Deutsche Wohnen sucht Schulterschluss mit Bezirken
hek Frankfurt – Der stark in der Kritik stehende Immobilienkonzern Deutsche Wohnen hat sich mit einem weiteren Berliner Bezirk auf eine Kooperation verständigt. Am Freitag unterzeichnete das Unternehmen eine Vereinbarung mit dem Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf. Das Abkommen regele unter anderem, wie künftige Modernisierungsvorhaben sozial verträglich gestaltet würden, teilte Deutsche Wohnen mit. Weitere Themen seien Klimaschutz und Energieeffizienz. Der Konzern hat inzwischen nach eigenen Angaben mit der Hälfte der Berliner Bezirke Vereinbarungen geschlossen und strebt weitere Kooperationen an.Infolge der Enteignungsdebatte steht Deutsche Wohnen derzeit massiv in der Schusslinie. Die Bürgerinitiative “Deutsche Wohnen und Co enteignen” sammelt Unterschriften für ein Volksbegehren zur Verstaatlichung von Großvermietern mit mehr als 3 000 Wohnungen in Berlin. Viele Bürger und Teile der Politik unterstützen die Initiative. Die Vereinbarungen mit den Bezirken können dazu beitragen, diesen Druck ein wenig abzufedern.Gemäß der Absprache mit Steglitz-Zehlendorf soll nach einer Modernisierung die Bruttowarmmiete nicht über 30 % des Nettohaushaltseinkommens der Mieter steigen. Bezirksbürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski (CDU) sagte, dass viele Bestandsmieter des Unternehmens in Steglitz-Zehlendorf mehr Sicherheit und Transparenz erhielten. Wie es heißt, beansprucht die Vereinbarung allgemeine Gültigkeit für den Bezirk. Sie beziehe sich also nicht auf ein bestimmtes Bauprojekt.Deutsche Wohnen bewirtschaftet 11 000 Wohnungen in Steglitz-Zehlendorf. Im Großraum Berlin verfügt der MDax-Konzern über knapp 116 000 Wohnungen, 70 % des Gesamtbestands. Im März hatte Deutsche Wohnen eine Kooperation mit Berlin-Lichtenberg vereinbart. Weitere Absprachen gibt es für Pankow und Friedrichshain-Kreuzberg.Derweil lässt die Verunsicherung unter Investoren durch die Enteignungsdebatte nach. Das zeigt der Deutsche-Wohnen-Aktienkurs, der nach der jüngsten Erholung nur noch 3,5 % unter dem Hoch vom März 2019 liegt. Fachanalysten und andere Experten haben ein Verstaatlichungsszenario von vornherein für unwahrscheinlich gehalten. Die Zweifel gründen vor allem auf verfassungsrechtlichen Bedenken und den fälligen Entschädigungen in mutmaßlich zweistelliger Milliardenhöhe, die das Land Berlin kaum stemmen kann. Hinzu kommt, dass selbst ein Volksentscheid im Sinne der Initiatoren keinen Automatismus zur politischen Umsetzung auslösen würde.