Deutsche Post greift Royal Mail auf Heimatmarkt an
hip London – Die Deutsche Post will den britischen Logistiker UK Mail für 242,7 Mill. Pfund (280 Mill. Euro) übernehmen. Damit macht die Dax-Gesellschaft der privatisierten Royal Mail auf ihrem Heimatmarkt Druck. “Die anhaltende Ausweitung unseres Paketnetzwerks in Europa wird durch eine steigende Nachfrage unserer E-Commerce-Kunden nach grenzüberschreitenden Lieferungen getrieben”, ließ sich Vorstandsmitglied Jürgen Gerdes zitieren. “UK Mail ist ein gut geführtes Unternehmen und etablierter Anbieter von qualitativ hochwertigen Lieferservices in Großbritannien und stellt damit eine gute Ergänzung unseres integrierten Angebots dar.” Durch den Zukauf stärkt der Logistikkonzern seine Präsenz auf den drei größten E-Commerce-Märkten Europas (Großbritannien, Deutschland und Frankreich), die mehr als drei Fünftel des Online-Einzelhandels auf dem europäischen Festland ausmachen. Dabei steht ihm die Deutsche Bank beratend zur Seite.Der Board von UK Mail, dem Investec zur Hand geht, will den Aktionären das Angebot empfehlen. Es sei “fair und vernünftig”. Benötigt wird die Zustimmung von mindestens drei Vierteln der Anteilseigner. Mehr als 60 % sollen sich bereits verbindlich dafür ausgesprochen haben.Das Unternehmen habe in den vergangenen Jahren gute strategische Fortschritte gemacht, werde aber wesentlich davon profitieren, Teil von Deutsche Post DHL zu sein, sagte Chairman Peter Kane. “Unsere Kunden werden direkten Zugang zum globalen Paketnetz und den umfassenden Logistikkapazitäten von Deutsche Post DHL haben. Wir werden die Gelegenheit haben, zusätzliches Geschäft von den Bestandskunden von Deutsche Post DHL zu bekommen. Und es wird signifikante Synergie geben, darunter das zusätzliche Volumen für unser Netz aus dem weltweiten Geschäft von Deutsche Post DHL.”Die Deutsche Post zahlt für UK Mail 440 Pence in bar je Aktie, was einer Prämie von 43 % auf den Schlusskurs vom Dienstag entspricht. Zudem sollen sie noch eine Zwischendividende von 5,5 Pence je Anteilschein erhalten.Die Analysten von Liberum Capital gehen davon aus, dass sich der Zukauf negativ auf die Geschäfte der Royal Mail auswirken wird. Der angesetzte Enterprise Value entspricht nach ihren Berechnungen dem 9,8-fachen Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation (Ebitda) bzw. einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 20. “Wir gehen davon aus, dass UK Mail mit einem viel größeren, finanziell stärkeren und ehrgeizigen Eigentümer zu einem viel stärkeren Konkurrenten wird”, heißt es in einer ersten Einschätzung der Analysten. Die beiden Unternehmen stehen sowohl im Brief- als auch im Paketgeschäft miteinander im Wettbewerb.