Deutsche Telefónica wächst gebremst

Reisebeschränkungen drücken Mobilfunkerlöse - Hardware- und Festnetzumsatz legt trotz Krise zu

Deutsche Telefónica wächst gebremst

Die Coronakrise hat bei Telefónica Deutschland zwar zu weniger Kundenabwanderungen geführt, den Umsatz mit Mobilfunkdiensten wegen der eingebrochenen Roaming-Einnahmen aber dennoch gedrückt. Umsatzseitig haben das mehr Hardware- und Festnetzerlöse ausgeglichen, das Ergebnis schrumpfte indes.scd/ds/dpa-afx Frankfurt – Telefónica Deutschland hat in der Coronakrise deutliche Einbußen im Kerngeschäft mit dem Mobilfunk hinnehmen müssen. Zwar legte der Umsatz konzernweit im zweiten Quartal um 0,3 % auf 1,79 Mrd. Euro zu, im Kerngeschäft mit Mobilfunkkunden schrumpfte der Umsatz allerdings um 3,3 % auf 1,275 Mrd. Euro, etwas mehr als von Marktbeobachtern im Schnitt prognostiziert.Allerdings hatte auch der Wettbewerber Vodafone in Deutschland ein 3-prozentiges Erlösminus im Quartal ausgewiesen. “Den Effekten von Covid-19 konnten wir uns nicht ganz entziehen”, sagte Vorstandschef Markus Haas.Ein wesentlicher Faktor waren die deutlich gesunkenen Roaming-Erlöse aufgrund der eingebrochenen Reiseaktivität in den Monaten April bis Juni. Zudem sparten Prepaid-Kunden, indem sie ihre Karten seltener aufluden als sonst üblich. Vertragskündigungen gingen in der Pandemie allerdings zurück. Auch die Kernmarke O2 und viele SIM-Karten in vernetzten Geräten trugen zum Wachstum der Mobilfunkanschlüsse bei. Roaming bricht einBeim operativen Ergebnis schlug sich die Pandemie noch deutlicher als im Umsatz nieder. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen sowie vor Sondereffekten sank das Ergebnis (bereinigtes Oibda) um 5 % auf 552 Mill. Euro. Vor allem der Einbruch bei den lukrativen Roaming-Erlösen spielte eine Rolle. Analysten hatten im Mittel vor der Zahlenbekanntgabe mit einem bereinigten operativen Gewinn in Höhe von 563 Mill. Euro gerechnet. Die Corona-Belastungen im Ergebnis bezifferte Telefónica im zweiten Quartal auf 19 Mill. Euro. In Kombination mit anderen Sonderfaktoren ergab sich ein negativer Einmaleinfluss auf das Ergebnis von 62 Mill. Euro. Unter dem Strich reduzierte Telefónica Deutschland den Nettoverlust von 49 Mill. auf 18 Mill. Euro.Die Aktie des MDax-Unternehmens verlor am Mittwoch zeitweise 3,8 % auf 2,32 Euro und lag damit am MDax-Ende. Am Abend notierte das Papier noch mit 3,3 % im Minus. Damit stellte sich die Marktkapitalisierung auf knapp 7 Mrd. Euro. Die Aktien, die zugleich im TecDax notiert sind, liegen zu 69,2 % bei der spanischen Muttergesellschaft Telefónica, der Rest ist im Streubesitz. Nach Anschlusszahlen liegt das Unternehmen hinter Vodafone und Telekom auf Platz drei in Deutschland. Stärkerer GegenwindJefferies-Analyst Ulrich Rathe sprach von einem stärkeren Corona-Gegenwind im Dienstleistungsgeschäft als zuvor erwartet. Die um 2 % verfehlten Erwartungen beim operativen Ergebnis seien jedoch mehrheitlich auf eine Vergleichszahlung mit einem “Partner” zurückzuführen. Rathe nimmt an, dass es sich hier um 1&1 Drillisch handelt. Auch bei den Investitionen zwang die Pandemie den Konzern laut Haas zum Umschichten.Demnach habe man Investitionen in das zweite Halbjahr verschoben, jedoch seien auch ohne Corona in der zweiten Jahreshälfte mehr Ausgaben vorgesehen gewesen. Den weiteren Ausbau des 5G-Netzes sieht der Konzern auch im Falle potenzieller Beschränkungen für den chinesischen Zulieferer Huawei als gesichert an. Optimistischer Blick nach vornIn Großbritannien wurde Huawei zuletzt wegen Spionageverdachts vom weiteren Netzausbau ausgeschlossen. In Deutschland stehe die Zertifizierung der Bundesregierung laut Haas jedoch noch für alle Hersteller aus. Für den Fall der Fälle habe man sich jedoch vertraglich abgesichert. Die Verhandlungen mit 1&1 Drillisch um ein sogenanntes nationales Roaming für dessen künftiges geplantes 5G-Netz gehen derweil weiter. Man sei in “konstruktiven Verhandlungen”, hieß es von Konzernchef Haas. Für den Rest des Jahres zeigten sich die Münchner optimistisch. “Die wesentlichen Effekte von Corona haben wir hinter uns gelassen”, sagte Haas in der Telefonkonferenz.