Deutsche Gründer werden mutiger
Deutsche Gründer werden mutiger
Zahl der neu gegründeten Start-ups wächst im ersten Halbjahr um 16 Prozent
kro Frankfurt
Am Start-up-Standort Deutschland ist die Gründungsaktivität im ersten Halbjahr laut einer Studie wieder gestiegen. Im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2022 wurden in der Bundesrepublik 16% mehr Start-ups gegründet, wie aus dem halbjährlich erscheinenden Report “Next Generation – Startup-Neugründungen in Deutschland“ des Start-up-Verbands hervorgeht. Die Analyse basiert auf Daten des Handelsregisters, die das Infoportal Startupdetector seit 2019 erhebt. Der Abwärtstrend aus dem vergangenen Jahr, in dem die wirtschaftlichen Unsicherheiten viele angehende Unternehmerinnen und Unternehmer von der Gründung eines Start-ups abgehalten haben, sei damit gestoppt, teilte der Start-up-Verband mit.
In absoluten Zahlen kam es in den ersten sechs Monaten zu 1293 Neugründungen. Einen kräftigen Zuwachs verzeichneten dabei die Software-, die Lebensmittel, die Mobilitäts- und die Tourismus-Branche. Im letztgenannten Sektor hat sich die Zahl der neu gegründeten Start-ups mit 38 sogar mehr als verdoppelt. In den Bereichen Blockchain und Krypto war die Entwicklung dagegen klar negativ – hier wurden 62% weniger Start-ups gegründet.
Trotz des insgesamt deutlichen Anstiegs gegenüber dem zweiten Halbjahr 2022, in dem über alle Branchen hinweg 1.111 Neugründungen gezählt wurden, bewege sich der neue Wert weiterhin auf niedrigem Niveau, heißt es in dem Report. Im zweiten Halbjahr 2021, dem Rekordjahr im deutschen Gründungsgeschehen, hatten Gründer ganze 1.620 Start-ups aus der Taufe gehoben. Im Gesamtjahr 2022 waren es zusammengerechnet 3196 Start-ups.
München stagniert
Einen besonders starken Auftrieb erlebte zuletzt der Start-up-Hotspot Berlin, wo das Gründungsgeschehen im vergangenen Jahr noch stark rückläufig war. Gegenüber 2021 war die Zahl der Neugründungen um fast 30% eingebrochen. In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres kam es in der Hauptstadt nun jedoch zu 262 Neugründungen, was einem Plus von 40% im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2022 entspricht.
Damit ist Berlin im Pro-Kopf-Ranking wieder sehr dicht an den Spitzenreiter München herangerückt, der die Hauptstadt im vergangenen Jahr erstmals als gründungsstärkste Stadt Deutschlands überholt hatte. Die Gründungsaktivität stagnierte zuletzt jedoch in der bayerischen Landeshauptstadt. Mit 12,6 Neugründungen pro 100.000 Einwohner liegt sie jetzt nur noch knapp vor Berlin, wo die Rate zuletzt bei 12,3 Neugründungen pro 100.000 Einwohner lag.
Platz | Stadt | Neugründungen pro 100.000 Einwohner*innen |
---|---|---|
1 | München | 12,6 |
2 | Berlin | 12,3 |
3 | Karlsruhe | 11,4 |
4 | Darmstadt | 10,6 |
5 | Heidelberg | 9,4 |
6 | Hamburg | 8,3 |
7 | Frankfurt am Main | 7,8 |
8 | Oldenburg | 7,0 |
9 | Aachen | 6,8 |
10 | Köln | 6,7 |
Hervorzuheben sei außerdem, dass mit Karlsruhe, Darmstadt und Heidelberg drei forschungsnahe Gründungsstandorte unter den Top 5 zu finden sind, heißt es in dem Report weiter. So wurden in Karlsruhe beispielsweise 11,4 Neugründungen pro 100.000 Einwohner gezählt. Direkt dahinter folgten Darmstadt mit 10,6 Neugründungen und Heidelberg mit 9,4 Gründungen.
Die hohe Gründungsdynamik an forschungsstarken Standorten zeige, welches Potenzial Deutschland jenseits der bekannten Start-up-Hotspots hat, sagte Christian Miele, Vorstandsvorsitzender beim Start-up-Verband, der das Ruder zum Ende des Jahres an die Unternehmerin und Investorin Verena Pausder übergeben will. “Um unsere Stärke in der Forschung besser zu nutzen, müssen wir das Thema Unternehmertum in den Hochschulen prominenter machen und rechtlich-bürokratische Hürden bei der Ausgründung senken”, so Miele weiter. “Gelingt das, werden wir an deutschen Universitäten noch viele Start-up-Gründungen sehen.”