Deutsche Wohnen schreibt Immobilien hoch

Dax-Konzern kündigt Bewertungserträge von 1,5 Mrd. Euro an - Jahresprognose bestätigt - Pandemie belastet kaum

Deutsche Wohnen schreibt Immobilien hoch

Deutsche Wohnen steht abermals vor hohen Erträgen aus der Neubewertung ihres Wohnungsbestands. Wie der Konzern mitteilt, bewegt sich der erwartete Buchgewinn zum Jahresende bei 6 % des derzeitigen Immobilienwerts. Die Gewinnprognose für das laufende Jahr bestätigt das Unternehmen.hek Frankfurt – Der Wohnungskonzern Deutsche Wohnen profitiert auch in diesem Jahr vom Immobilienboom in Deutschland. Der Dax-Konzern rechnet nach eigenen Angaben zum Jahresende mit Buchgewinnen in Höhe von 6 % des aktuellen Immobilienwerts. Damit zeichnen sich Bewertungserträge von 1,5 Mrd. Euro ab. Die Aufwertung beruhe in erster Linie auf der anhaltend hohen Nachfrage und Preisdynamik am Transaktionsmarkt für Wohnimmobilien in deutschen Metropolregionen, teilt das Unternehmen mit. Die Attraktivität der größten deutschen Städte sei auch in der Corona-Pandemie ungebrochen. Mehr als 80 % der gehaltenen Immobilien lägen in wachstumsstarken Großstädten.Die Hochschreibung schlägt sich auch im Nettovermögenswert nieder, einer wichtigen Kennzahl für die Bewertung der Aktie. Sie zeigt, dass der vom rot-rot-grünen Senat eingeführte Mietendeckel in Berlin den Wohnimmobilienboom kaum bremst. Vier Fünftel der angekündigten Bewertungserträge entfallen nämlich auf die Hauptstadt. Die Berliner Bestände stünden dann mit 2 800 Euro je Quadratmeter in den Büchern, sagte CFO Philip Grosse in der Telefonkonferenz. Der Mietendeckel ist juristisch hoch umstritten. Deutsche Wohnen geht davon aus, dass das Bundesverfassungsgericht das Gesetz kippen wird.Der Immobilienbestand des Konzerns umfasst 162 700 Wohnungen und knapp 3 000 Gewerbeeinheiten. 71 % der Wohnungen befinden sich im Großraum Berlin. Ende September wurde das Gesamtportfolio mit 26,3 Mrd. Euro bewertet. Deutsche Wohnen profitiert bereits seit Jahren von steigenden Bewertungen infolge der stark zunehmenden Preise für Wohnimmobilien in Deutschland. 2019 stammten 1,4 Mrd. Euro Gewinn aus Neubewertungen.Die Auswirkungen der Coronakrise spürt Deutsche Wohnen bislang kaum. Nach wie vor hätten sich mit knapp über 1 % nur wenige Mieter gemeldet und krisenbedingte Unterstützung angefragt, erklärt der Konzern und bekräftigt die Ankündigung, dass kein Mieter im Zuge der Pandemie seine Wohnung verliere. Mietendeckel drücktDas Management geht weiter davon aus, dass der operative Gewinn, also die Funds from Operations (FFO) ohne Veräußerungserträge, im Gesamtjahr auf dem Vorjahresniveau liegen wird. Damals wurden 538,1 Mill. Euro erwirtschaftet. Nach neun Monaten erreichte der FFO 422,4 Mill. Euro, 1,2 % weniger als im Vorjahreszeitraum.Im operativen Geschäft bekommt der im Sommer in den Dax aufgestiegene Konzern den Mietendeckel in Berlin zu spüren. Daher betrug das vergleichbare Mietwachstum lediglich 0,9 %. Ohne Mietendeckel wären es 2,4 % gewesen. Im Großraum Berlin stiegen die vergleichbaren Mieten um 0,5 %, während der Leerstand stärker als bundesweit auf 1,3 % zurückging.Mit dem Inkrafttreten der zweiten Stufe des Mietendeckels am 23. November wird sich das Gesetz noch stärker auswirken, weil dann auch Bestandsmieten gesenkt werden müssen, falls sie die zulässigen Obergrenzen um mehr als 20 % überschreiten. Daher werde das Bestandsmietenniveau in Berlin am Jahresende um etwa 6 % unter dem Vorjahreswert liegen, sagte Grosse.Nach Angaben der Privatbank Berenberg übertreffen die Gewinnkennziffern die eigenen Erwartungen. Für die US-Bank J.P. Morgan ist das dritte Quartal solide ausgefallen. Der Ausblick auf die diesjährigen Neubewertungen des Bestands sei eine positive Überraschung gewesen. Der Aktienkurs legte am Freitag zunächst deutlich zu, rutschte dann aber ins Minus und beendete den Handel mit einem Abschlag von 1 %.Die Durchschnittsmiete des Konzerns lag Ende September bei 6,93 Euro je Quadratmeter nach 6,82 Euro im Vorjahr. “Gerade in dem aktuell unsicheren Umfeld zeigt sich die Qualität unseres ausgesprochen robusten Geschäftsmodells”, sagte Vorstandschef Michael Zahn. Unter dem Strich brach der Gewinn allerdings um gut die Hälfte auf 307,9 Mill. Euro ein – Folge vor allem der bis dato geringeren Bewertungserträge und der Wertanpassungen bei Wandelanleihen. In Instandhaltung und Sanierung wurden 250,8 Mill. Euro investiert, 16 % weniger als von Januar bis September 2019.