Deutsche Post vor einem "großen Schritt nach vorn"
wb Frankfurt – Vorschusslorbeeren von Analysten: Goldman Sachs, DZ Bank, Barclays und Jefferies raten zum Kauf oder mindestens zum Übergewichten der Aktie der Deutschen Post DHL. Das Dividendenpapier legte allerdings am Tag der gestrigen Hauptversammlung (Präsenz: 66,0 %) nur leicht zu. Der Titel ist mit knapp 29 Euro weit entfernt von den 40 Euro, mit denen die Aktie 2018, dem Berichtsjahr von Frank Appel, gestartet war.Der CEO stellte den Anteilseignern – mit der staatlichen KfW (20,5 %) an der Spitze – in Aussicht: “2019 werden wir einen großen Schritt nach vorn machen.” Die Anteilseigner wählten den früheren Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger neu in den Aufsichtsrat (vgl. BZ vom 10. April). Jürgen Gerdes, der 2018 aus dem Vorstand geflogen war, wurde mit 99,6 % entlastet. Der Streubesitz beträgt 79,5 %, davon 12,7 % Private.Appel bestätigte in Bonn die Prognosen für das laufende und das nächste Jahr. Demnach soll das operative Ergebnis (Ebit) 2019 auf 3,9 Mrd. bis 4,3 Mrd. Euro steigen und 2020 dann mehr als 5,0 Mrd. Euro betragen. Das sei “ambitioniert, aber nicht überhöht”, meint Appel. Der Konzern, der 2018 nicht nur im Ergebnis, sondern auch im Umsatz von dem in Dollar fakturierenden US-Wettbewerber UPS mit seinem anders gearteten Geschäftsmodell überholt worden ist, sei auf einem guten Weg: “Wir haben die Weichen richtig gestellt”, klopfte sich der CEO auf die Schultern. Das habe zwar Geld gekostet und kurzfristig das Ergebnis belastet, “aber es schafft die Basis für ein gutes 2019 und vor allem darüber hinaus”, sagte Appel.Die wichtigsten Wachstumstreiber – deutsches Paket und Express international – seien intakt. Doch auch die Frachtsparte und die Logistik hätten sich gut entwickelt. Die Restrukturierung des deutschen Post- und Paketgeschäfts komme “planmäßig” voran. Das von der Bundesnetzagentur in Aussicht gestellte Volumen zur Erhöhung des Briefportos verschaffe Spielraum, um strukturellen Rückgängen im Briefgeschäft zu begegnen, und sei eine Voraussetzung für Investitionen in Qualität.Mit Blick auf den drohenden Brexit betonte Appel die Bedeutung des freien Handels und der EU für Frieden, Wohlstand und Stabilität: “Freihandel ist gut für die Welt. Kein Land war jemals durch Abschotten oder Protektionismus erfolgreich.” Deswegen setze er sich vehement für einen stärkeren internationalen Austausch und “eine noch engere Vernetzung der Welt” ein. Eine besondere Bedeutung misst Appel den Wahlen zum Europaparlament bei: “Wählen ist die beste Antwort auf Populisten.” Einmaleffekt hilftUnzufrieden zeigte sich Appel beim Blick auf das vorige Jahr. Zwar sei “in einem herausfordernden Umfeld” der Konzernumsatz um 1,8 % auf 61,6 Mrd. Euro gesteigert worden. Um Wechselkurseffekte und Umbauten bereinigt betrug das Plus 6 %. Das Ebit erreichte mit 3,2 Mrd. Euro aber nur das im Juni deutlich gesenkte Ergebnisziel.Im ersten Quartal 2019 profitierte der Konzern von einem signifikanten Einmaleffekt (vgl. BZ vom 11. Mai): In China hatte die Post das Geschäft rund um Lager- und Transportdienstleistungen in eine Partnerschaft mit der dortigen S.F. eingebracht. Rund 426 Mill. Euro aus der Transaktion flossen im Quartal dem operativen Ergebnis zu, das so um 28 % auf 1,2 Mrd. Euro kletterte. Ohne die einmalige Zahlung wäre es aber gesunken.