Deutsche Firmen sind heiß begehrt

BVK: Zuletzt vor allem kleine und mittlere Unternehmen im Visier der Finanzinvestoren - DBAG: Preise steigen kräftig

Deutsche Firmen sind heiß begehrt

Der deutsche Mittelstand hat es den Finanzinvestoren schon immer angetan. Hier gebe es viele versteckte Weltmarktführer – “Hidden Champions” – mit anstehenden Generationswechseln. Zugleich stellt die Beteiligungsbranche aber fest, dass ihre Hoffnung auf moderatere Preise nicht in Erfüllung geht. Ebitda-Multiples von 10 und mehr seien in den USA und Europa üblich.po Frankfurt – Immer mehr Finanzinvestoren kämpfen um den Einstieg bei Unternehmen. Auf dem jährlichen Branchentreff “Super Return” in Berlin haben die Akteure des Beteiligungsmarktes deshalb auch ihre noch im vergangenen Jahr geäußerte Erwartung, dass die Preissteigerungen bei Firmenkäufen nachlassen, begraben müssen.”Der Anlagedruck ist enorm, zumal Unternehmen mit starken Bilanzen und tiefen Taschen zusätzlich die Konkurrenz anfachen”, stellte Rolf-Magnus Weddigen, Leiter der Private-Equity-Praxisgruppe von Bain & Company im deutschsprachigen Raum, fest. Die Bewertungen in den USA und in Europa lägen mit einem Ebitda-Multiple von 10 und mehr auf Rekordhöhe. “Ich bin besorgt, was die Preise angeht. Wie weit kann das gehen? Aber ich würde mich immer für Deutschland entscheiden”, bringt Ron Ayles, dessen Arbeitgeber Advent gerade gegen Bain Capital und Cinven um den hessischen Arzneimittelhersteller Stada buhlt, laut Reuters die Stimmungslage in der Branche auf den Punkt. “Deutschland und die Schweiz sind die Länder der Hidden Champions”, meinte Weddigen. Viele dieser Weltmarktführer stünden vor Generationswechseln.Eine Umfrage der Deutschen Beteiligungs AG (DBAG) und von “Finance” bei mehr als 50 in Deutschland tätigen PE-Häusern ergab zum Jahresende 2016, dass nur 5 % der Befragten das aktuelle Preisniveau als normal empfanden. 86 % fanden die Übernahmeziele teuer, 8 % hielten die verlangten Preise sogar schon für “gefährlich überzogen”. Besonders gravierend sei die Blasenbildung bim Medizintechnik- und Technologiesektor (siehe Grafik).Finanzinvestoren hätten dabei so viele Buy-outs strukturiert wie seit dem Rekordjahr 2007 nicht mehr. Im Bereich der Transaktionswerte schuldenfreier Unternehmen von 50 bis 250 Mill. Euro seien im vergangenen Jahr von Private Equity im deutschen Mittelstand rund 3,6 Mrd. Euro investiert worden. Dabei seien ungewöhnlich viele Buy-outs auf Veräußerungen von Familienunternehmen zurückgegangen. Robuster AnkerDen Gesamtmarkt hier schätzt der Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) für 2016 auf 5,7 Mrd. Euro, was einem Rückgang um 14 % entsprochen habe (siehe Tabelle). Insgesamt sei damit in rund 1 000 Unternehmen investiert worden. “In wechselhaften Zeiten hat sich der deutsche Beteiligungskapitalmarkt als robuster Anker erwiesen und seine wichtige Finanzierungsfunktion insbesondere im Start-up-Bereich untermauert”, betonte Joachim von Ribbentrop, Sprecher des BVK-Vorstands. Während das PE-Volumen sank, ging es in der Wagniskapitalfinanzierung auf 930 (i.V. 840) Mill. Euro in 568 Unternehmen auf den höchsten Stand seit 2008 nach oben. “Der seit 2012 zu beobachtende Aufwärtstrend in der Start-up-Finanzierung bleibt damit ungebrochen.”Wirtschaftlich starke Unternehmen mit positiven Geschäftsaussichten sowie günstige Finanzierungsbedingungen hätten den Buy-out-Investoren ein gutes Umfeld geboten. Das belegten nicht zuletzt Milliardentransaktionen wie Atotech (2,9 Mrd. Euro), Office First (3,3 Mrd. Euro), Xella Baustoffe (1,9 Mrd. Euro) und Bilfinger Building and Facility (1,2 Mrd. Euro). Gerade im Schlussquartal hätten die Aktivitäten im Buy-out-Markt noch einmal kräftig angezogen. Gleichwohl sei das 2016 abgeschlossene Transaktionsvolumen um rund 10 % auf 4,3 Mrd. Euro gesunken, weil viele große Deals erst 2017 vollzogen würden. Die mittelstandsorientierten Minderheitsbeteiligungen büßten deutlich an Attraktivität ein und halbierten sich auf 0,45 Mrd. Euro.Für ihre Geschäfte mangelt es den Finanzinvestoren nicht an Kapital. Das Fundraising deutscher PE-Gesellschaften kletterte um die Hälfte auf 2,33 Mrd. Euro. Dagegen wurde für Venture Capital mit 0,55 Mrd. Euro ein Viertel weniger neue Mittel eingeworben. Die Anlageerwartungen für 2017 sind positiv, fast jede zweite Gesellschaft will ihre Investitionen steigern, wobei mehrheitlich mit unverändert hohen Unternehmensbewertungen gerechnet wird.”Durch das Brexit-Referendum hat der ohnehin boomende deutsche Markt noch einmal einen zusätzlichen Schub bekommen”, sagte Private-Equity-Experte Steve Roberts von PwC auf dem Branchenkongress “Super Return” in Berlin.