Deutsche Wirtschaft stellt sich auf harten Brexit ein
ge Berlin – Die deutsche Wirtschaft mit Werken in Großbritannien und Nordirland stellt sich angesichts bislang erfolgloser Brexit-Verhandlungen auf den Ernstfall eines sehr harten Ausscheidens ein. “Alles andere wäre naiv”, sagte Joachim Lang, der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), gestern in Berlin. Der britischen Regierung fehle es trotz vieler Worte an einem klaren Konzept, die Brexit-Strategie sei völlig unklar. Die bisherigen britischen Vorschläge hält Lang für wenig hilfreich. Die Finanzfragen lasse die Regierung in London nahezu unbeachtet, die Angebote zu Bürgerrechten seien unzureichend, und die Vorschläge zur irisch-nordirischen EU-Grenze hält der Industrieverband für nicht praktikabel. Auch seien die Offerten zur Zollabwicklung mit einem unverhältnismäßig hohen bürokratischen Aufwand verbunden.Lang zufolge fürchten die Unternehmen, dass in Großbritannien hergestellte Produkte ab dem Tag 1 nach einem ungeordneten Brexit den Zugang zu Drittmärkten schlagartig verlieren könnten. Darüber hinaus schaffe das drohende Ende der Freizügigkeit von Arbeitskräften Probleme beim raschen Einsatz von Spezialisten, woraus Produktionsausfälle resultieren könnten. Zudem beobachtet Lang, “deutsche Unternehmen im Vereinigten Königreich kämpfen bereits heute mit der Abwanderung vieler Fachkräfte”.Um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein, hatte der BDI zusammen mit anderen Wirtschaftsverbänden eine gemeinsame “Taskforce Brexit” gegründet. Zehn Projektgruppen loten akute und potenzielle Gefahren des Brexit für Firmen aus. Ein umfassendes Handels-, Investitions- und Wirtschaftsabkommen für das zukünftige Verhältnis könne unmöglich am 30. März 2019 verhandelt, vereinbart und ratifiziert sein. In der Folge schwebe nicht nur über vielen Aktivitäten das Damoklesschwert der Unsicherheit, “sie sind vielmehr der Gefahr massiver Entwertungen ausgesetzt”, warnte Lang. Deutschland und Großbritannien sind mit eine bilateralen Handelsvolumen von mehr als 170 Mrd. Euro und einem wechselseitigen Bestand von Direktinvestitionen von über 140 Mrd. Euro aufs Engste miteinander verbunden. In deutschen Firmen auf der Insel arbeiten gut 400 000 Menschen.—– Nebenstehender Kommentar