Deutsche Start-ups sammeln ordentlich Geld ein
ge Berlin – Deutsche Start-ups sammelten im ersten Halbjahr 2018 gut 2,41 Mrd. Euro bei Investoren ein. Dies ist zwar ein Minus von 7 % zum entsprechenden Vorjahreszeitraum, in dem allein der Börsengang des Essenlieferdienstes Delivery Hero 423 Mill. einspielte. Dagegen stehen lediglich 173 Mill. Euro, die der Online-Möbelhändler Home 24 vor wenigen Wochen durch sein Going Public erlöste. Ohne Berücksichtigung der IPOs stieg die Summe der von reinen Risikokapitalgebern vereinnahmten Gelder auf den neuen Rekordwert von 2,24 Mrd. Euro. Mit 272 Transaktionen haben zudem noch nie so viele Unternehmensgründer vom Geldsegen profitiert wie in den ersten sechs Monaten 2018.Angesichts der rückläufigen Zu-wachsraten ahnt Peter Lennartz, Partner bei der Prüf- und Beratungsgesellschaft EY und Autor des jüngsten “Start-up-Barometers”, dass hierzulande inzwischen offenbar ein “vorläufiger Höhepunkt der Marktaktivitäten auf hohem Niveau” er-reicht worden ist. Vor allem stagniere die Zahl kleinerer und mittlerer Finanzierungsrunden, die oft mit einem hohen Risiko verbunden sind, da es sich hier um sehr junge Unternehmen mit zumeist noch nicht erprobten Geschäftsmodellen handele. “Aber gerade hier wird weiterhin dringend Kapital benötigt, um die ersten Hürden zu überwinden und Potenzial aufzuzeigen”, mahnt Lennartz.Großes Wachstumspotenzial spricht der EY-Experte auch den ICOs (Initial Coin Offerings) und der dahinter stehenden Blockchain-Technologie zu. Trotz starker Kritik von vielen Seiten nahmen hiesige Start-ups im ersten Halbjahr bei 13 ICOs insgesamt 250 Mill. Euro ein, verglichen mit einem ICO vor Jahresfrist, das 11 Mill. einbrachte. Allerdings sei es nach dem Hype im ersten Halbjahr und negativer Publicity wegen fehlender Regulierung aktuell wieder etwas schwieriger für Start-ups, sich über ICOs zu finanzieren.Das meiste Geld floss auch im ersten Halbjahr 2018 in E-Commerce-Unternehmen (sieht Grafik). Rund die Hälfte der Fintech-Erlöse vereinnahmten die Smartphonebank N26 sowie die ebenfalls in Berlin beheimatete Solarisbank. In Insurtechs wurden knapp 100, in Paymentlösungen gut 50 Mill. Euro investiert. Zudem zögen Start-ups mit innovativen Geschäftsideen im Bereich Data Analytics, Software as a Service, künstliche Intelligenz, Blockchain oder Cyber-Security “wesentlich mehr Investoren als früher an, was für den Standort Deutschland nur positiv sein kann”, urteilt Lennartz.Trotz deutlicher Anstrengungen in Hessen bleibt Berlin auch im Fintech-Bereich weiter an der Spitze. An der Spree sammelten Finanz-Start-ups im Halbjahr 289 Mill. ein, am Main überschaubare 63 Mill. Euro. In der Sparte Software & Analytics folgt auf Berlin (221 Mill.) Bayern mit 87 Mill. Euro, während hessische Gründer lediglich 2 Mill. vereinnahmten. Insgesamt flossen von den 2,41 Mrd. Euro an Investorengeldern zwei Drittel nach Berlin, wo auch die fünf größten Finanzierungsrunden stattfanden.