor denen alle Unternehmen stünden. Auch hier fokussiert EY auf große Kunden. Es werde große Herausforderungen durch die Digitalisierung der Produktion geben, zumal Deutschland ein wichtiger Standort für Industrie, Maschinen- und Anlagenbau sei. EY wolle diese Transformation mit ihren Dienstleistungen unterstützen und nach vorn bringen, erklärt Barth. Als weiteren strategischen Bereich nennt der Manager den Ausbau der “Marktführerschaft” im Mittelstand.Das stärkste Wachstum gelang im vergangenen Turnus in der Managementberatung (Advisory Services). Hier verweist Barth auf ein Projekt, in dem EY für einen großen Automobilkonzern weltweit eine neue Verkaufsstrategie umsetzte. In der Steuerberatung habe EY ihre führende Position hierzulande mit einem Plus von 7,6 % verteidigt. In der Transaktionsberatung (plus 3,4 %) begleitete EY Private-Equity-Häuser und chinesische Investoren in M & A-Deals.—– Wertberichtigt Seite 6